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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Daß Röll während seiner langen Dienstzeit auch viele andere österreichische und ausländische Ehrungen zuteil geworden sind, bedarf kaum der Erwähnung.

Nachdem er in den Ruhestand getreten war, wurde er von verschiedenen Eisenbahngesellschaften und anderen industriellen Unternehmungen zum Vorsitzenden oder zum Mitglied des Verwaltungsrats berufen.

Sein Hinscheiden betrauert seine Witwe, mit der er seit dem 22. Mai 1875 in glücklicher Ehe gelebt hat, und seine 5 Kinder, 2 Söhne und 3 Töchter.

Der Verstorbene hat neben seiner reichen amtlichen Tätigkeit noch Zeit und Muße gefunden, sich viel und gründlich wissenschaftlich zu beschäftigen. Er war Mitarbeiter von Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften, Herausgeber einer Sammlung eisenbahnrechtlicher Entscheidungen und er war es, der durch unermüdlichen Fleiß und nie erlahmende Schaffenskraft eine Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in zwei Auflagen veranstaltet hat. Das Bedürfnis einer enzyklopädischen Darstellung des gesamten Eisenbahnwesens war seit der immer weiteren Verbreitung und immer steigenden Vervollkommnung des neuen Verkehrsmittels in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrfach hervorgetreten und in der Öffentlichkeit erörtert worden. Die Ausführung scheiterte immer wieder an den großen Schwierigkeiten, die vor allem auch darin bestanden, daß ein Einzelner kaum imstande sein werde, die verschiedenen Seiten der Eisenbahnen, die technische, administrative, wirtschaftliche, finanzielle Seite voll zu beherrschen. Da war es Röll, der im Jahr 1885 mit dem Plan einer solchen Enzyklopädie, die er gemeinsam mit dem hochangesehenen Oberingenieur Heusinger von Waldegg herausgeben wollte, vor die Öffentlichkeit trat. Aber Heusinger von Waldegg starb 1886, Verhandlungen mit einem anderen hervorragenden Techniker kamen nicht zum Abschluß, die zuerst in Aussicht genommene Verlagsbuchhandlung trat zurück. Im Oktober 1889 erschien ein Prospekt von Röll als alleinigem Herausgeber, nachdem ihm gelungen war, in der Verlagsbuchhandlung von Carl Gerold's Sohn in Wien einen anderen Verleger zu finden. Bald darauf folgte der erste Band der "Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in alphabetischer Anordnung." In dem ersten Plan war der Umfang des Werks auf zwei starke Bände bemessen, im Prospekt waren fünf Bände von je 30 Bogen, also 150 Bogen vorgesehen. Aus den fünf Bänden sind sieben mit 232 Druckbogen geworden, die in den Jahren 1890 bis 1895 erschienen sind. Immerhin eine erstaunliche Leistung, besonders für den Herausgeber, der sich seine Mitarbeiter suchen, den Plan in allen Einzelheiten ausarbeiten, die Stichworte auswählen und endlich zahlreiche Artikel selbst schreiben mußte, weil die Mitarbeiter versagten. Das Werk wurde von der Eisenbahnwelt herzlich begrüßt. Daß auch allerlei Ausstellungen erhoben wurden, die Kritik nicht überall befriedigt war, ist bei einem solchen Erstlingswerk nicht zu verwundern. Das Gesamturteil ging aber immer wieder dahin, daß hier eine wohlgelungene Arbeit vorliege, einzig in ihrer Art, auf die die deutsche Fachliteratur wohl stolz sein dürfe und das in keinem Land seinesgleichen fand1.

