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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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den Reisenden in Wien jedenfalls bedeutend erleichtert wurde.

Was die Wagen selbst anbelangt, so sind auf den Stadtbahnen in Berlin und London Abteilwagen eingeführt; jene Stadtbahn aber die den größten Verkehr zu bewältigen hat, nämlich die Hochbahn in New York, ist mit Durchgangswagen ausgerüstet und betragen die Zugsaufenthalte in New York höchstens 15 Sekunden, während diese in Berlin und London mit 20 Sekunden bemessen sind. In dieser Beziehung steht daher der Durchgangswagen dem Abteilwagen nicht nach. Da aber bei der Wiener Stadtbahn die Einleitung des Zugsverkehrs von vornherein in der Weise gedacht war, daß ein Teil der Züge die Fahrt direkt in die Lokalstrecken der Staatsbahnen fortsetzt, mußte dafür gesorgt werden, daß die Redenden jene Bequemlichkeiten vorfinden, die für solche Fahrten, die eine Stunde und darüber dauern, zum Bedürfnisse geworden, beim Abteilwagensystem aber entweder gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten und Kosten erreichbar sind. Es wurde daher ein 10 m langer und an beiden Enden mit einer 1 m breiten Plattform versehener Durchgangswagen gewählt; dieser Wagen gestattet zunächst eine intensivere Beleuchtung als der Abteilwagen, bietet den Reisenden die Möglichkeit, den Wagen während der Fahrt zu wechseln und ist im Winter viel leichter warm zu halten, weil nur zwei nach außen führende Türen vorhanden sind. Der Hauptvorteil aber ist der, daß bei Massenandrang die Reisenden sich in den Wagen des Zugs während der Fahrt verteilen können.

Die Stadtbahnlokomotive ist eine Tendermaschine der schwersten Gattung, die auf fünf Achsen ruht und so leistungsfähig ist, daß sie auf einer Steigung von 20%0 noch zehn vollbesetzte Stadtbahnwagen, deren Gesamtgewicht 150 t beträgt, mit einer Geschwindigkeit von 35 km/Std. befördern kann. Die Bauart dieser Lokomotive ist derart durchgeführt, daß der Funkenwurf vermieden, die Rauchentwicklung möglichst vermindert und die Belästigung durch ausströmenden Dampf und Rauch tunlichst hintangehalten wird.

Sämtliche Stadtbahnlinien sind für das Fahren in Raumdistanz eingerichtet; ferner werden, mit Ausnahme gewisser Weichen in den Nebengleisen, alle Weichen zentral gestellt und in die Sicherungsanlage einbezogen. Auch in dieser Richtung war man bestrebt, das Neueste und Beste zu wählen, es wurde daher die elektrische Weichenstellung System Siemens und Halske eingeführt, die außerordentliche Vorteile bietet, vor allem aber die Sicherheit auch beim dichtesten Verkehr gewährleistet. Nur auf der Vorortelinie wurden die Stationen mit der mechanischen Weichenstellung durch die Firma Stephan v. Götz in derselben Weise ausgerüstet, wie dies bisher bei allen Staatsbahnlinien der Fall war.

Große Schwierigkeiten waren im Hochbau zu überwinden, weil mit Rücksicht auf die Anforderungen des Verkehrs und aus baulichen und lokalen Gründen kein Gebäude dem andern nachgebildet werden konnte, die Anzahl der zu schaffenden Entwürfe daher eine außerordentlich große war.

Der Hauptsache nach sind für die Haltestellen der Stadtbahn, je nachdem eine Untergrund- oder eine Hochbahnstrecke vorliegt, zwei Typen zu unterscheiden. In den ersteren wurde der Raum über dem Bahneinschnitt als Halle ausgebildet, an die stirnseitig die Personenkassen und zu beiden Seiten die Abgangsstiegen angelegt sind. Am Eingang zu den Stiegen ist die Fahrkartenkontrolle angebracht. In der Verlängerung der Stiegen liegen die für jede Fahrtrichtung gesondert angelegten Bahnsteige, von denen etwa 70 m überdeckt sind und etwa 50 m unbedeckt bleiben.

