Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.anfall Elisabeths, durch Prasse Brühl "nachdrücklich" vorstellen, Da gab Brühl nach. Am 30. October unterschrieb der Als die Abberufung in Petersburg ankam, rief sie am Hofe 1) Herrmann, Geschichte Rußlands V, 217. 2) Die Briefe sind vollständig abgedruckt in Stanisl. Aug., Pam.,
p. 269--277. anfall Eliſabeths, durch Praſſe Brühl „nachdrücklich“ vorſtellen, Da gab Brühl nach. Am 30. October unterſchrieb der Als die Abberufung in Petersburg ankam, rief ſie am Hofe 1) Herrmann, Geſchichte Rußlands V, 217. 2) Die Briefe ſind vollſtändig abgedruckt in Stanisl. Aug., Pam.,
p. 269—277. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="123"/> anfall Eliſabeths, durch Praſſe Brühl „nachdrücklich“ vorſtellen,<lb/> daß er „die oſtrog’ſche Frage je eher je lieber ausmachen und ſich<lb/> mit der Czartoryskiſchen Familie ſetzen möchte, ehe etwa ein<lb/> Fall geſchähe, nach welchem dieſe Familie ſich durch den Kanal<lb/> des jungen Grafen Poniatowski eine ſolche decidirte Protection<lb/> zu verſprechen hätte, daß man würde gezwungen ſein, dasjenige<lb/><hi rendition="#aq">nolens volens</hi> zu thun, wodurch man, wenn man es jetzt frei-<lb/> willig thäte, ſich ſolche Familie verbinden könne“ <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Herrmann</hi>, Geſchichte Rußlands <hi rendition="#aq">V</hi>, 217.</note>. Es be-<lb/> durfte daher des ernſteſten Auftretens Frankreichs in Warſchau,<lb/> um die Zurückberufung Poniatowski’s durchzuſetzen. Broglie<lb/> erklärte im October dem Grafen Brühl, der König von Frank-<lb/> reich werde es als eine Probe für die gute Geſinnung Auguſts<lb/> gegen ihn betrachten, ob Poniatowski abberufen werden würde<lb/> oder nicht. Gleichzeitig ſpielten auch Einflüſſe von Petersburg<lb/> von Woronzow, Iwan Szuwalow und Praſſe zu demſelben<lb/> Zweck.</p><lb/> <p>Da gab Brühl nach. Am 30. October unterſchrieb der<lb/> König die Zurückberufung, nicht ohne in demſelben Schreiben<lb/> es auszuſprechen, daß er ſelbſt mit ſeinem Geſandten voll-<lb/> kommen zufrieden ſei, und nur dem Andringen des franzöſiſchen<lb/> Königs habe nachgeben müſſen. In einer Unterredung mit<lb/> dem Vater Poniatowski’s geſtand er offen: er habe nicht anders<lb/> handeln können, denn er lebe nur von den Subſidien Frank-<lb/> reichs und Rußlands und habe ohne dieſelben weder für ſich<lb/> noch ſeine Familie einen Biſſen Brod! Auch Brühl entſchul-<lb/> digte in einem eignen Briefe die Maaßregel mit der Noth-<lb/> wendigkeit, und er ſowohl wie der König verſicherten dem Ge-<lb/> ſandten ihr ferneres Wohlwollen <note place="foot" n="2)">Die Briefe ſind vollſtändig abgedruckt in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Stanisl. Aug</hi>., Pam.,<lb/> p.</hi> 269—277.</note>.</p><lb/> <p>Als die Abberufung in Petersburg ankam, rief ſie am Hofe<lb/> eine entſchiedne Bewegung für Poniatowski hervor. Die Kai-<lb/> ſerin verſchob die Abſchiedsaudienz, um welche er bat, und er-<lb/> klärte, obwohl ſie ſeit längerer Zeit nicht ohne Kunde von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0137]
anfall Eliſabeths, durch Praſſe Brühl „nachdrücklich“ vorſtellen,
daß er „die oſtrog’ſche Frage je eher je lieber ausmachen und ſich
mit der Czartoryskiſchen Familie ſetzen möchte, ehe etwa ein
Fall geſchähe, nach welchem dieſe Familie ſich durch den Kanal
des jungen Grafen Poniatowski eine ſolche decidirte Protection
zu verſprechen hätte, daß man würde gezwungen ſein, dasjenige
nolens volens zu thun, wodurch man, wenn man es jetzt frei-
willig thäte, ſich ſolche Familie verbinden könne“ 1). Es be-
durfte daher des ernſteſten Auftretens Frankreichs in Warſchau,
um die Zurückberufung Poniatowski’s durchzuſetzen. Broglie
erklärte im October dem Grafen Brühl, der König von Frank-
reich werde es als eine Probe für die gute Geſinnung Auguſts
gegen ihn betrachten, ob Poniatowski abberufen werden würde
oder nicht. Gleichzeitig ſpielten auch Einflüſſe von Petersburg
von Woronzow, Iwan Szuwalow und Praſſe zu demſelben
Zweck.
Da gab Brühl nach. Am 30. October unterſchrieb der
König die Zurückberufung, nicht ohne in demſelben Schreiben
es auszuſprechen, daß er ſelbſt mit ſeinem Geſandten voll-
kommen zufrieden ſei, und nur dem Andringen des franzöſiſchen
Königs habe nachgeben müſſen. In einer Unterredung mit
dem Vater Poniatowski’s geſtand er offen: er habe nicht anders
handeln können, denn er lebe nur von den Subſidien Frank-
reichs und Rußlands und habe ohne dieſelben weder für ſich
noch ſeine Familie einen Biſſen Brod! Auch Brühl entſchul-
digte in einem eignen Briefe die Maaßregel mit der Noth-
wendigkeit, und er ſowohl wie der König verſicherten dem Ge-
ſandten ihr ferneres Wohlwollen 2).
Als die Abberufung in Petersburg ankam, rief ſie am Hofe
eine entſchiedne Bewegung für Poniatowski hervor. Die Kai-
ſerin verſchob die Abſchiedsaudienz, um welche er bat, und er-
klärte, obwohl ſie ſeit längerer Zeit nicht ohne Kunde von
1) Herrmann, Geſchichte Rußlands V, 217.
2) Die Briefe ſind vollſtändig abgedruckt in Stanisl. Aug., Pam.,
p. 269—277.
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