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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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russischen Kaiserreiche -- das natürliche Systema und die
gemeinnützigen Verbindungen des dortigen Hofes mit den
übrigen jedesmal freundlichen Mächten vollkommen wieder her-
gestellt zu sehen" (19. Juli) 1). Freilich hatte Katharina noch
im März dem östreichischen Gesandten in Petersburg, Grafen
Mercy d'Argenteau, "die bündigsten Versicherungen zugelangen
lassen, daß, wann sie nur das mindeste Vermögen hätte, sie
solches gewiß zur Aufrechthaltung des alten systematis ge-
brauchen würde", und auch Kaunitz wünschte, als er die Nach-
richt empfing, Maria Theresia Glück zu dem Ereigniß, welches
er als eins der glücklichsten bezeichnete 2). Brühl ward jedoch
bald enttäuscht. Das Erste, was ihm über die Stellung, welche
Katharina zu den innern Partheiverhältnissen in Polen ein-
nehmen würde, die Augen öffnete, war die stolze und zuver-
sichtliche Haltung, welche die "Familie" sofort annahm. Zwar
war der junge Poniatowski, der bisher keine directe Nachricht
von der neuen Kaiserin erhalten hatte, am 22. Juli aufs
Land gegangen; kaum aber hatte er die Stadt verlassen, als
ein russischer Courier mit Depeschen an ihn eintraf und ihm
sofort nacheilte. So geheim dies auch gehalten werden sollte,
Brühl erfuhr davon doch sehr rasch und wollte darüber vor
"Ärger platzen" 3). Der preußische Resident aber wußte schon
am 29sten durch Poniatowski selbst, daß für diesen alles gut
stehe, und er für Preußen recht nützlich werden zu können ver-
traue. Bald darauf theilte er mit: "Die Kaiserin sei höchst
empfänglich für die Rücksichten und Artigkeiten, die Friedrich
ihr bezeigt, und würde ihr Lebelang dafür dankbar sein" 4).
Natürlich ward Benoit, dessen Verhältniß zu Poniatowski je
länger, je vertrauter ward, wiederholt von Berlin angewiesen,
dies Verhältniß mit allen Mitteln zu erhalten und zu för-
dern 5), und er that es mit großem Erfolge. "Niemand viel-

1) Benoit, Dep. vom 17. Juli. v. Eelking, Corresp., S. 409.
2) Arneth a. a. O. VI, 326. 480--481.
3) Benoit, Dep. vom 24. Juli.
4) Desgl. vom 4. August.
5) Rescr. Friedrichs vom 24. u. 29. Juli u. 5. October.

ruſſiſchen Kaiſerreiche — das natürliche Syſtema und die
gemeinnützigen Verbindungen des dortigen Hofes mit den
übrigen jedesmal freundlichen Mächten vollkommen wieder her-
geſtellt zu ſehen“ (19. Juli) 1). Freilich hatte Katharina noch
im März dem öſtreichiſchen Geſandten in Petersburg, Grafen
Mercy d’Argenteau, „die bündigſten Verſicherungen zugelangen
laſſen, daß, wann ſie nur das mindeſte Vermögen hätte, ſie
ſolches gewiß zur Aufrechthaltung des alten systematis ge-
brauchen würde“, und auch Kaunitz wünſchte, als er die Nach-
richt empfing, Maria Thereſia Glück zu dem Ereigniß, welches
er als eins der glücklichſten bezeichnete 2). Brühl ward jedoch
bald enttäuſcht. Das Erſte, was ihm über die Stellung, welche
Katharina zu den innern Partheiverhältniſſen in Polen ein-
nehmen würde, die Augen öffnete, war die ſtolze und zuver-
ſichtliche Haltung, welche die „Familie“ ſofort annahm. Zwar
war der junge Poniatowski, der bisher keine directe Nachricht
von der neuen Kaiſerin erhalten hatte, am 22. Juli aufs
Land gegangen; kaum aber hatte er die Stadt verlaſſen, als
ein ruſſiſcher Courier mit Depeſchen an ihn eintraf und ihm
ſofort nacheilte. So geheim dies auch gehalten werden ſollte,
Brühl erfuhr davon doch ſehr raſch und wollte darüber vor
„Ärger platzen“ 3). Der preußiſche Reſident aber wußte ſchon
am 29ſten durch Poniatowski ſelbſt, daß für dieſen alles gut
ſtehe, und er für Preußen recht nützlich werden zu können ver-
traue. Bald darauf theilte er mit: „Die Kaiſerin ſei höchſt
empfänglich für die Rückſichten und Artigkeiten, die Friedrich
ihr bezeigt, und würde ihr Lebelang dafür dankbar ſein“ 4).
Natürlich ward Benoit, deſſen Verhältniß zu Poniatowski je
länger, je vertrauter ward, wiederholt von Berlin angewieſen,
dies Verhältniß mit allen Mitteln zu erhalten und zu för-
dern 5), und er that es mit großem Erfolge. „Niemand viel-

