Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

Bild:
<< vorherige Seite

p0 zu bestimmen. Ist F die obere Druckfläche des V., S die Sitzfläche, p der Flüssigkeitsdruck auf das V., so ist p F = p0 S. Als größte Auflagerdrücke p0 können angenommen werden für Rotguß 150, Phosphorbronze 200, Gußeisen 180, Hartgummi und Leder 50 kg/cm2. Die Durchgangsquerschnitte


Abb. 47. Maßstab 1 : 5. Zylinderventil, preußische Staatsbahnen.
der V. sollen so bemessen sein, daß die Geschwindigkeit der durchströmenden Flüssigkeit Änderungen nicht erfährt. Aus dieser Bedingung läßt sich der Ventilhub h der selbsttätigen V. ermitteln. Für ein geradlinig bewegtes Hebungsventil mit kreisförmigem Durchgangsquerschnitt vom Halbmesser r ergibt sich z. B. die Bedingung

Abb. 48. Maßstab 2 : 15. Dampfventil für Strahlpumpe, preußische Staatsbahnen.
h = 0·5 r; wegen der hydraulischen Widerstände wäre h jedoch größer anzunehmen. Um bei Pumpenanlagen Stöße zu vermeiden, ist, unter Abweichung von der vorstehenden Regel, der Ventilhub um so kleiner zu machen, je größer die Kolbengeschwindigkeit ist und je rascher der Hubwechsel erfolgt. Die Verminderung des freien Ventilhubs kann durch Vergrößerung der wirksamen Ventilbelastung erreicht werden.

Was die Bauart der V. betrifft, so unterscheidet man Teller-, Glocken- und Kugelventile. Bei den Eisenbahnfahrzeugen finden sich V. in den mannigfachsten Formen und Bauarten. Bei der Lokomotive findet man die V. als Kessel-Sicherheitsventile (s. Sicherheitsventile) im Speiskopf, als Dampfventile für Injektoren, Heizung und
Abb. 49. Maßstab 1 : 10. Speiskopf, österreichische Staatsbahnen.
Abb. 50. Maßstab 1 : 5. Amerikanisches Schraubventil mit Griffschraube aus Holz.


Abb. 51. Maßstab 1 : 5. Lufteinlaßventil von Ricour.
Bremse, in der Dampfpfeife, als Luftsaugeventile an den Schieberkasten und Dampfzylindern, in der neuesten Zeit als Steuerungsorgane an Stelle des Schiebers und schließlich in den Saug- und Druckluftbremsapparaten (s. Bremsen).

Beispiele einiger V. zeigen die Abb. 47 bis 51. In Abb. 47 ist ein Zylinderventil der preußischen Staatsbahn dargestellt, das geöffnet zum Ausblasen der Dampfzylinder dient. In Abb. 48 ist ein Anlaßventil für Injektoren (Strahlpumpen) dargestellt. Zum sicheren Anlassen der Injektoren ist notwendig, daß allmählich Dampf zuströmt. Zu diesem Zwecke ist bei diesem V. ein kleines und ein großes V. ineinander gebaut, so daß das große V. (Glockenventil) erst gehoben wird, bis das kleine V. ganz geöffnet hat. Einen Speiskopf mit Kugel als Rückschlagventil zeigt Abb. 49. Ein Schrauben-Dampfventil ist aus Abb. 50 ersichtlich. Zum Einlassen von Luft in die Schieberkasten und

p0 zu bestimmen. Ist F die obere Druckfläche des V., S die Sitzfläche, p der Flüssigkeitsdruck auf das V., so ist p F = p0 S. Als größte Auflagerdrücke p0 können angenommen werden für Rotguß 150, Phosphorbronze 200, Gußeisen 180, Hartgummi und Leder 50 kg/cm2. Die Durchgangsquerschnitte


Abb. 47. Maßstab 1 : 5. Zylinderventil, preußische Staatsbahnen.
der V. sollen so bemessen sein, daß die Geschwindigkeit der durchströmenden Flüssigkeit Änderungen nicht erfährt. Aus dieser Bedingung läßt sich der Ventilhub h der selbsttätigen V. ermitteln. Für ein geradlinig bewegtes Hebungsventil mit kreisförmigem Durchgangsquerschnitt vom Halbmesser r ergibt sich z. B. die Bedingung

Abb. 48. Maßstab 2 : 15. Dampfventil für Strahlpumpe, preußische Staatsbahnen.
h = 0·5 r; wegen der hydraulischen Widerstände wäre h jedoch größer anzunehmen. Um bei Pumpenanlagen Stöße zu vermeiden, ist, unter Abweichung von der vorstehenden Regel, der Ventilhub um so kleiner zu machen, je größer die Kolbengeschwindigkeit ist und je rascher der Hubwechsel erfolgt. Die Verminderung des freien Ventilhubs kann durch Vergrößerung der wirksamen Ventilbelastung erreicht werden.

