Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.treff einer Entschädigung Sachsens bei dem Frieden, als auch Neben diesen diplomatischen Schritten versäumte der War- 1) v. Eelking, Corresp. S. 366 f. Benoit, Bericht vom 27. Febr. und 27. März. 10*
treff einer Entſchädigung Sachſens bei dem Frieden, als auch Neben dieſen diplomatiſchen Schritten verſäumte der War- 1) v. Eelking, Correſp. S. 366 f. Benoit, Bericht vom 27. Febr. und 27. März. 10*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="147"/> treff einer Entſchädigung Sachſens bei dem Frieden, als auch<lb/> für die eventuelle Thronfolge des Kurprinzen in Polen, ſich<lb/> bemühen. Schmeichelte man ſich doch in Brühls vertrautem<lb/> Kreiſe mit der Hoffnung, daß Friedrich <hi rendition="#aq">II.,</hi> froh „ſich mit<lb/> einem blauen Auge aus der Schlinge ziehen zu können“, gern<lb/> irgend etwas zu Gunſten Sachſens opfern werde <note place="foot" n="1)">v. <hi rendition="#g">Eelking</hi>, Correſp. S. 366 f. <hi rendition="#g">Benoit</hi>, Bericht vom 27. Febr.<lb/> und 27. März.</note>.</p><lb/> <p>Neben dieſen diplomatiſchen Schritten verſäumte der War-<lb/> ſchauer Hof auch nicht die Polen näher als bisher an ſich zu<lb/> ziehen. Er ließ überall im Lande ausbreiten, wie große Ge-<lb/> fahren für die Republik in einer Verſtändigung Rußlands mit<lb/> Preußen lägen, indem in ſolchem Falle Rußland für die Heraus-<lb/> gabe des eroberten Oſtpreußens an Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> ſich im Ein-<lb/> verſtändniß mit dieſem durch Abreißung irgend einer polniſchen<lb/> Landſchaft entſchädigen würde: es ſei daher dringend nothwen-<lb/> dig, daß die Nation ſich einig um ihren König ſchaare. In<lb/> gleicher Richtung arbeitete die öſtreichiſche und franzöſiſche<lb/> Diplomatie. Auch ſie ſtreute in allen Palatinaten, um das<lb/> Mistrauen der Polen gegen Rußland und Preußen zu ſteigern<lb/> und ſie zu gewaltthätigen Schritten zu treiben, allerhand falſche<lb/> Gerüchte aus; unter anderen, daß Friedrich in Wien die Rück-<lb/> gabe von Glatz und Oberſchleſien unter der Bedingung an-<lb/> geboten habe, daß Öſtreich ihm nicht entgegen ſei, ſich dafür<lb/> im polniſchen Preußen zu entſchädigen; Maria Thereſia aber<lb/> habe dies Anerbieten aus Liebe für die Polen abgelehnt. Ver-<lb/> gebens bemühte ſich Benoit in Übereinſtimmung mit ſeinem<lb/> Hofe dieſen Gerüchten durch die bündigſten Verſicherungen, daß<lb/> von ſolchen Plänen nie die Rede geweſen ſei und ſein werde,<lb/> entgegenzutreten; die Maſſe der Nation glaubte dennoch an<lb/> ſie. Der Krongroßfeldherr Branicki ſchrieb an den franzöſiſchen<lb/> Geſandten: „Ich ſehe die ganze Größe des Unheils voraus,<lb/> welches uns treffen kann, wenn der Czar und der König von<lb/> Preußen im Einverſtändniß mit einander ehrgeizige Abſichten<lb/> zum Schaden Polens faſſen, dieſes Königreichs, welches, obwohl<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0161]
treff einer Entſchädigung Sachſens bei dem Frieden, als auch
für die eventuelle Thronfolge des Kurprinzen in Polen, ſich
bemühen. Schmeichelte man ſich doch in Brühls vertrautem
Kreiſe mit der Hoffnung, daß Friedrich II., froh „ſich mit
einem blauen Auge aus der Schlinge ziehen zu können“, gern
irgend etwas zu Gunſten Sachſens opfern werde 1).
Neben dieſen diplomatiſchen Schritten verſäumte der War-
ſchauer Hof auch nicht die Polen näher als bisher an ſich zu
ziehen. Er ließ überall im Lande ausbreiten, wie große Ge-
fahren für die Republik in einer Verſtändigung Rußlands mit
Preußen lägen, indem in ſolchem Falle Rußland für die Heraus-
gabe des eroberten Oſtpreußens an Friedrich II. ſich im Ein-
verſtändniß mit dieſem durch Abreißung irgend einer polniſchen
Landſchaft entſchädigen würde: es ſei daher dringend nothwen-
dig, daß die Nation ſich einig um ihren König ſchaare. In
gleicher Richtung arbeitete die öſtreichiſche und franzöſiſche
Diplomatie. Auch ſie ſtreute in allen Palatinaten, um das
Mistrauen der Polen gegen Rußland und Preußen zu ſteigern
und ſie zu gewaltthätigen Schritten zu treiben, allerhand falſche
Gerüchte aus; unter anderen, daß Friedrich in Wien die Rück-
gabe von Glatz und Oberſchleſien unter der Bedingung an-
geboten habe, daß Öſtreich ihm nicht entgegen ſei, ſich dafür
im polniſchen Preußen zu entſchädigen; Maria Thereſia aber
habe dies Anerbieten aus Liebe für die Polen abgelehnt. Ver-
gebens bemühte ſich Benoit in Übereinſtimmung mit ſeinem
Hofe dieſen Gerüchten durch die bündigſten Verſicherungen, daß
von ſolchen Plänen nie die Rede geweſen ſei und ſein werde,
entgegenzutreten; die Maſſe der Nation glaubte dennoch an
ſie. Der Krongroßfeldherr Branicki ſchrieb an den franzöſiſchen
Geſandten: „Ich ſehe die ganze Größe des Unheils voraus,
welches uns treffen kann, wenn der Czar und der König von
Preußen im Einverſtändniß mit einander ehrgeizige Abſichten
zum Schaden Polens faſſen, dieſes Königreichs, welches, obwohl
1) v. Eelking, Correſp. S. 366 f. Benoit, Bericht vom 27. Febr.
und 27. März.
10*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |