Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

Bild:
<< vorherige Seite

Gips.

Gips ist ein Erzeugnis, das durch Brennen und Mahlen von Gipsstein gewonnen wird. Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von unter 200° C, so erhält man das normale Halbhydrat, das nach seiner Verwendung als Mauer-, Putz- oder Stuckgips und in seiner besseren Güte als Form- oder Modellgips bezeichnet wird.

Mit Wasser angemacht beginnt der Gipsbrei sofort abzubinden und erstarrt binnen einer 1/2 Stunde durch Bildung von Bihydrat. Der Stuckgips wird im Baugewerbe zur Verzierung der Innenräume und für sog. Gipsdielen stark verwendet. Da ihm jede Wetterbeständigkeit abgeht, ist er für Außenarchitektur unverwendbar.

Der Stuckgips wird am zweckmäßigsten nach den vom Deutschen Gipsverein aufgestellten Vorschriften zur einheitlichen Gipsprüfung übernommen und erprobt. Hier sei zum Vergleiche angeführt, daß für Stuckgipsmörtel ohne Sandzusatz nachstehende Mindest-Zugfestigkeiten verlangt werden:


nach 1 Tag Erhärtung8 kg/cm2
nach 7 Tagen Erhärtung16 kg/cm2

Beim Zusatz von nur geringen Sandmengen wird die Festigkeit des Stuckgipses ganz bedeutend herabgesetzt.

Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von über 900° C, so erhält man den sog. Estrichgips, auch Mörtelgips genannt. Dieser ist langsam bindend und erhärtet mit wenig Wasser zu einer dichten, harten, wetterfesten Masse. Er verhält sich als Mörtelstoff ähnlich wie der später beschriebene, langsam bindende Romanzement und wird häufig auch wie dieser verwendet. Obzwar der Estrichgips auch hydraulische Eigenschaften hat, wurde er im Hinblick auf allfällige Vermischung mit totgebranntem Gips, der die Hydraulizität stark herabsetzt, unter die Luftmörtelstoffe eingereiht. Einheitliche Übernahmsvorschriften sind für Estrichgips nicht erstellt.

Sorelzement.

Sorelzement erhält man durch Mischen von gebranntem Magnesit (kohlensäurefrei) mit einer konzentrierten Lösung von Chlormagnesium.

Dieser Brei erstarrt nach kurzer Zeit zu einer marmorharten Masse, die als sehr festes Bindemittel wirkt, aber nicht ganz raumbeständig ist und durch Wasser zersetzt wird. Mit Sägemehl als Zuschlagstoff verarbeitet, erhält man den sog. Xylolith oder das Steinholz, das für Fußböden verwendet wird. Einheitliche Übernahms- und Festigkeitsvorschriften bestehen für Sorelzement nicht.

Dolomitkalke und hydraulische Dolomite.

Dolomitkalke und hydraulische Dolomite sind durch Brennen unterhalb der Sintergrenze aus stark magnesiahältigem Rohgestein gewonnene Erzeugnisse von mehr oder weniger ähnlichem Verhalten, wie die hydraulischen Kalke. Die Erhärtung der aus dolomithältigem Rohgestein gebrannten Kalke geht in anderer Weise vor sich als bei den aus magnesiafreien Kalken gebrannten Erzeugnissen. In den Leitsätzen des Deutschen Kalkvereines wird jedoch ein Unterschied zwischen Kalk und Dolomit nicht gemacht.

Romanzemente.

Romanzemente sind Erzeugnisse, die aus tonreichen Kalkmergeln durch Brennen unterhalb der Sintergrenze gewonnen werden, bei Benetzung mit Wasser sich nicht löschen und daher erst durch mechanische Zerkleinerung in Mehlform gebracht werden müssen.

Die Romanzemente sind zumeist rasch bindend, werden aber häufig auch als Langsambinder hergestellt. Sie erhärten in beiden Fällen nur sehr langsam und erreichen erst nach sehr langer Zeit höhere (portlandzementähnliche) Festigkeiten.

Rasch bindende Romanzemente werden zu rasch fortschreitenden Luft- und Wasserbauten verwendet, und zwar dort, wo es sich zunächst um Dichten, Trockenlegen und rasche Formgebung und erst in zweiter Linie um Festigkeit handelt. Mitunter kommen unter dem Namen Romanzemente auch Zemente in den Handel, die sich den Naturportlandzementen sehr stark nähern und entsprechend den höheren Festigkeiten dann auch für Zwecke verwendet werden können, für die sonst nur Portlandzemente in Frage kommen.

Für die Übernahme und Erprobung der Romanzemente sind in den einzelnen Ländern einheitliche Normen aufgestellt. Zum Vergleiche sei hier nur angeführt, daß nach den vom Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein in Wien aufgestellten Bestimmungen der Romanzement im Mischungsverhältnis von 1 Teil Zement und 3 Teilen Normalsand nachstehende Mindestfestigkeiten haben soll:

1. Langsam- und mittelbindender Romanzement:

nach 1 Tag Luft- und 6 Tagen Wasserlagerung:


Zugfestigkeit5 kg/cm2
Druckfestigkeit-

Gips.

Gips ist ein Erzeugnis, das durch Brennen und Mahlen von Gipsstein gewonnen wird. Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von unter 200° C, so erhält man das normale Halbhydrat, das nach seiner Verwendung als Mauer-, Putz- oder Stuckgips und in seiner besseren Güte als Form- oder Modellgips bezeichnet wird.

Mit Wasser angemacht beginnt der Gipsbrei sofort abzubinden und erstarrt binnen einer 1/2 Stunde durch Bildung von Bihydrat. Der Stuckgips wird im Baugewerbe zur Verzierung der Innenräume und für sog. Gipsdielen stark verwendet. Da ihm jede Wetterbeständigkeit abgeht, ist er für Außenarchitektur unverwendbar.

Der Stuckgips wird am zweckmäßigsten nach den vom Deutschen Gipsverein aufgestellten Vorschriften zur einheitlichen Gipsprüfung übernommen und erprobt. Hier sei zum Vergleiche angeführt, daß für Stuckgipsmörtel ohne Sandzusatz nachstehende Mindest-Zugfestigkeiten verlangt werden:


nach 1 Tag Erhärtung8 kg/cm2
nach 7 Tagen Erhärtung16 kg/cm2

Beim Zusatz von nur geringen Sandmengen wird die Festigkeit des Stuckgipses ganz bedeutend herabgesetzt.

Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von über 900° C, so erhält man den sog. Estrichgips, auch Mörtelgips genannt. Dieser ist langsam bindend und erhärtet mit wenig Wasser zu einer dichten, harten, wetterfesten Masse. Er verhält sich als Mörtelstoff ähnlich wie der später beschriebene, langsam bindende Romanzement und wird häufig auch wie dieser verwendet. Obzwar der Estrichgips auch hydraulische Eigenschaften hat, wurde er im Hinblick auf allfällige Vermischung mit totgebranntem Gips, der die Hydraulizität stark herabsetzt, unter die Luftmörtelstoffe eingereiht. Einheitliche Übernahmsvorschriften sind für Estrichgips nicht erstellt.

Sorelzement.

Sorelzement erhält man durch Mischen von gebranntem Magnesit (kohlensäurefrei) mit einer konzentrierten Lösung von Chlormagnesium.

Dieser Brei erstarrt nach kurzer Zeit zu einer marmorharten Masse, die als sehr festes Bindemittel wirkt, aber nicht ganz raumbeständig ist und durch Wasser zersetzt wird. Mit Sägemehl als Zuschlagstoff verarbeitet, erhält man den sog. Xylolith oder das Steinholz, das für Fußböden verwendet wird. Einheitliche Übernahms- und Festigkeitsvorschriften bestehen für Sorelzement nicht.

Dolomitkalke und hydraulische Dolomite.

Dolomitkalke und hydraulische Dolomite sind durch Brennen unterhalb der Sintergrenze aus stark magnesiahältigem Rohgestein gewonnene Erzeugnisse von mehr oder weniger ähnlichem Verhalten, wie die hydraulischen Kalke. Die Erhärtung der aus dolomithältigem Rohgestein gebrannten Kalke geht in anderer Weise vor sich als bei den aus magnesiafreien Kalken gebrannten Erzeugnissen. In den Leitsätzen des Deutschen Kalkvereines wird jedoch ein Unterschied zwischen Kalk und Dolomit nicht gemacht.

Romanzemente.