Was die Bauart der V. betrifft, so unterscheidet man Teller-, Glocken- und Kugelventile. Bei den Eisenbahnfahrzeugen finden sich V. in den mannigfachsten Formen und Bauarten. Bei der Lokomotive findet man die V. als Kessel-Sicherheitsventile (s. Sicherheitsventile) im Speiskopf, als Dampfventile für Injektoren, Heizung und
Abb. 49. Maßstab 1 : 10. Speiskopf, österreichische Staatsbahnen.
Abb. 50. Maßstab 1 : 5. Amerikanisches Schraubventil mit Griffschraube aus Holz.


Abb. 51. Maßstab 1 : 5. Lufteinlaßventil von Ricour.
Bremse, in der Dampfpfeife, als Luftsaugeventile an den Schieberkasten und Dampfzylindern, in der neuesten Zeit als Steuerungsorgane an Stelle des Schiebers und schließlich in den Saug- und Druckluftbremsapparaten (s. Bremsen).

Beispiele einiger V. zeigen die Abb. 47 bis 51. In Abb. 47 ist ein Zylinderventil der preußischen Staatsbahn dargestellt, das geöffnet zum Ausblasen der Dampfzylinder dient. In Abb. 48 ist ein Anlaßventil für Injektoren (Strahlpumpen) dargestellt. Zum sicheren Anlassen der Injektoren ist notwendig, daß allmählich Dampf zuströmt. Zu diesem Zwecke ist bei diesem V. ein kleines und ein großes V. ineinander gebaut, so daß das große V. (Glockenventil) erst gehoben wird, bis das kleine V. ganz geöffnet hat. Einen Speiskopf mit Kugel als Rückschlagventil zeigt Abb. 49. Ein Schrauben-Dampfventil ist aus Abb. 50 ersichtlich. Zum Einlassen von Luft in die Schieberkasten und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0094" n="81"/><hi rendition="#i">p</hi><hi rendition="#sub">0</hi> zu bestimmen. Ist <hi rendition="#i">F</hi> die obere Druckfläche des V., <hi rendition="#i">S</hi> die Sitzfläche, <hi rendition="#i">p</hi> der Flüssigkeitsdruck auf das V., so ist <hi rendition="#i">p F</hi> = <hi rendition="#i">p<hi rendition="#sub">0</hi> S.</hi> Als größte Auflagerdrücke <hi rendition="#i">p</hi><hi rendition="#sub">0</hi> können angenommen werden für Rotguß 150, Phosphorbronze 200, Gußeisen 180, Hartgummi und Leder 50 <hi rendition="#i">kg</hi>/<hi rendition="#i">cm</hi><hi rendition="#sup">2</hi>. Die Durchgangsquerschnitte<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0065.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 47. Maßstab 1 : 5. Zylinderventil, preußische Staatsbahnen.</head><lb/></figure><lb/>
der V. sollen so bemessen sein, daß die Geschwindigkeit der durchströmenden Flüssigkeit Änderungen nicht erfährt. Aus dieser Bedingung läßt sich der Ventilhub <hi rendition="#i">h</hi> der selbsttätigen V. ermitteln. Für ein geradlinig bewegtes Hebungsventil mit kreisförmigem Durchgangsquerschnitt vom Halbmesser <hi rendition="#i">r</hi> ergibt sich z. B. die Bedingung<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0066.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 48. Maßstab 2 : 15. Dampfventil für Strahlpumpe, preußische Staatsbahnen.</head><lb/></figure><lb/><hi rendition="#i">h</hi> = 0·5 <hi rendition="#i">r;</hi> wegen der hydraulischen Widerstände wäre <hi rendition="#i">h</hi> jedoch größer anzunehmen. Um bei Pumpenanlagen Stöße zu vermeiden, ist, unter Abweichung von der vorstehenden Regel, der Ventilhub um so kleiner zu machen, je größer die Kolbengeschwindigkeit ist und je rascher der Hubwechsel erfolgt. Die Verminderung des freien Ventilhubs kann durch Vergrößerung der wirksamen Ventilbelastung erreicht werden.</p><lb/>
          <p>Was die Bauart der V. betrifft, so unterscheidet man Teller-, Glocken- und Kugelventile. Bei den Eisenbahnfahrzeugen finden sich V. in den mannigfachsten Formen und Bauarten. Bei der Lokomotive findet man die V. als Kessel-Sicherheitsventile (s. Sicherheitsventile) im Speiskopf, als Dampfventile für Injektoren, Heizung und<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0064.jpg"><head>Abb. 49. Maßstab 1 : 10. Speiskopf, österreichische Staatsbahnen.</head><lb/></figure> <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0063.jpg"><head>Abb. 50. Maßstab 1 : 5. Amerikanisches Schraubventil mit Griffschraube aus Holz.</head><lb/></figure><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen10_1923/figures/roell_eisenbahnwesen10_1923_figure-0067.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 51. Maßstab 1 : 5. Lufteinlaßventil von Ricour.</head><lb/></figure><lb/>
