Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.So "gutgesinnt" auch ein Piast sein möchte -- sagte der 1) Nach Bernes' Depesche vom 23. October 1748 in Beer, Auf- zeichnungen des Grafen Bentink, S. CII. 2) Beer a. a. O., S. xxx. lxviii. cxxix. cxxxiv. 3) Ranke, Ursprung des siebenjährigen Krieges, S. 23.
So „gutgeſinnt“ auch ein Piaſt ſein möchte — ſagte der 1) Nach Bernes’ Depeſche vom 23. October 1748 in Beer, Auf- zeichnungen des Grafen Bentink, S. CII. 2) Beer a. a. O., S. xxx. lxviii. cxxix. cxxxiv. 3) Ranke, Urſprung des ſiebenjährigen Krieges, S. 23.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="86"/> So „gutgeſinnt“ auch ein Piaſt ſein möchte — ſagte der<lb/> Kanzler Beſtucheff zu dem öſtreichiſchen Geſandten Bernes —,<lb/> ſo böte er für ein dauerndes Zuſammengehen mit Rußland<lb/> und Öſtreich dennoch keine vollſtändige Garantie. Man könne<lb/> wohl einen oder zwei Piaſten in Antrag bringen, um dem<lb/> Schein auszuweichen, als wolle man Polen mit Gewalt einen<lb/> König aufdringen. Inzwiſchen müßten aber alle Anſtalten ge-<lb/> macht werden, die Wahl Karls von Lothringen, des Bruders<lb/> Kaiſer Franz <hi rendition="#aq">I.,</hi> zu ſichern und ein Heer an der livländiſchen<lb/> ſowie der öſtreichiſchen Grenze bereit ſtehen, um die Zuſtimmung<lb/> der Republik nöthigenfalls mit den Waffen zu erzwingen <note place="foot" n="1)">Nach <hi rendition="#g">Bernes’</hi> Depeſche vom 23. October 1748 in <hi rendition="#g">Beer</hi>, Auf-<lb/> zeichnungen des Grafen Bentink, S. <hi rendition="#aq">CII.</hi></note>.<lb/> In Wien aber hielt man ſich dieſem Plan gegenüber ſehr<lb/> zurück; noch im Februar 1750 herrſchte dort die Meinung<lb/> vor, es ſei beſſer, Rußland es zu überlaſſen, den Weg anzu-<lb/> deuten, den man wandeln wolle. Beide Höfe theilten die<lb/> Überzeugung, daß bei der Intimität Preußens mit Frankreich<lb/> auch Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> die Pläne in Betreff Conti’s billige und<lb/> fördere. Im Jahre 1748 ſprach Kaunitz in einem politiſchen<lb/> Gutachten, von dem „Anhange“, den Friedrich in Polen habe,<lb/> und im Miniſterium war man gleichzeitig der Anſicht, daß<lb/> man öſtreichiſcherſeits ſich angelegen ſein laſſen müſſe, allen,<lb/> „insbeſondere von Preußen“ zu Tage tretenden Beſtrebungen<lb/> auf Veränderung der Verfaſſung der Republik in Gemeinſchaft<lb/> mit Rußland entgegenzutreten. Noch im Jahre 1752 wollte<lb/> man in Wien wiſſen, Friedrich habe von Paris aus große<lb/> Summen zur Vertheilung unter polniſche Große, der Palatin<lb/> von Rawa, Stanislaw Jablonowski, allein 100000 Livres, er-<lb/> halten <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Beer</hi></hi> a. a. O., S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xxx. lxviii. cxxix. cxxxiv</hi>.</hi></note>. An ſich unwahrſcheinlich erſcheint dies nicht: Frie-<lb/> drich fürchtete in der That, es werde Öſtreich und Rußland<lb/> gelingen, den Prinzen Carl von Lothringen auf den Thron<lb/> Polens zu erheben <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#g">Ranke</hi>, Urſprung des ſiebenjährigen Krieges, S. 23.</note>, deſſen Herrſchaft in Warſchau bei der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0100]
So „gutgeſinnt“ auch ein Piaſt ſein möchte — ſagte der
Kanzler Beſtucheff zu dem öſtreichiſchen Geſandten Bernes —,
ſo böte er für ein dauerndes Zuſammengehen mit Rußland
und Öſtreich dennoch keine vollſtändige Garantie. Man könne
wohl einen oder zwei Piaſten in Antrag bringen, um dem
Schein auszuweichen, als wolle man Polen mit Gewalt einen
König aufdringen. Inzwiſchen müßten aber alle Anſtalten ge-
macht werden, die Wahl Karls von Lothringen, des Bruders
Kaiſer Franz I., zu ſichern und ein Heer an der livländiſchen
ſowie der öſtreichiſchen Grenze bereit ſtehen, um die Zuſtimmung
der Republik nöthigenfalls mit den Waffen zu erzwingen 1).
In Wien aber hielt man ſich dieſem Plan gegenüber ſehr
zurück; noch im Februar 1750 herrſchte dort die Meinung
vor, es ſei beſſer, Rußland es zu überlaſſen, den Weg anzu-
deuten, den man wandeln wolle. Beide Höfe theilten die
Überzeugung, daß bei der Intimität Preußens mit Frankreich
auch Friedrich II. die Pläne in Betreff Conti’s billige und
fördere. Im Jahre 1748 ſprach Kaunitz in einem politiſchen
Gutachten, von dem „Anhange“, den Friedrich in Polen habe,
und im Miniſterium war man gleichzeitig der Anſicht, daß
man öſtreichiſcherſeits ſich angelegen ſein laſſen müſſe, allen,
„insbeſondere von Preußen“ zu Tage tretenden Beſtrebungen
auf Veränderung der Verfaſſung der Republik in Gemeinſchaft
mit Rußland entgegenzutreten. Noch im Jahre 1752 wollte
man in Wien wiſſen, Friedrich habe von Paris aus große
Summen zur Vertheilung unter polniſche Große, der Palatin
von Rawa, Stanislaw Jablonowski, allein 100000 Livres, er-
halten 2). An ſich unwahrſcheinlich erſcheint dies nicht: Frie-
drich fürchtete in der That, es werde Öſtreich und Rußland
gelingen, den Prinzen Carl von Lothringen auf den Thron
Polens zu erheben 3), deſſen Herrſchaft in Warſchau bei der
1) Nach Bernes’ Depeſche vom 23. October 1748 in Beer, Auf-
zeichnungen des Grafen Bentink, S. CII.
2) Beer a. a. O., S. xxx. lxviii. cxxix. cxxxiv.
3) Ranke, Urſprung des ſiebenjährigen Krieges, S. 23.
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