Romanzemente sind Erzeugnisse, die aus tonreichen Kalkmergeln durch Brennen unterhalb der Sintergrenze gewonnen werden, bei Benetzung mit Wasser sich nicht löschen und daher erst durch mechanische Zerkleinerung in Mehlform gebracht werden müssen.

Die Romanzemente sind zumeist rasch bindend, werden aber häufig auch als Langsambinder hergestellt. Sie erhärten in beiden Fällen nur sehr langsam und erreichen erst nach sehr langer Zeit höhere (portlandzementähnliche) Festigkeiten.

Rasch bindende Romanzemente werden zu rasch fortschreitenden Luft- und Wasserbauten verwendet, und zwar dort, wo es sich zunächst um Dichten, Trockenlegen und rasche Formgebung und erst in zweiter Linie um Festigkeit handelt. Mitunter kommen unter dem Namen Romanzemente auch Zemente in den Handel, die sich den Naturportlandzementen sehr stark nähern und entsprechend den höheren Festigkeiten dann auch für Zwecke verwendet werden können, für die sonst nur Portlandzemente in Frage kommen.

Für die Übernahme und Erprobung der Romanzemente sind in den einzelnen Ländern einheitliche Normen aufgestellt. Zum Vergleiche sei hier nur angeführt, daß nach den vom Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein in Wien aufgestellten Bestimmungen der Romanzement im Mischungsverhältnis von 1 Teil Zement und 3 Teilen Normalsand nachstehende Mindestfestigkeiten haben soll:

1. Langsam- und mittelbindender Romanzement:

nach 1 Tag Luft- und 6 Tagen Wasserlagerung:


Zugfestigkeit5 kg/cm2
Druckfestigkeit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0502" n="470"/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Gips</hi>.</p><lb/>
          <p>Gips ist ein Erzeugnis, das durch Brennen und Mahlen von Gipsstein gewonnen wird. Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von unter 200° C, so erhält man das normale Halbhydrat, das nach seiner Verwendung als Mauer-, Putz- oder Stuckgips und in seiner besseren Güte als Form- oder Modellgips bezeichnet wird.</p><lb/>
          <p>Mit Wasser angemacht beginnt der Gipsbrei sofort abzubinden und erstarrt binnen einer <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> Stunde durch Bildung von Bihydrat. Der Stuckgips wird im Baugewerbe zur Verzierung der Innenräume und für sog. Gipsdielen stark verwendet. Da ihm jede Wetterbeständigkeit abgeht, ist er für Außenarchitektur unverwendbar.</p><lb/>
          <p>Der Stuckgips wird am zweckmäßigsten nach den vom Deutschen Gipsverein aufgestellten Vorschriften zur einheitlichen Gipsprüfung übernommen und erprobt. Hier sei zum Vergleiche angeführt, daß für Stuckgipsmörtel ohne <hi rendition="#g">Sandzusatz</hi> nachstehende <hi rendition="#g">Mindest-Zugfestigkeiten</hi> verlangt werden:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>nach 1 Tag Erhärtung</cell>
              <cell>8 <hi rendition="#i">kg/cm</hi><hi rendition="#sup">2</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>nach 7 Tagen Erhärtung</cell>
              <cell>16 <hi rendition="#i">kg/cm</hi><hi rendition="#sup">2</hi></cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <p>Beim Zusatz von nur geringen Sandmengen wird die Festigkeit des Stuckgipses ganz bedeutend herabgesetzt.</p><lb/>
          <p>Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von über 900° C, so erhält man den sog. Estrichgips, auch Mörtelgips genannt. Dieser ist langsam bindend und erhärtet mit wenig Wasser zu einer dichten, harten, wetterfesten Masse. Er verhält sich als Mörtelstoff ähnlich wie der später beschriebene, langsam bindende Romanzement und wird häufig auch wie dieser verwendet. Obzwar der Estrichgips auch hydraulische Eigenschaften hat, wurde er im Hinblick auf allfällige Vermischung mit totgebranntem Gips, der die Hydraulizität stark herabsetzt, unter die Luftmörtelstoffe eingereiht. Einheitliche Übernahmsvorschriften sind für Estrichgips nicht erstellt.</p><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Sorelzement</hi>.</p><lb/>
          <p>Sorelzement erhält man durch Mischen von gebranntem Magnesit (kohlensäurefrei) mit einer konzentrierten Lösung von Chlormagnesium.</p><lb/>
          <p>Dieser Brei erstarrt nach kurzer Zeit zu einer marmorharten Masse, die als sehr festes Bindemittel wirkt, aber nicht ganz raumbeständig ist und durch Wasser zersetzt wird. Mit Sägemehl als Zuschlagstoff verarbeitet, erhält man den sog. Xylolith oder das Steinholz, das für Fußböden verwendet wird. Einheitliche Übernahms- und Festigkeitsvorschriften bestehen für Sorelzement nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Dolomitkalke und hydraulische Dolomite</hi>.</p><lb/>
          <p>Dolomitkalke und hydraulische Dolomite sind durch Brennen unterhalb der Sintergrenze aus stark magnesiahältigem Rohgestein gewonnene Erzeugnisse von mehr oder weniger ähnlichem Verhalten, wie die hydraulischen Kalke. Die Erhärtung der aus dolomithältigem Rohgestein gebrannten Kalke geht in anderer Weise vor sich als bei den aus magnesiafreien Kalken gebrannten Erzeugnissen. In den Leitsätzen des Deutschen Kalkvereines wird jedoch ein Unterschied zwischen Kalk und Dolomit nicht gemacht.</p><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Romanzemente</hi>.</p><lb/>
          <p>Romanzemente sind Erzeugnisse, die aus tonreichen Kalkmergeln durch Brennen unterhalb der Sintergrenze gewonnen werden, bei Benetzung mit Wasser sich nicht löschen und daher erst durch mechanische Zerkleinerung in Mehlform gebracht werden müssen.</p><lb/>
          <p>Die Romanzemente sind zumeist rasch bindend, werden aber häufig auch als Langsambinder hergestellt. Sie erhärten in beiden Fällen nur sehr langsam und erreichen erst nach sehr langer Zeit höhere (portlandzementähnliche) Festigkeiten.</p><lb/>
          <p>Rasch bindende Romanzemente werden zu rasch fortschreitenden Luft- und Wasserbauten verwendet, und zwar dort, wo es sich zunächst um Dichten, Trockenlegen und rasche Formgebung und erst in zweiter Linie um Festigkeit handelt. Mitunter kommen unter dem Namen Romanzemente auch Zemente in den Handel, die sich den Naturportlandzementen sehr stark nähern und entsprechend den höheren Festigkeiten dann auch für Zwecke verwendet werden können, für die sonst nur Portlandzemente in Frage kommen.</p><lb/>
          <p>Für die Übernahme und Erprobung der Romanzemente sind in den einzelnen Ländern einheitliche Normen aufgestellt. Zum Vergleiche sei hier nur angeführt, daß nach den vom Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein in Wien aufgestellten Bestimmungen der Romanzement im Mischungsverhältnis von 1 Teil Zement und 3 Teilen Normalsand nachstehende <hi rendition="#g">Mindestfestigkeiten</hi> haben soll:</p><lb/>