Bremse, in der Dampfpfeife, als Luftsaugeventile an den Schieberkasten und Dampfzylindern, in der neuesten Zeit als Steuerungsorgane an Stelle des Schiebers und schließlich in den Saug- und Druckluftbremsapparaten (s. Bremsen).</p><lb/>
          <p>Beispiele einiger V. zeigen die Abb. 47 bis 51. In Abb. 47 ist ein Zylinderventil der preußischen Staatsbahn dargestellt, das geöffnet zum Ausblasen der Dampfzylinder dient. In Abb. 48 ist ein Anlaßventil für Injektoren (Strahlpumpen) dargestellt. Zum sicheren Anlassen der Injektoren ist notwendig, daß allmählich Dampf zuströmt. Zu diesem Zwecke ist bei diesem V. ein kleines und ein großes V. ineinander gebaut, so daß das große V. (Glockenventil) erst gehoben wird, bis das kleine V. ganz geöffnet hat. Einen Speiskopf mit Kugel als Rückschlagventil zeigt Abb. 49. Ein Schrauben-Dampfventil ist aus Abb. 50 ersichtlich. Zum Einlassen von Luft in die Schieberkasten und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0094] p0 zu bestimmen. Ist F die obere Druckfläche des V., S die Sitzfläche, p der Flüssigkeitsdruck auf das V., so ist p F = p0 S. Als größte Auflagerdrücke p0 können angenommen werden für Rotguß 150, Phosphorbronze 200, Gußeisen 180, Hartgummi und Leder 50 kg/cm2. Die Durchgangsquerschnitte [Abbildung Abb. 47. Maßstab 1 : 5. Zylinderventil, preußische Staatsbahnen. ] der V. sollen so bemessen sein, daß die Geschwindigkeit der durchströmenden Flüssigkeit Änderungen nicht erfährt. Aus dieser Bedingung läßt sich der Ventilhub h der selbsttätigen V. ermitteln. Für ein geradlinig bewegtes Hebungsventil mit kreisförmigem Durchgangsquerschnitt vom Halbmesser r ergibt sich z. B. die Bedingung [Abbildung Abb. 48. Maßstab 2 : 15. Dampfventil für Strahlpumpe, preußische Staatsbahnen. ] h = 0·5 r; wegen der hydraulischen Widerstände wäre h jedoch größer anzunehmen. Um bei Pumpenanlagen Stöße zu vermeiden, ist, unter Abweichung von der vorstehenden Regel, der Ventilhub um so kleiner zu machen, je größer die Kolbengeschwindigkeit ist und je rascher der Hubwechsel erfolgt. Die Verminderung des freien Ventilhubs kann durch Vergrößerung der wirksamen Ventilbelastung erreicht werden. Was die Bauart der V. betrifft, so unterscheidet man Teller-, Glocken- und Kugelventile. Bei den Eisenbahnfahrzeugen finden sich V. in den mannigfachsten Formen und Bauarten. Bei der Lokomotive findet man die V. als Kessel-Sicherheitsventile (s. Sicherheitsventile) im Speiskopf, als Dampfventile für Injektoren, Heizung und [Abbildung Abb. 49. Maßstab 1 : 10. Speiskopf, österreichische Staatsbahnen. ] [Abbildung Abb. 50. Maßstab 1 : 5. Amerikanisches Schraubventil mit Griffschraube aus Holz. ] [Abbildung Abb. 51. Maßstab 1 : 5. Lufteinlaßventil von Ricour. ] Bremse, in der Dampfpfeife, als Luftsaugeventile an den Schieberkasten und Dampfzylindern, in der neuesten Zeit als Steuerungsorgane an Stelle des Schiebers und schließlich in den Saug- und Druckluftbremsapparaten (s. Bremsen). Beispiele einiger V. zeigen die Abb. 47 bis 51. In Abb. 47 ist ein Zylinderventil der preußischen Staatsbahn dargestellt, das geöffnet zum Ausblasen der Dampfzylinder dient. In Abb. 48 ist ein Anlaßventil für Injektoren (Strahlpumpen) dargestellt. Zum sicheren Anlassen der Injektoren ist notwendig, daß allmählich Dampf zuströmt. Zu diesem Zwecke ist bei diesem V. ein kleines und ein großes V. ineinander gebaut, so daß das große V. (Glockenventil) erst gehoben wird, bis das kleine V. ganz geöffnet hat. Einen Speiskopf mit Kugel als Rückschlagventil zeigt Abb. 49. Ein Schrauben-Dampfventil ist aus Abb. 50 ersichtlich. Zum Einlassen von Luft in die Schieberkasten und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:41Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:41Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/94
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/94>, abgerufen am 23.11.2024.