In den Aufnahmsgebäuden für die Hochbahnhaltestellen wurden die notwendigen Betriebsräume durch seitliche Anbauten an den Viadukt geschaffen. Im Straßengeschoß ist in der Mitte eine große, von beiden Straßenseiten erreichbare Halle mit den Personenkassen und den nötigen Nebenräumen für die Abwicklung des Personenverkehrs sowie der Aufgang zu den ebenfalls für jede Fahrtrichtung getrennt angelegten Bahnsteigen. Vor dem Eingang zum Bahnsteig in der Höhe des Bahngeschosses ist die Fahrkartenkontrolle angeordnet. Außer dem Bahnsteig sind daselbst noch kleine Warteräume und ein Dienstzimmer für Beamte und Diener vorhanden.

In den großen Anschlußbahnhöfen Hütteldorf-Hacking und Heiligenstadt wurden in der Mitte der erbauten neuen Aufnahmsgebäude große architektonisch reich ausgestattete Hallen angelegt, von denen die Stiegen zu den Personentunneln führen. Von diesen führen wieder doppelarmige Stiegen zu den nach Fahrtrichtungen getrennt angelegten Bahnsteigen von 120 bis 180 m Länge, die in einfacher Weise überdacht sind.

In der Station Hauptzollamt ist der Tiefbahn wegen die große Eintrittshalle mit den übersichtlich angeordneten Dienst- und öffentlichen Räumen im Straßengeschosse angeordnet; von der Mittelhalle führt eine Treppe zum Hauptbahnsteig; die Verbindung zu den Zwischenbahnsteigen wird durch eine breite, in

den Reisenden in Wien jedenfalls bedeutend erleichtert wurde.

Was die Wagen selbst anbelangt, so sind auf den Stadtbahnen in Berlin und London Abteilwagen eingeführt; jene Stadtbahn aber die den größten Verkehr zu bewältigen hat, nämlich die Hochbahn in New York, ist mit Durchgangswagen ausgerüstet und betragen die Zugsaufenthalte in New York höchstens 15 Sekunden, während diese in Berlin und London mit 20 Sekunden bemessen sind. In dieser Beziehung steht daher der Durchgangswagen dem Abteilwagen nicht nach. Da aber bei der Wiener Stadtbahn die Einleitung des Zugsverkehrs von vornherein in der Weise gedacht war, daß ein Teil der Züge die Fahrt direkt in die Lokalstrecken der Staatsbahnen fortsetzt, mußte dafür gesorgt werden, daß die Redenden jene Bequemlichkeiten vorfinden, die für solche Fahrten, die eine Stunde und darüber dauern, zum Bedürfnisse geworden, beim Abteilwagensystem aber entweder gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten und Kosten erreichbar sind. Es wurde daher ein 10 m langer und an beiden Enden mit einer 1 m breiten Plattform versehener Durchgangswagen gewählt; dieser Wagen gestattet zunächst eine intensivere Beleuchtung als der Abteilwagen, bietet den Reisenden die Möglichkeit, den Wagen während der Fahrt zu wechseln und ist im Winter viel leichter warm zu halten, weil nur zwei nach außen führende Türen vorhanden sind. Der Hauptvorteil aber ist der, daß bei Massenandrang die Reisenden sich in den Wagen des Zugs während der Fahrt verteilen können.

Die Stadtbahnlokomotive ist eine Tendermaschine der schwersten Gattung, die auf fünf Achsen ruht und so leistungsfähig ist, daß sie auf einer Steigung von 20 noch zehn vollbesetzte Stadtbahnwagen, deren Gesamtgewicht 150 t beträgt, mit einer Geschwindigkeit von 35 km/Std. befördern kann. Die Bauart dieser Lokomotive ist derart durchgeführt, daß der Funkenwurf vermieden, die Rauchentwicklung möglichst vermindert und die Belästigung durch ausströmenden Dampf und Rauch tunlichst hintangehalten wird.

Sämtliche Stadtbahnlinien sind für das Fahren in Raumdistanz eingerichtet; ferner werden, mit Ausnahme gewisser Weichen in den Nebengleisen, alle Weichen zentral gestellt und in die Sicherungsanlage einbezogen. Auch in dieser Richtung war man bestrebt, das Neueste und Beste zu wählen, es wurde daher die elektrische Weichenstellung System Siemens und Halske eingeführt, die außerordentliche Vorteile bietet, vor allem aber die Sicherheit auch beim dichtesten Verkehr gewährleistet. Nur auf der Vorortelinie wurden die Stationen mit der mechanischen Weichenstellung durch die Firma Stephan v. Götz in derselben Weise ausgerüstet, wie dies bisher bei allen Staatsbahnlinien der Fall war.