1) Benoit, Dep. vom 17. Juli. v. Eelking, Correſp., S. 409.
2) Arneth a. a. O. VI, 326. 480—481.
3) Benoit, Dep. vom 24. Juli.
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[152/0166] ruſſiſchen Kaiſerreiche — das natürliche Syſtema und die gemeinnützigen Verbindungen des dortigen Hofes mit den übrigen jedesmal freundlichen Mächten vollkommen wieder her- geſtellt zu ſehen“ (19. Juli) 1). Freilich hatte Katharina noch im März dem öſtreichiſchen Geſandten in Petersburg, Grafen Mercy d’Argenteau, „die bündigſten Verſicherungen zugelangen laſſen, daß, wann ſie nur das mindeſte Vermögen hätte, ſie ſolches gewiß zur Aufrechthaltung des alten systematis ge- brauchen würde“, und auch Kaunitz wünſchte, als er die Nach- richt empfing, Maria Thereſia Glück zu dem Ereigniß, welches er als eins der glücklichſten bezeichnete 2). Brühl ward jedoch bald enttäuſcht. Das Erſte, was ihm über die Stellung, welche Katharina zu den innern Partheiverhältniſſen in Polen ein- nehmen würde, die Augen öffnete, war die ſtolze und zuver- ſichtliche Haltung, welche die „Familie“ ſofort annahm. Zwar war der junge Poniatowski, der bisher keine directe Nachricht von der neuen Kaiſerin erhalten hatte, am 22. Juli aufs Land gegangen; kaum aber hatte er die Stadt verlaſſen, als ein ruſſiſcher Courier mit Depeſchen an ihn eintraf und ihm ſofort nacheilte. So geheim dies auch gehalten werden ſollte, Brühl erfuhr davon doch ſehr raſch und wollte darüber vor „Ärger platzen“ 3). Der preußiſche Reſident aber wußte ſchon am 29ſten durch Poniatowski ſelbſt, daß für dieſen alles gut ſtehe, und er für Preußen recht nützlich werden zu können ver- traue. Bald darauf theilte er mit: „Die Kaiſerin ſei höchſt empfänglich für die Rückſichten und Artigkeiten, die Friedrich ihr bezeigt, und würde ihr Lebelang dafür dankbar ſein“ 4). Natürlich ward Benoit, deſſen Verhältniß zu Poniatowski je länger, je vertrauter ward, wiederholt von Berlin angewieſen, dies Verhältniß mit allen Mitteln zu erhalten und zu för- dern 5), und er that es mit großem Erfolge. „Niemand viel- 1) Benoit, Dep. vom 17. Juli. v. Eelking, Correſp., S. 409. 2) Arneth a. a. O. VI, 326. 480—481. 3) Benoit, Dep. vom 24. Juli. 4) Desgl. vom 4. Auguſt. 5) Reſcr. Friedrichs vom 24. u. 29. Juli u. 5. October.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/166>, abgerufen am 21.11.2024.