Im September 1908 machte Röll verschiedenen Fachgenossen die vertrauliche Mitteilung, daß die bekannte, angesehene Verlagsbuchhandlung Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, das Verlagsrecht an der Enzyklopädie erworben habe und daß er die Herausgabe einer Neuauflage beabsichtige. Eine solche sei erforderlich, weil seit dem Erscheinen des letzten Bands der ersten Auflage gewaltige Fortschritte auf allen Gebieten des Eisenbahnwesens gemacht seien und daher eine völlige Umarbeitung erforderlich erscheine. Röll spricht sich weiter darüber aus, wie diese Umarbeitung unter Verwertung der Erfahrungen bei der ersten Auflage zu gestalten sei, auch teilt er mit, daß er einen Stab von Mitarbeitern aus den verschiedenen Gebieten des Eisenbahnwesens gewonnen habe, der ihn bei der Redaktion unterstützen werde. "Frohen Mutes beginne ich", so bemerkt er am Schluß, "die große Arbeit, beseelt von dem Bestreben, dem Interesse des mächtigen Verkehrsmittels zu dienen, dessen Darstellung das Werk gewidmet ist. Ich weiß wohl, daß ich nur dann auf ein Gelingen der Arbeit rechnen darf, wenn mir die Unterstützung einer großen Zahl von Fachgenossen des In- und Auslands zuteil wird. Ich glaube indessen, mich der zuversichtlichen Hoffnung hingeben zu dürfen,

1 Ich habe mich über die erste Auflage ausführlich ausgesprochen im Jahrgang 1896 der österreichischen Zeitschrift für Eisenbahnen und Dampfschiffahrt, S. 450 (Wien, A. Hartlebens Verlag). Diese von Lorenz von Stein begründete Zeitschrift hat 1897 ihr Erscheinen eingestellt.

Daß Röll während seiner langen Dienstzeit auch viele andere österreichische und ausländische Ehrungen zuteil geworden sind, bedarf kaum der Erwähnung.

Nachdem er in den Ruhestand getreten war, wurde er von verschiedenen Eisenbahngesellschaften und anderen industriellen Unternehmungen zum Vorsitzenden oder zum Mitglied des Verwaltungsrats berufen.

Sein Hinscheiden betrauert seine Witwe, mit der er seit dem 22. Mai 1875 in glücklicher Ehe gelebt hat, und seine 5 Kinder, 2 Söhne und 3 Töchter.

Der Verstorbene hat neben seiner reichen amtlichen Tätigkeit noch Zeit und Muße gefunden, sich viel und gründlich wissenschaftlich zu beschäftigen. Er war Mitarbeiter von Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften, Herausgeber einer Sammlung eisenbahnrechtlicher Entscheidungen und er war es, der durch unermüdlichen Fleiß und nie erlahmende Schaffenskraft eine Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in zwei Auflagen veranstaltet hat. Das Bedürfnis einer enzyklopädischen Darstellung des gesamten Eisenbahnwesens war seit der immer weiteren Verbreitung und immer steigenden Vervollkommnung des neuen Verkehrsmittels in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrfach hervorgetreten und in der Öffentlichkeit erörtert worden. Die Ausführung scheiterte immer wieder an den großen Schwierigkeiten, die vor allem auch darin bestanden, daß ein Einzelner kaum imstande sein werde, die verschiedenen Seiten der Eisenbahnen, die technische, administrative, wirtschaftliche, finanzielle Seite voll zu beherrschen. Da war es Röll, der im Jahr 1885 mit dem Plan einer solchen Enzyklopädie, die er gemeinsam mit dem hochangesehenen Oberingenieur Heusinger von Waldegg herausgeben wollte, vor die Öffentlichkeit trat. Aber Heusinger von Waldegg starb 1886, Verhandlungen mit einem anderen hervorragenden Techniker kamen nicht zum Abschluß, die zuerst in Aussicht genommene Verlagsbuchhandlung trat zurück. Im Oktober 1889 erschien ein Prospekt von Röll als alleinigem Herausgeber, nachdem ihm gelungen war, in der Verlagsbuchhandlung von Carl Gerold's Sohn in Wien einen anderen Verleger zu finden. Bald darauf folgte der erste Band der „Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in alphabetischer Anordnung.“ In dem ersten Plan war der Umfang des Werks auf zwei starke Bände bemessen, im Prospekt waren fünf Bände von je 30 Bogen, also 150 Bogen vorgesehen. Aus den fünf Bänden sind sieben mit 232 Druckbogen geworden, die in den Jahren 1890 bis 1895 erschienen sind. Immerhin eine erstaunliche Leistung, besonders für den Herausgeber, der sich seine Mitarbeiter suchen, den Plan in allen Einzelheiten ausarbeiten, die Stichworte auswählen und endlich zahlreiche Artikel selbst schreiben mußte, weil die Mitarbeiter versagten. Das Werk wurde von der Eisenbahnwelt herzlich begrüßt. Daß auch allerlei Ausstellungen erhoben wurden, die Kritik nicht überall befriedigt war, ist bei einem solchen Erstlingswerk nicht zu verwundern. Das Gesamturteil ging aber immer wieder dahin, daß hier eine wohlgelungene Arbeit vorliege, einzig in ihrer Art, auf die die deutsche Fachliteratur wohl stolz sein dürfe und das in keinem Land seinesgleichen fand1.