Große Schwierigkeiten waren im Hochbau zu überwinden, weil mit Rücksicht auf die Anforderungen des Verkehrs und aus baulichen und lokalen Gründen kein Gebäude dem andern nachgebildet werden konnte, die Anzahl der zu schaffenden Entwürfe daher eine außerordentlich große war.

Der Hauptsache nach sind für die Haltestellen der Stadtbahn, je nachdem eine Untergrund- oder eine Hochbahnstrecke vorliegt, zwei Typen zu unterscheiden. In den ersteren wurde der Raum über dem Bahneinschnitt als Halle ausgebildet, an die stirnseitig die Personenkassen und zu beiden Seiten die Abgangsstiegen angelegt sind. Am Eingang zu den Stiegen ist die Fahrkartenkontrolle angebracht. In der Verlängerung der Stiegen liegen die für jede Fahrtrichtung gesondert angelegten Bahnsteige, von denen etwa 70 m überdeckt sind und etwa 50 m unbedeckt bleiben.

In den Aufnahmsgebäuden für die Hochbahnhaltestellen wurden die notwendigen Betriebsräume durch seitliche Anbauten an den Viadukt geschaffen. Im Straßengeschoß ist in der Mitte eine große, von beiden Straßenseiten erreichbare Halle mit den Personenkassen und den nötigen Nebenräumen für die Abwicklung des Personenverkehrs sowie der Aufgang zu den ebenfalls für jede Fahrtrichtung getrennt angelegten Bahnsteigen. Vor dem Eingang zum Bahnsteig in der Höhe des Bahngeschosses ist die Fahrkartenkontrolle angeordnet. Außer dem Bahnsteig sind daselbst noch kleine Warteräume und ein Dienstzimmer für Beamte und Diener vorhanden.

In den großen Anschlußbahnhöfen Hütteldorf-Hacking und Heiligenstadt wurden in der Mitte der erbauten neuen Aufnahmsgebäude große architektonisch reich ausgestattete Hallen angelegt, von denen die Stiegen zu den Personentunneln führen. Von diesen führen wieder doppelarmige Stiegen zu den nach Fahrtrichtungen getrennt angelegten Bahnsteigen von 120 bis 180 m Länge, die in einfacher Weise überdacht sind.

In der Station Hauptzollamt ist der Tiefbahn wegen die große Eintrittshalle mit den übersichtlich angeordneten Dienst- und öffentlichen Räumen im Straßengeschosse angeordnet; von der Mittelhalle führt eine Treppe zum Hauptbahnsteig; die Verbindung zu den Zwischenbahnsteigen wird durch eine breite, in

