Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.Dampfdruck oder durch elektrische Kraft in drehende Bewegung gesetzt. Auch das Bewegen der Drehscheiben kann auf diese Weise erfolgen, geschieht aber auch unmittelbar durch elektrische Kraft, durch Dampf- oder Wasserdruck sowie durch sonstige mechanische oder durch menschliche oder tierische Kraft. Der V. mit Drehscheiben ist besonders in England eingebürgert und wird dort nicht unwesentlich durch die im allgemeinen kurzen und leichten Wagen begünstigt. Er ist aber auch dort heute fast nur noch für den Dienst an den Güterschuppen und Ladegleisen üblich, wozu er auch auf dem Festland auf großen Bahnhöfen eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Für den Massenverkehr hat er außerhalb Englands niemals eine erhebliche Ausdehnung gefunden und wird auch dort hierzu jetzt kaum noch verwendet. Schwere Wagen und langer Achsstand erschweren die Benutzung dieser Art des V.; auch ist es mißlich, daß immer nur ein Wagen abgedreht werden kann. Anderseits läßt sich der zu Gebote stehende Raum beim V. vermittels Drehscheiben oft besser ausnutzen, weshalb er besonders bei Güterbahnhöfen für den Ortsverkehr im Innern der Städte von Wert ist. 2. V. mit Schiebebühnen. Hierbei erfolgt die Bewegung der Schiebebühnen (s. d.) durch dieselben Mittel wie die der Drehscheiben und gilt auch hinsichtlich der Bewegung der Wagen das unter 1 Gesagte. Die Anwendung der Schiebebühnen beschränkt sich auf dieselben Gebiete wie die der Drehscheiben; die räumliche Ausnutzung läßt sich aber meist weniger weit treiben als bei Anwendung von Drehscheiben. Die zur Bewegung der Schiebebühne benutzte Kraftquelle dient in der Regel auch zum Heranholen und zum Abschieben der Fahrzeuge nach und von der Schiebebühne mittels Drahtseils. 3. V. auf Gleisen, die durch Weichen verbunden sind, mit Lokomotiven ist die am häufigsten angewendete Art. Sie eignet sich besonders für Massenverkehr, weil sie die gleichzeitige Bewegung mehrerer Wagen zuläßt (s. Abdrücken, Ablaufen oder Abstoßen der Wagen). Es ist hier zu unterscheiden: a) V. bei wagerecht liegenden oder nur ganz schwach geneigten Gleisen. Die Lokomotive zieht die Wagen oder Wagengruppen vor und setzt oder stößt sie in die für ihre Aufnahme bestimmten Gleise ab. Eine solche Bewegung heißt Verschiebegang. Zum Vorziehen dient, um den Lauf der Züge nicht zu stören, meist ein besonderes von den Hauptgleisen unabhängiges Gleis, das Ausziehgleis (s. d.), von dem aus möglichst alle Bahnhofgleise zugänglich sind. Bei dem Abstoßen werden die einzelnen Wagen vor ihrer Rückwärtsbewegung von den übrigen Wagen abgehängt (s. Aushebestange) und dann von der Lokomotive zurückgestoßen. Dies darf aber nicht geschehen bei Wagen, in denen sich Personen befinden, bei Wagen mit leicht verschiebbarer Ladung, gegen Drehscheiben, Wegübergänge, bei Sturm, von zwei Seiten in dieselben Gleise, in stark geneigte Gleise u. s. w. Es bietet im übrigen gegenüber dem Zurücksetzen den Vorteil rascheren Arbeitens, greift aber die Fahrzeuge und die Ladungen stärker an als dieses. Sowohl beim Absetzen wie beim Abstoßen muß ein gewisser Teil der bewegten Wagen mit besetzten Bremsen versehen oder durch andere Bremsmittel (s. Bremsschlitten, Bremschuhe) für das rechtzeitige Aufhalten der Wagen gesorgt werden. b) V. auf geneigten Gleisen, auf Ablaufgleisen (s. d.). Hierbei läßt man die einzelnen Wagen und Wagengruppen entweder vom stillstehenden Wagenzug nacheinander durch ihre Schwerkraft ablaufen (Abrollanlage) oder der Wagenzug wird langsam über einen sog. Eselsrücken (s. Ablaufberg) zurückgedrückt (Ablaufanlage), wobei die vorher abgehängten einzelnen Wagen und Wagengruppen gleichfalls durch ihre Schwerkraft in die Verteilungsgleise ablaufen. Dieses Verfahren hat besonders bei großem Massenverkehr immer weitere Verbreitung gefunden und zur Anlage der besonderen Art der Verschiebebahnhöfe (s. d.) mit Ablaufgleisen geführt. Es gilt jetzt als das beste Verschiebesystem, obwohl ein einwandfreies, allen Ansprüchen genügendes Verfahren, den