Im September 1908 machte Röll verschiedenen Fachgenossen die vertrauliche Mitteilung, daß die bekannte, angesehene Verlagsbuchhandlung Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, das Verlagsrecht an der Enzyklopädie erworben habe und daß er die Herausgabe einer Neuauflage beabsichtige. Eine solche sei erforderlich, weil seit dem Erscheinen des letzten Bands der ersten Auflage gewaltige Fortschritte auf allen Gebieten des Eisenbahnwesens gemacht seien und daher eine völlige Umarbeitung erforderlich erscheine. Röll spricht sich weiter darüber aus, wie diese Umarbeitung unter Verwertung der Erfahrungen bei der ersten Auflage zu gestalten sei, auch teilt er mit, daß er einen Stab von Mitarbeitern aus den verschiedenen Gebieten des Eisenbahnwesens gewonnen habe, der ihn bei der Redaktion unterstützen werde. „Frohen Mutes beginne ich“, so bemerkt er am Schluß, „die große Arbeit, beseelt von dem Bestreben, dem Interesse des mächtigen Verkehrsmittels zu dienen, dessen Darstellung das Werk gewidmet ist. Ich weiß wohl, daß ich nur dann auf ein Gelingen der Arbeit rechnen darf, wenn mir die Unterstützung einer großen Zahl von Fachgenossen des In- und Auslands zuteil wird. Ich glaube indessen, mich der zuversichtlichen Hoffnung hingeben zu dürfen,

