Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.Der Minister des Auswärtigen, d'Argenson war der Ansicht, 1) Flassan, Hist. de la diplomatie etc. V, 292. 296. Bou-
taric, Corresp. secrete et inedite de Louis XV. Paris 1860. Szujski IV, 339. Der Miniſter des Auswärtigen, d’Argenſon war der Anſicht, 1) Flassan, Hist. de la diplomatie etc. V, 292. 296. Bou-
taric, Corresp. secrète et inédite de Louis XV. Paris 1860. Szujski IV, 339. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="85"/> Der Miniſter des Auswärtigen, d’Argenſon war der Anſicht,<lb/> daß dies am leichteſten zu erreichen ſei, wenn Frankreich dem<lb/> Könige für die Thronfolge ſeines Sohnes in Polen ſeine Un-<lb/> terſtützung in Ausſicht ſtelle, überhaupt in Warſchau die Pläne<lb/> des Hofes fördere, und dadurch dieſen von der Nothwendigkeit<lb/> befreie, ſeine Stütze in Rußland zu ſuchen. Ludwig <hi rendition="#aq">XV.</hi> aber<lb/> hielt noch immer an dem Gedanken feſt, auf den polniſchen<lb/> Thron im Falle von deſſen Erledigung den Prinzen Conti zu<lb/> erheben, der bekanntlich der Chef ſeiner geheimen Diplomatie<lb/> war, welche er hinter dem Rücken des Miniſteriums betrieb.<lb/> Bereits vor dem Achner Frieden, als Frankreich und Preußen<lb/> nach dem Tode Kaiſer Carl <hi rendition="#aq">VII.</hi> (20. Jan. 1745) den Ver-<lb/> ſuch machten, Auguſt <hi rendition="#aq">III.</hi> durch das Angebot der deutſchen<lb/> Kaiſerkrone von Öſtreich abzuziehen, hatte Frankreich in Polen<lb/> für die Erhebung Conti’s Freunde gewonnen. Damals ſandte<lb/> Jan Clements Branicki, deſſen Sympathie für Frankreich ſo<lb/> zu ſagen einer alten Jugendliebe glich, ſeinen Vertrauten<lb/> Mokranowski, der wie er ſelbſt früher in franzöſiſchen Dienſten<lb/> geweſen war, zur Verhandlung hierüber nach Paris. Er hatte<lb/> damals mit Vorwiſſen Ludwigs <hi rendition="#aq">XV.</hi> mehrfache Unterredungen<lb/> mit dem Prinzen Conti, an welche ſich die erwähnte Organi-<lb/> ſation der geheimen Diplomatie anſchloß. Auch im Frühjahr<lb/> 1746 ſoll ein anderer Pole, Blandowski, zu demſelben Zweck<lb/> in Paris geweſen ſein und das Geheimniß d’Argenſon mitge-<lb/> theilt haben <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Flassan</hi>, Hist. de la diplomatie etc. V, 292. 296. <hi rendition="#g">Bou-<lb/> taric</hi>, Corresp. secrète et inédite de Louis XV. Paris 1860.<lb/><hi rendition="#g">Szujski</hi> IV, 339.</hi></note>. Dieſe Verhandlungen bedürfen noch einer<lb/> nähern Aufklärung. Gewiß aber iſt, daß andre Höfe von<lb/> ihnen eine gewiſſe Kenntniß erhielten. In Wien und in Pe-<lb/> tersburg war man mehrere Jahre wegen dieſes Projectes in<lb/> Unruhe. Schon die Heirath der Tochter Auguſt <hi rendition="#aq">III.</hi> mit dem<lb/> Dauphin hatte den ruſſiſchen Hof verſtimmt, der ſeinerſeits wie<lb/> auch der Wiener ſeine eignen Pläne in Betreff der polniſchen<lb/> Thronfolge hatte. Öſtreich befürwortete wiederholt die Wahl<lb/> eines Piaſten, fand aber hiemit in Petersburg keinen Anklang.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0099]
Der Miniſter des Auswärtigen, d’Argenſon war der Anſicht,
daß dies am leichteſten zu erreichen ſei, wenn Frankreich dem
Könige für die Thronfolge ſeines Sohnes in Polen ſeine Un-
terſtützung in Ausſicht ſtelle, überhaupt in Warſchau die Pläne
des Hofes fördere, und dadurch dieſen von der Nothwendigkeit
befreie, ſeine Stütze in Rußland zu ſuchen. Ludwig XV. aber
hielt noch immer an dem Gedanken feſt, auf den polniſchen
Thron im Falle von deſſen Erledigung den Prinzen Conti zu
erheben, der bekanntlich der Chef ſeiner geheimen Diplomatie
war, welche er hinter dem Rücken des Miniſteriums betrieb.
Bereits vor dem Achner Frieden, als Frankreich und Preußen
nach dem Tode Kaiſer Carl VII. (20. Jan. 1745) den Ver-
ſuch machten, Auguſt III. durch das Angebot der deutſchen
Kaiſerkrone von Öſtreich abzuziehen, hatte Frankreich in Polen
für die Erhebung Conti’s Freunde gewonnen. Damals ſandte
Jan Clements Branicki, deſſen Sympathie für Frankreich ſo
zu ſagen einer alten Jugendliebe glich, ſeinen Vertrauten
Mokranowski, der wie er ſelbſt früher in franzöſiſchen Dienſten
geweſen war, zur Verhandlung hierüber nach Paris. Er hatte
damals mit Vorwiſſen Ludwigs XV. mehrfache Unterredungen
mit dem Prinzen Conti, an welche ſich die erwähnte Organi-
ſation der geheimen Diplomatie anſchloß. Auch im Frühjahr
1746 ſoll ein anderer Pole, Blandowski, zu demſelben Zweck
in Paris geweſen ſein und das Geheimniß d’Argenſon mitge-
theilt haben 1). Dieſe Verhandlungen bedürfen noch einer
nähern Aufklärung. Gewiß aber iſt, daß andre Höfe von
ihnen eine gewiſſe Kenntniß erhielten. In Wien und in Pe-
tersburg war man mehrere Jahre wegen dieſes Projectes in
Unruhe. Schon die Heirath der Tochter Auguſt III. mit dem
Dauphin hatte den ruſſiſchen Hof verſtimmt, der ſeinerſeits wie
auch der Wiener ſeine eignen Pläne in Betreff der polniſchen
Thronfolge hatte. Öſtreich befürwortete wiederholt die Wahl
eines Piaſten, fand aber hiemit in Petersburg keinen Anklang.
1) Flassan, Hist. de la diplomatie etc. V, 292. 296. Bou-
taric, Corresp. secrète et inédite de Louis XV. Paris 1860.
Szujski IV, 339.
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