ablaufenden Wagen eine wenigstens annähernd gleichmäßige Geschwindigkeit zu geben, noch nicht gefunden wurde (s. Gleisbremse und Ablaufberg). Beim Ablaufen der Wagen sind zur Benachrichtigung der Weichensteller über den von den Wagen einzuhaltenden Gleisweg sowie zum Festhalten in den Verteilungsgleisen besondere Maßnahmen nötig. Der Gleisweg wird am einfachsten dadurch gekennzeichnet, daß man auf die vordere Stirnseite des Wagens die Nummer des Gleises anschreibt, in das der Wagen laufen soll. Sehr zweckmäßig ist es gleichzeitig, die Gleisnummer für die nächstfolgende Wagengruppe auf die hintere Stirnseite der vorauflaufenden Wagen zu schreiben, so daß der Weichensteller schon beim Vorbeilaufen der Wagen über den Lauf der nachfolgenden Wagen unterrichtet wird. Dies Verfahren ist aber meist nur bei Tag anwendbar, wenn nicht für sehr gute Beleuchtung gesorgt ist. Es sind daher auch Dampfdruck oder durch elektrische Kraft in drehende Bewegung gesetzt. Auch das Bewegen der Drehscheiben kann auf diese Weise erfolgen, geschieht aber auch unmittelbar durch elektrische Kraft, durch Dampf- oder Wasserdruck sowie durch sonstige mechanische oder durch menschliche oder tierische Kraft. Der V. mit Drehscheiben ist besonders in England eingebürgert und wird dort nicht unwesentlich durch die im allgemeinen kurzen und leichten Wagen begünstigt. Er ist aber auch dort heute fast nur noch für den Dienst an den Güterschuppen und Ladegleisen üblich, wozu er auch auf dem Festland auf großen Bahnhöfen eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Für den Massenverkehr hat er außerhalb Englands niemals eine erhebliche Ausdehnung gefunden und wird auch dort hierzu jetzt kaum noch verwendet. Schwere Wagen und langer Achsstand erschweren die Benutzung dieser Art des V.; auch ist es mißlich, daß immer nur ein Wagen abgedreht werden kann. Anderseits läßt sich der zu Gebote stehende Raum beim V. vermittels Drehscheiben oft besser ausnutzen, weshalb er besonders bei Güterbahnhöfen für den Ortsverkehr im Innern der Städte von Wert ist. 2. V. mit Schiebebühnen. Hierbei erfolgt die Bewegung der Schiebebühnen (s. d.) durch dieselben Mittel wie die der Drehscheiben und gilt auch hinsichtlich der Bewegung der Wagen das unter 1 Gesagte. Die Anwendung der Schiebebühnen beschränkt sich auf dieselben Gebiete wie die der Drehscheiben; die räumliche Ausnutzung läßt sich aber meist weniger weit treiben als bei Anwendung von Drehscheiben. Die zur Bewegung der Schiebebühne benutzte Kraftquelle dient in der Regel auch zum Heranholen und zum Abschieben der Fahrzeuge nach und von der Schiebebühne mittels Drahtseils. 3. V. auf Gleisen, die durch Weichen verbunden sind, mit Lokomotiven ist die am häufigsten angewendete Art. Sie eignet sich besonders für Massenverkehr, weil sie die gleichzeitige Bewegung mehrerer Wagen zuläßt (s. Abdrücken, Ablaufen oder Abstoßen der Wagen). Es ist hier zu unterscheiden: a) V. bei wagerecht liegenden oder nur ganz schwach geneigten Gleisen. Die Lokomotive zieht die Wagen oder Wagengruppen vor und setzt oder stößt sie in die für ihre Aufnahme bestimmten Gleise ab. Eine solche Bewegung heißt Verschiebegang. Zum Vorziehen dient, um den Lauf der Züge nicht zu stören, meist ein besonderes von den Hauptgleisen unabhängiges Gleis, das Ausziehgleis (s. d.), von dem aus möglichst alle Bahnhofgleise zugänglich sind. Bei dem Abstoßen werden die einzelnen Wagen vor ihrer Rückwärtsbewegung von den übrigen Wagen abgehängt (s. Aushebestange) und dann von der Lokomotive zurückgestoßen. Dies darf aber nicht geschehen bei Wagen, in denen sich Personen befinden, bei Wagen mit leicht verschiebbarer Ladung, gegen Drehscheiben, Wegübergänge, bei Sturm, von zwei Seiten in dieselben Gleise, in stark geneigte Gleise u. s. w. Es bietet im übrigen gegenüber dem Zurücksetzen den Vorteil rascheren Arbeitens, greift aber die Fahrzeuge und die Ladungen stärker an als dieses. Sowohl beim Absetzen wie beim Abstoßen muß ein gewisser Teil der bewegten Wagen mit besetzten Bremsen versehen oder durch andere Bremsmittel (s. Bremsschlitten, Bremschuhe) für das rechtzeitige Aufhalten der Wagen gesorgt werden. b) V. auf geneigten Gleisen, auf Ablaufgleisen (s. d.). Hierbei läßt man die einzelnen Wagen und Wagengruppen entweder vom stillstehenden Wagenzug nacheinander durch ihre Schwerkraft ablaufen (Abrollanlage) oder der Wagenzug wird langsam über einen sog. Eselsrücken (s. Ablaufberg) zurückgedrückt (Ablaufanlage), wobei die vorher abgehängten einzelnen Wagen und Wagengruppen gleichfalls durch ihre Schwerkraft in die Verteilungsgleise ablaufen. Dieses Verfahren hat besonders bei großem Massenverkehr immer weitere Verbreitung gefunden und zur Anlage der besonderen Art der Verschiebebahnhöfe (s. d.) mit Ablaufgleisen geführt. Es gilt jetzt als das beste Verschiebesystem, obwohl ein einwandfreies, allen Ansprüchen genügendes Verfahren, den ablaufenden Wagen eine wenigstens annähernd gleichmäßige Geschwindigkeit zu geben, noch nicht gefunden wurde (s. Gleisbremse und Ablaufberg). Beim Ablaufen der Wagen sind zur Benachrichtigung der Weichensteller über den von den Wagen einzuhaltenden Gleisweg sowie zum Festhalten in den Verteilungsgleisen besondere Maßnahmen nötig. Der Gleisweg wird am einfachsten dadurch gekennzeichnet, daß man auf die vordere Stirnseite des Wagens die Nummer des Gleises anschreibt, in das der Wagen laufen soll. Sehr zweckmäßig ist es gleichzeitig, die Gleisnummer für die nächstfolgende Wagengruppe auf die hintere Stirnseite der vorauflaufenden Wagen zu schreiben, so daß der Weichensteller schon beim Vorbeilaufen der Wagen über den Lauf der nachfolgenden Wagen unterrichtet wird. Dies Verfahren ist aber meist nur bei Tag anwendbar, wenn nicht für sehr gute Beleuchtung gesorgt ist. Es sind daher auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0155" n="140"/> Dampfdruck oder durch elektrische Kraft in drehende Bewegung gesetzt. 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Dies darf aber nicht geschehen bei Wagen, in denen sich Personen befinden, bei Wagen mit leicht verschiebbarer Ladung, gegen Drehscheiben, Wegübergänge, bei Sturm, von zwei Seiten in dieselben Gleise, in stark geneigte Gleise u. s. w. Es bietet im übrigen gegenüber dem Zurücksetzen den Vorteil rascheren Arbeitens, greift aber die Fahrzeuge und die Ladungen stärker an als dieses. Sowohl beim Absetzen wie beim Abstoßen muß ein gewisser Teil der bewegten Wagen mit besetzten Bremsen versehen oder durch andere Bremsmittel (s. Bremsschlitten, Bremschuhe) für das rechtzeitige Aufhalten der Wagen gesorgt werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">b)</hi> V. <hi rendition="#g">auf geneigten Gleisen, auf Ablaufgleisen</hi> (s. d.). 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Dies Verfahren ist aber meist nur bei Tag anwendbar, wenn nicht für sehr gute Beleuchtung gesorgt ist. Es sind daher auch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0155]
Dampfdruck oder durch elektrische Kraft in drehende Bewegung gesetzt. Auch das Bewegen der Drehscheiben kann auf diese Weise erfolgen, geschieht aber auch unmittelbar durch elektrische Kraft, durch Dampf- oder Wasserdruck sowie durch sonstige mechanische oder durch menschliche oder tierische Kraft. Der V. mit Drehscheiben ist besonders in England eingebürgert und wird dort nicht unwesentlich durch die im allgemeinen kurzen und leichten Wagen begünstigt. Er ist aber auch dort heute fast nur noch für den Dienst an den Güterschuppen und Ladegleisen üblich, wozu er auch auf dem Festland auf großen Bahnhöfen eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Für den Massenverkehr hat er außerhalb Englands niemals eine erhebliche Ausdehnung gefunden und wird auch dort hierzu jetzt kaum noch verwendet. Schwere Wagen und langer Achsstand erschweren die Benutzung dieser Art des V.; auch ist es mißlich, daß immer nur ein Wagen abgedreht werden kann. Anderseits läßt sich der zu Gebote stehende Raum beim V. vermittels Drehscheiben oft besser ausnutzen, weshalb er besonders bei Güterbahnhöfen für den Ortsverkehr im Innern der Städte von Wert ist.