1 Ich habe mich über die erste Auflage ausführlich ausgesprochen im Jahrgang 1896 der österreichischen Zeitschrift für Eisenbahnen und Dampfschiffahrt, S. 450 (Wien, A. Hartlebens Verlag). Diese von Lorenz von Stein begründete Zeitschrift hat 1897 ihr Erscheinen eingestellt.
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[IV/0004] Daß Röll während seiner langen Dienstzeit auch viele andere österreichische und ausländische Ehrungen zuteil geworden sind, bedarf kaum der Erwähnung. Nachdem er in den Ruhestand getreten war, wurde er von verschiedenen Eisenbahngesellschaften und anderen industriellen Unternehmungen zum Vorsitzenden oder zum Mitglied des Verwaltungsrats berufen. Sein Hinscheiden betrauert seine Witwe, mit der er seit dem 22. Mai 1875 in glücklicher Ehe gelebt hat, und seine 5 Kinder, 2 Söhne und 3 Töchter. Der Verstorbene hat neben seiner reichen amtlichen Tätigkeit noch Zeit und Muße gefunden, sich viel und gründlich wissenschaftlich zu beschäftigen. Er war Mitarbeiter von Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften, Herausgeber einer Sammlung eisenbahnrechtlicher Entscheidungen und er war es, der durch unermüdlichen Fleiß und nie erlahmende Schaffenskraft eine Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in zwei Auflagen veranstaltet hat. Das Bedürfnis einer enzyklopädischen Darstellung des gesamten Eisenbahnwesens war seit der immer weiteren Verbreitung und immer steigenden Vervollkommnung des neuen Verkehrsmittels in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrfach hervorgetreten und in der Öffentlichkeit erörtert worden. Die Ausführung scheiterte immer wieder an den großen Schwierigkeiten, die vor allem auch darin bestanden, daß ein Einzelner kaum imstande sein werde, die verschiedenen Seiten der Eisenbahnen, die technische, administrative, wirtschaftliche, finanzielle Seite voll zu beherrschen. Da war es Röll, der im Jahr 1885 mit dem Plan einer solchen Enzyklopädie, die er gemeinsam mit dem hochangesehenen Oberingenieur Heusinger von Waldegg herausgeben wollte, vor die Öffentlichkeit trat. Aber Heusinger von Waldegg starb 1886, Verhandlungen mit einem anderen hervorragenden Techniker kamen nicht zum Abschluß, die zuerst in Aussicht genommene Verlagsbuchhandlung trat zurück. Im Oktober 1889 erschien ein Prospekt von Röll als alleinigem Herausgeber, nachdem ihm gelungen war, in der Verlagsbuchhandlung von Carl Gerold's Sohn in Wien einen anderen Verleger zu finden. Bald darauf folgte der erste Band der „Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens in alphabetischer Anordnung.“ In dem ersten Plan war der Umfang des Werks auf zwei starke Bände bemessen, im Prospekt waren fünf Bände von je 30 Bogen, also 150 Bogen vorgesehen. Aus den fünf Bänden sind sieben mit 232 Druckbogen geworden, die in den Jahren 1890 bis 1895 erschienen sind. Immerhin eine erstaunliche Leistung, besonders für den Herausgeber, der sich seine Mitarbeiter suchen, den Plan in allen Einzelheiten ausarbeiten, die Stichworte auswählen und endlich zahlreiche Artikel selbst schreiben mußte, weil die Mitarbeiter versagten. Das Werk wurde von der Eisenbahnwelt herzlich begrüßt. Daß auch allerlei Ausstellungen erhoben wurden, die Kritik nicht überall befriedigt war, ist bei einem solchen Erstlingswerk nicht zu verwundern. Das Gesamturteil ging aber immer wieder dahin, daß hier eine wohlgelungene Arbeit vorliege, einzig in ihrer Art, auf die die deutsche Fachliteratur wohl stolz sein dürfe und das in keinem Land seinesgleichen fand 1. Im September 1908 machte Röll verschiedenen Fachgenossen die vertrauliche Mitteilung, daß die bekannte, angesehene Verlagsbuchhandlung Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, das Verlagsrecht an der Enzyklopädie erworben habe und daß er die Herausgabe einer Neuauflage beabsichtige. Eine solche sei erforderlich, weil seit dem Erscheinen des letzten Bands der ersten Auflage gewaltige Fortschritte auf allen Gebieten des Eisenbahnwesens gemacht seien und daher eine völlige Umarbeitung erforderlich erscheine. Röll spricht sich weiter darüber aus, wie diese Umarbeitung unter Verwertung der Erfahrungen bei der ersten Auflage zu gestalten sei, auch teilt er mit, daß er einen Stab von Mitarbeitern aus den verschiedenen Gebieten des Eisenbahnwesens gewonnen habe, der ihn bei der Redaktion unterstützen werde. „Frohen Mutes beginne ich“, so bemerkt er am Schluß, „die große Arbeit, beseelt von dem Bestreben, dem Interesse des mächtigen Verkehrsmittels zu dienen, dessen Darstellung das Werk gewidmet ist. Ich weiß wohl, daß ich nur dann auf ein Gelingen der Arbeit rechnen darf, wenn mir die Unterstützung einer großen Zahl von Fachgenossen des In- und Auslands zuteil wird. Ich glaube indessen, mich der zuversichtlichen Hoffnung hingeben zu dürfen, 1 Ich habe mich über die erste Auflage ausführlich ausgesprochen im Jahrgang 1896 der österreichischen Zeitschrift für Eisenbahnen und Dampfschiffahrt, S. 450 (Wien, A. Hartlebens Verlag). Diese von Lorenz von Stein begründete Zeitschrift hat 1897 ihr Erscheinen eingestellt.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/4>, abgerufen am 23.06.2024.