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[400/0430] den Reisenden in Wien jedenfalls bedeutend erleichtert wurde. Was die Wagen selbst anbelangt, so sind auf den Stadtbahnen in Berlin und London Abteilwagen eingeführt; jene Stadtbahn aber die den größten Verkehr zu bewältigen hat, nämlich die Hochbahn in New York, ist mit Durchgangswagen ausgerüstet und betragen die Zugsaufenthalte in New York höchstens 15 Sekunden, während diese in Berlin und London mit 20 Sekunden bemessen sind. In dieser Beziehung steht daher der Durchgangswagen dem Abteilwagen nicht nach. Da aber bei der Wiener Stadtbahn die Einleitung des Zugsverkehrs von vornherein in der Weise gedacht war, daß ein Teil der Züge die Fahrt direkt in die Lokalstrecken der Staatsbahnen fortsetzt, mußte dafür gesorgt werden, daß die Redenden jene Bequemlichkeiten vorfinden, die für solche Fahrten, die eine Stunde und darüber dauern, zum Bedürfnisse geworden, beim Abteilwagensystem aber entweder gar nicht oder nur mit Schwierigkeiten und Kosten erreichbar sind. Es wurde daher ein 10 m langer und an beiden Enden mit einer 1 m breiten Plattform versehener Durchgangswagen gewählt; dieser Wagen gestattet zunächst eine intensivere Beleuchtung als der Abteilwagen, bietet den Reisenden die Möglichkeit, den Wagen während der Fahrt zu wechseln und ist im Winter viel leichter warm zu halten, weil nur zwei nach außen führende Türen vorhanden sind. Der Hauptvorteil aber ist der, daß bei Massenandrang die Reisenden sich in den Wagen des Zugs während der Fahrt verteilen können. Die Stadtbahnlokomotive ist eine Tendermaschine der schwersten Gattung, die auf fünf Achsen ruht und so leistungsfähig ist, daß sie auf einer Steigung von 20‰ noch zehn vollbesetzte Stadtbahnwagen, deren Gesamtgewicht 150 t beträgt, mit einer Geschwindigkeit von 35 km/Std. befördern kann. Die Bauart dieser Lokomotive ist derart durchgeführt, daß der Funkenwurf vermieden, die Rauchentwicklung möglichst vermindert und die Belästigung durch ausströmenden Dampf und Rauch tunlichst hintangehalten wird. Sämtliche Stadtbahnlinien sind für das Fahren in Raumdistanz eingerichtet; ferner werden, mit Ausnahme gewisser Weichen in den Nebengleisen, alle Weichen zentral gestellt und in die Sicherungsanlage einbezogen. Auch in dieser Richtung war man bestrebt, das Neueste und Beste zu wählen, es wurde daher die elektrische Weichenstellung System Siemens und Halske eingeführt, die außerordentliche Vorteile bietet, vor allem aber die Sicherheit auch beim dichtesten Verkehr gewährleistet. Nur auf der Vorortelinie wurden die Stationen mit der mechanischen Weichenstellung durch die Firma Stephan v. Götz in derselben Weise ausgerüstet, wie dies bisher bei allen Staatsbahnlinien der Fall war. Große Schwierigkeiten waren im Hochbau zu überwinden, weil mit Rücksicht auf die Anforderungen des Verkehrs und aus baulichen und lokalen Gründen kein Gebäude dem andern nachgebildet werden konnte, die Anzahl der zu schaffenden Entwürfe daher eine außerordentlich große war. Der Hauptsache nach sind für die Haltestellen der Stadtbahn, je nachdem eine Untergrund- oder eine Hochbahnstrecke vorliegt, zwei Typen zu unterscheiden. In den ersteren wurde der Raum über dem Bahneinschnitt als Halle ausgebildet, an die stirnseitig die Personenkassen und zu beiden Seiten die Abgangsstiegen angelegt sind. Am Eingang zu den Stiegen ist die Fahrkartenkontrolle angebracht. In der Verlängerung der Stiegen liegen die für jede Fahrtrichtung gesondert angelegten Bahnsteige, von denen etwa 70 m überdeckt sind und etwa 50 m unbedeckt bleiben. In den Aufnahmsgebäuden für die Hochbahnhaltestellen wurden die notwendigen Betriebsräume durch seitliche Anbauten an den Viadukt geschaffen. Im Straßengeschoß ist in der Mitte eine große, von beiden Straßenseiten erreichbare Halle mit den Personenkassen und den nötigen Nebenräumen für die Abwicklung des Personenverkehrs sowie der Aufgang zu den ebenfalls für jede Fahrtrichtung getrennt angelegten Bahnsteigen. Vor dem Eingang zum Bahnsteig in der Höhe des Bahngeschosses ist die Fahrkartenkontrolle angeordnet. Außer dem Bahnsteig sind daselbst noch kleine Warteräume und ein Dienstzimmer für Beamte und Diener vorhanden. In den großen Anschlußbahnhöfen Hütteldorf-Hacking und Heiligenstadt wurden in der Mitte der erbauten neuen Aufnahmsgebäude große architektonisch reich ausgestattete Hallen angelegt, von denen die Stiegen zu den Personentunneln führen. Von diesen führen wieder doppelarmige Stiegen zu den nach Fahrtrichtungen getrennt angelegten Bahnsteigen von 120 bis 180 m Länge, die in einfacher Weise überdacht sind. In der Station Hauptzollamt ist der Tiefbahn wegen die große Eintrittshalle mit den übersichtlich angeordneten Dienst- und öffentlichen Räumen im Straßengeschosse angeordnet; von der Mittelhalle führt eine Treppe zum Hauptbahnsteig; die Verbindung zu den Zwischenbahnsteigen wird durch eine breite, in

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/430>, abgerufen am 16.07.2024.