Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.gersohn zu geben, keine Wahl eines Marschalls stattfinden, 1) König Stanislaw August erzählt selbst diesen Vorgang in seinen Denkwürdigkeiten, S. 78--80. 2) Der Wortlaut dieses Artikels, den ich aus einer Abschrift der In-
struction entnehme, welche der preußische Resident Benoit unter dem 22. Juli nach Berlin sandte, ist: Enfin sachant, que quand dans les anciennes diettes, il y avoit quelsques points contestes, les points acceptes d'un consentement unanime n'en etoient pas censes moins valables et qu'on ne tiroit point de la une raison pour ruiner le gerſohn zu geben, keine Wahl eines Marſchalls ſtattfinden, 1) König Stanislaw Auguſt erzählt ſelbſt dieſen Vorgang in ſeinen Denkwürdigkeiten, S. 78—80. 2) Der Wortlaut dieſes Artikels, den ich aus einer Abſchrift der In-
ſtruction entnehme, welche der preußiſche Reſident Benoit unter dem 22. Juli nach Berlin ſandte, iſt: Enfin sachant, que quand dans les anciennes diettes, il y avoit quelsques points contestés, les points acceptés d’un consentement unanime n’en étoient pas censés moins valables et qu’on ne tiroit point de la une raison pour ruiner le <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="91"/> gerſohn zu geben, keine Wahl eines Marſchalls ſtattfinden,<lb/> der Reichstag nicht zu Stande kommen, die Reiſe des Königs<lb/> bis Grodno alſo völlig fruchtlos bleiben und dieſer genöthigt<lb/> ſein werde in zwei Jahren von neuem nach Grodno zu kommen.<lb/> Dieſe Drohung ſchlug durch. Die Reiſen von Dresden nach<lb/> Polen waren dem Könige und dem Hofe, der Koſten, Be-<lb/> ſchwerden und des ganzen polniſchen Treibens wegen, ſtets<lb/> höchſt unangenehm. Nach Warſchau zu kommen, koſtete dem<lb/> König ſchon einen Entſchluß, wie viel mehr noch eine Reiſe<lb/> nach dem entlegenen Lithauen. Brühl gab das geforderte Ver-<lb/> ſprechen <note place="foot" n="1)">König Stanislaw Auguſt erzählt ſelbſt dieſen Vorgang in ſeinen<lb/> Denkwürdigkeiten, S. 78—80.</note>; zum Marſchall ward Maſſalski, Staroſt von<lb/> Grodziec, der Sohn des lithauiſchen Unterfeldherrn, gewählt.<lb/> Die weſentlichen Vorlagen der Regierung betrafen die Ver-<lb/> mehrung des Heeres, die Aufbringung der Mittel zu deſſen<lb/> Erhaltung, Reform der Juſtiz und Conferenzen von Seiten der<lb/> Republik mit den Geſandten der fremden Mächte. Außerdem<lb/> war aber in die Univerſalien wie in die Inſtruction des Königs<lb/> für die Landtage noch ein Artikel aufgenommen, der, wenn er<lb/> die Zuſtimmung des Reichstages fand, zu weiteren Reformen<lb/> den Weg zu öffnen geeignet war. Denn der König forderte<lb/> darin, daß man wieder zu dem Brauch der alten Reichstage<lb/> zurückkehre, nach welchem die mit Einſtimmigkeit gefaßten Be-<lb/> ſchlüſſe ihre Gültigkeit behalten hatten, auch wenn man ſich<lb/> über andre Fragen nicht einigen konnte. Das <hi rendition="#aq">liberum veto</hi><lb/> alſo hätte hiernach nach wie vor für jede einzelne Frage als<lb/> entſcheidend gegolten; aber der Mißbrauch, daß man durch<lb/> daſſelbe auch alle bereits einmüthig gefaßten Beſchlüſſe wieder<lb/> rückgängig und den Reichstag einer Frage wegen gänzlich un-<lb/> fruchtbar machen konnte, wäre beſeitigt worden <note xml:id="seg2pn_13_1" next="#seg2pn_13_2" place="foot" n="2)">Der Wortlaut dieſes Artikels, den ich aus einer Abſchrift der In-<lb/> ſtruction <choice><sic>entuehme</sic><corr>entnehme</corr></choice>, welche der preußiſche Reſident Benoit unter dem<lb/> 22. Juli nach Berlin ſandte, iſt: <hi rendition="#aq">Enfin sachant, que quand dans les<lb/> anciennes diettes, il y avoit quelsques points contestés, les points<lb/> acceptés d’un consentement unanime n’en étoient pas censés moins<lb/> valables et qu’on ne tiroit point de la une raison pour ruiner le</hi></note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [91/0105]
gerſohn zu geben, keine Wahl eines Marſchalls ſtattfinden,
der Reichstag nicht zu Stande kommen, die Reiſe des Königs
bis Grodno alſo völlig fruchtlos bleiben und dieſer genöthigt
ſein werde in zwei Jahren von neuem nach Grodno zu kommen.
Dieſe Drohung ſchlug durch. Die Reiſen von Dresden nach
Polen waren dem Könige und dem Hofe, der Koſten, Be-
ſchwerden und des ganzen polniſchen Treibens wegen, ſtets
höchſt unangenehm. Nach Warſchau zu kommen, koſtete dem
König ſchon einen Entſchluß, wie viel mehr noch eine Reiſe
nach dem entlegenen Lithauen. Brühl gab das geforderte Ver-
ſprechen 1); zum Marſchall ward Maſſalski, Staroſt von
Grodziec, der Sohn des lithauiſchen Unterfeldherrn, gewählt.
Die weſentlichen Vorlagen der Regierung betrafen die Ver-
mehrung des Heeres, die Aufbringung der Mittel zu deſſen
Erhaltung, Reform der Juſtiz und Conferenzen von Seiten der
Republik mit den Geſandten der fremden Mächte. Außerdem
war aber in die Univerſalien wie in die Inſtruction des Königs
für die Landtage noch ein Artikel aufgenommen, der, wenn er
die Zuſtimmung des Reichstages fand, zu weiteren Reformen
den Weg zu öffnen geeignet war. Denn der König forderte
darin, daß man wieder zu dem Brauch der alten Reichstage
zurückkehre, nach welchem die mit Einſtimmigkeit gefaßten Be-
ſchlüſſe ihre Gültigkeit behalten hatten, auch wenn man ſich
über andre Fragen nicht einigen konnte. Das liberum veto
alſo hätte hiernach nach wie vor für jede einzelne Frage als
entſcheidend gegolten; aber der Mißbrauch, daß man durch
daſſelbe auch alle bereits einmüthig gefaßten Beſchlüſſe wieder
rückgängig und den Reichstag einer Frage wegen gänzlich un-
fruchtbar machen konnte, wäre beſeitigt worden 2).
1) König Stanislaw Auguſt erzählt ſelbſt dieſen Vorgang in ſeinen
Denkwürdigkeiten, S. 78—80.
2) Der Wortlaut dieſes Artikels, den ich aus einer Abſchrift der In-
ſtruction entnehme, welche der preußiſche Reſident Benoit unter dem
22. Juli nach Berlin ſandte, iſt: Enfin sachant, que quand dans les
anciennes diettes, il y avoit quelsques points contestés, les points
acceptés d’un consentement unanime n’en étoient pas censés moins
valables et qu’on ne tiroit point de la une raison pour ruiner le
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