          <p>1. Langsam- und mittelbindender Romanzement:</p><lb/>
          <p>nach 1 Tag Luft- und 6 Tagen Wasserlagerung:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>Zugfestigkeit</cell>
              <cell>5 <hi rendition="#i">kg/cm</hi><hi rendition="#sup">2</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Druckfestigkeit</cell>
              <cell>&#x2013;</cell>
            </row><lb/>
          </table>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[470/0502] Gips. Gips ist ein Erzeugnis, das durch Brennen und Mahlen von Gipsstein gewonnen wird. Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von unter 200° C, so erhält man das normale Halbhydrat, das nach seiner Verwendung als Mauer-, Putz- oder Stuckgips und in seiner besseren Güte als Form- oder Modellgips bezeichnet wird. Mit Wasser angemacht beginnt der Gipsbrei sofort abzubinden und erstarrt binnen einer 1/2 Stunde durch Bildung von Bihydrat. Der Stuckgips wird im Baugewerbe zur Verzierung der Innenräume und für sog. Gipsdielen stark verwendet. Da ihm jede Wetterbeständigkeit abgeht, ist er für Außenarchitektur unverwendbar. Der Stuckgips wird am zweckmäßigsten nach den vom Deutschen Gipsverein aufgestellten Vorschriften zur einheitlichen Gipsprüfung übernommen und erprobt. Hier sei zum Vergleiche angeführt, daß für Stuckgipsmörtel ohne Sandzusatz nachstehende Mindest-Zugfestigkeiten verlangt werden: nach 1 Tag Erhärtung 8 kg/cm2 nach 7 Tagen Erhärtung 16 kg/cm2 Beim Zusatz von nur geringen Sandmengen wird die Festigkeit des Stuckgipses ganz bedeutend herabgesetzt. Erfolgt das Brennen des Gipssteins bei einer Temperatur von über 900° C, so erhält man den sog. Estrichgips, auch Mörtelgips genannt. Dieser ist langsam bindend und erhärtet mit wenig Wasser zu einer dichten, harten, wetterfesten Masse. Er verhält sich als Mörtelstoff ähnlich wie der später beschriebene, langsam bindende Romanzement und wird häufig auch wie dieser verwendet. Obzwar der Estrichgips auch hydraulische Eigenschaften hat, wurde er im Hinblick auf allfällige Vermischung mit totgebranntem Gips, der die Hydraulizität stark herabsetzt, unter die Luftmörtelstoffe eingereiht. Einheitliche Übernahmsvorschriften sind für Estrichgips nicht erstellt. Sorelzement. Sorelzement erhält man durch Mischen von gebranntem Magnesit (kohlensäurefrei) mit einer konzentrierten Lösung von Chlormagnesium. Dieser Brei erstarrt nach kurzer Zeit zu einer marmorharten Masse, die als sehr festes Bindemittel wirkt, aber nicht ganz raumbeständig ist und durch Wasser zersetzt wird. Mit Sägemehl als Zuschlagstoff verarbeitet, erhält man den sog. Xylolith oder das Steinholz, das für Fußböden verwendet wird. Einheitliche Übernahms- und Festigkeitsvorschriften bestehen für Sorelzement nicht. Dolomitkalke und hydraulische Dolomite. Dolomitkalke und hydraulische Dolomite sind durch Brennen unterhalb der Sintergrenze aus stark magnesiahältigem Rohgestein gewonnene Erzeugnisse von mehr oder weniger ähnlichem Verhalten, wie die hydraulischen Kalke. Die Erhärtung der aus dolomithältigem Rohgestein gebrannten Kalke geht in anderer Weise vor sich als bei den aus magnesiafreien Kalken gebrannten Erzeugnissen. In den Leitsätzen des Deutschen Kalkvereines wird jedoch ein Unterschied zwischen Kalk und Dolomit nicht gemacht. Romanzemente. Romanzemente sind Erzeugnisse, die aus tonreichen Kalkmergeln durch Brennen unterhalb der Sintergrenze gewonnen werden, bei Benetzung mit Wasser sich nicht löschen und daher erst durch mechanische Zerkleinerung in Mehlform gebracht werden müssen. Die Romanzemente sind zumeist rasch bindend, werden aber häufig auch als Langsambinder hergestellt. Sie erhärten in beiden Fällen nur sehr langsam und erreichen erst nach sehr langer Zeit höhere (portlandzementähnliche) Festigkeiten. Rasch bindende Romanzemente werden zu rasch fortschreitenden Luft- und Wasserbauten verwendet, und zwar dort, wo es sich zunächst um Dichten, Trockenlegen und rasche Formgebung und erst in zweiter Linie um Festigkeit handelt. Mitunter kommen unter dem Namen Romanzemente auch Zemente in den Handel, die sich den Naturportlandzementen sehr stark nähern und entsprechend den höheren Festigkeiten dann auch für Zwecke verwendet werden können, für die sonst nur Portlandzemente in Frage kommen. Für die Übernahme und Erprobung der Romanzemente sind in den einzelnen Ländern einheitliche Normen aufgestellt. Zum Vergleiche sei hier nur angeführt, daß nach den vom Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein in Wien aufgestellten Bestimmungen der Romanzement im Mischungsverhältnis von 1 Teil Zement und 3 Teilen Normalsand nachstehende Mindestfestigkeiten haben soll: 1. Langsam- und mittelbindender Romanzement: nach 1 Tag Luft- und 6 Tagen Wasserlagerung: Zugfestigkeit 5 kg/cm2 Druckfestigkeit –

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:41Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:41Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/502
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/502>, abgerufen am 30.06.2024.