2. V. mit Schiebebühnen. Hierbei erfolgt die Bewegung der Schiebebühnen (s. d.) durch dieselben Mittel wie die der Drehscheiben und gilt auch hinsichtlich der Bewegung der Wagen das unter 1 Gesagte. Die Anwendung der Schiebebühnen beschränkt sich auf dieselben Gebiete wie die der Drehscheiben; die räumliche Ausnutzung läßt sich aber meist weniger weit treiben als bei Anwendung von Drehscheiben. Die zur Bewegung der Schiebebühne benutzte Kraftquelle dient in der Regel auch zum Heranholen und zum Abschieben der Fahrzeuge nach und von der Schiebebühne mittels Drahtseils.
3. V. auf Gleisen, die durch Weichen verbunden sind, mit Lokomotiven ist die am häufigsten angewendete Art. Sie eignet sich besonders für Massenverkehr, weil sie die gleichzeitige Bewegung mehrerer Wagen zuläßt (s. Abdrücken, Ablaufen oder Abstoßen der Wagen). Es ist hier zu unterscheiden:
a) V. bei wagerecht liegenden oder nur ganz schwach geneigten Gleisen. Die Lokomotive zieht die Wagen oder Wagengruppen vor und setzt oder stößt sie in die für ihre Aufnahme bestimmten Gleise ab. Eine solche Bewegung heißt Verschiebegang. Zum Vorziehen dient, um den Lauf der Züge nicht zu stören, meist ein besonderes von den Hauptgleisen unabhängiges Gleis, das Ausziehgleis (s. d.), von dem aus möglichst alle Bahnhofgleise zugänglich sind. Bei dem Abstoßen werden die einzelnen Wagen vor ihrer Rückwärtsbewegung von den übrigen Wagen abgehängt (s. Aushebestange) und dann von der Lokomotive zurückgestoßen. Dies darf aber nicht geschehen bei Wagen, in denen sich Personen befinden, bei Wagen mit leicht verschiebbarer Ladung, gegen Drehscheiben, Wegübergänge, bei Sturm, von zwei Seiten in dieselben Gleise, in stark geneigte Gleise u. s. w. Es bietet im übrigen gegenüber dem Zurücksetzen den Vorteil rascheren Arbeitens, greift aber die Fahrzeuge und die Ladungen stärker an als dieses. Sowohl beim Absetzen wie beim Abstoßen muß ein gewisser Teil der bewegten Wagen mit besetzten Bremsen versehen oder durch andere Bremsmittel (s. Bremsschlitten, Bremschuhe) für das rechtzeitige Aufhalten der Wagen gesorgt werden.
b) V. auf geneigten Gleisen, auf Ablaufgleisen (s. d.). Hierbei läßt man die einzelnen Wagen und Wagengruppen entweder vom stillstehenden Wagenzug nacheinander durch ihre Schwerkraft ablaufen (Abrollanlage) oder der Wagenzug wird langsam über einen sog. Eselsrücken (s. Ablaufberg) zurückgedrückt (Ablaufanlage), wobei die vorher abgehängten einzelnen Wagen und Wagengruppen gleichfalls durch ihre Schwerkraft in die Verteilungsgleise ablaufen. Dieses Verfahren hat besonders bei großem Massenverkehr immer weitere Verbreitung gefunden und zur Anlage der besonderen Art der Verschiebebahnhöfe (s. d.) mit Ablaufgleisen geführt. Es gilt jetzt als das beste Verschiebesystem, obwohl ein einwandfreies, allen Ansprüchen genügendes Verfahren, den ablaufenden Wagen eine wenigstens annähernd gleichmäßige Geschwindigkeit zu geben, noch nicht gefunden wurde (s. Gleisbremse und Ablaufberg). Beim Ablaufen der Wagen sind zur Benachrichtigung der Weichensteller über den von den Wagen einzuhaltenden Gleisweg sowie zum Festhalten in den Verteilungsgleisen besondere Maßnahmen nötig. Der Gleisweg wird am einfachsten dadurch gekennzeichnet, daß man auf die vordere Stirnseite des Wagens die Nummer des Gleises anschreibt, in das der Wagen laufen soll. Sehr zweckmäßig ist es gleichzeitig, die Gleisnummer für die nächstfolgende Wagengruppe auf die hintere Stirnseite der vorauflaufenden Wagen zu schreiben, so daß der Weichensteller schon beim Vorbeilaufen der Wagen über den Lauf der nachfolgenden Wagen unterrichtet wird. Dies Verfahren ist aber meist nur bei Tag anwendbar, wenn nicht für sehr gute Beleuchtung gesorgt ist. Es sind daher auch
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