Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.leicht als ich" -- schrieb er am 25. September nach Berlin -- 1) Brief Poniatowski's an Katharina vom 2. November 1763 bei Schmitt I, 373: "Vous vous souvenez, Madame, que vous avez ete la premiere a m'offrir des vues d'ambition, dont je ne vous avais pas parle. Vous m'avez dit souvent, qu'un homme sans ambition ne vous plairait pas. Vous avez donc nourri la mienne par l'objet meme de ma plus forte passion. Si j'ai desire le trone c'est que je vous y voyais." 2) Dieser höchst interessante Bericht ist, wie alle ferner erwähnten Briefe
Katharina's, in den Memoires de Stanisl. Aug. Poniatowski. Posen 1862 gedruckt. Daß Mercy d'Argenteau den Briefwechsel vermittelt hat, bestätigt aus dessen Depeschen Beer (Die erste Theilung Polens I, 67). leicht als ich“ — ſchrieb er am 25. September nach Berlin — 1) Brief Poniatowski’s an Katharina vom 2. November 1763 bei Schmitt I, 373: „Vous vous souvenez, Madame, que vous avez été la première à m’offrir des vues d’ambition, dont je ne vous avais pas parlé. Vous m’avez dit souvent, qu’un homme sans ambition ne vous plairait pas. Vous avez donc nourri la mienne par l’objet meme de ma plus forte passion. Si j’ai desiré le trône c’est que je vous y voyais.“ 2) Dieſer höchſt intereſſante Bericht iſt, wie alle ferner erwähnten Briefe
Katharina’s, in den Memoires de Stanisl. Aug. Poniatowski. Posen 1862 gedruckt. Daß Mercy d’Argenteau den Briefwechſel vermittelt hat, beſtätigt aus deſſen Depeſchen Beer (Die erſte Theilung Polens I, 67). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="153"/> leicht als ich“ — ſchrieb er am 25. September nach Berlin —<lb/> „weiß, wie ſehr er alle Urſache hat, mit der Stimmung<lb/> (<hi rendition="#aq">sentiments</hi>) zufrieden zu ſein, in welcher die Kaiſerin gegen<lb/> ihn fortdauernd iſt.“ In der That unterhielt Katharina,<lb/> ſeitdem ſie den Thron beſtiegen, nach wie vor einen vertrauten<lb/> Briefwechſel mit ihm. Sie hatte ihm oft wiederholt, daß ein<lb/> Mann ohne Ehrgeiz ihr nicht gefallen könne, und den ſeinigen<lb/> erweckt und geſtachelt durch die Ausſicht auf den Thron ſeines<lb/> Vaterlandes, welche ſie zuerſt ihm, der ſelbſt bis dahin nie<lb/> daran gedacht hatte, eröffnete <note place="foot" n="1)">Brief Poniatowski’s an Katharina vom 2. November 1763 bei<lb/><hi rendition="#g">Schmitt</hi> <hi rendition="#aq">I, 373: „Vous vous souvenez, Madame, que vous avez été<lb/> la première à m’offrir des vues d’ambition, dont je ne vous avais pas<lb/> parlé. Vous m’avez dit souvent, qu’un homme sans ambition ne vous<lb/> plairait pas. Vous avez donc nourri la mienne par l’objet meme de<lb/> ma plus forte passion. Si j’ai desiré le trône c’est que je vous y<lb/> voyais.“</hi></note>. Jetzt ſandte ſie ihm unter<lb/> dem 2./13. Auguſt einen ſehr ausführlichen Bericht über die<lb/> Revolution, welche ſie zum Thron geführt, und bat ihn in<lb/> dieſem Moment nicht nach Petersburg zu kommen; ſie habe<lb/> tauſende von Rückſichten zu nehmen, werde aber für ihn und<lb/> ſeine Familie alles thun und den Grafen Keyſerling als ihren<lb/> Geſandten nach Polen ſenden, um ihn, oder wenn dies nicht<lb/> durchzuſetzen, den Prinzen Adam auf den Thron zu ſetzen <note place="foot" n="2)">Dieſer höchſt intereſſante Bericht iſt, wie alle ferner erwähnten Briefe<lb/> Katharina’s, in den <hi rendition="#aq">Memoires de Stanisl. Aug. Poniatowski. Posen</hi><lb/> 1862 gedruckt. Daß Mercy d’Argenteau den Briefwechſel vermittelt hat,<lb/> beſtätigt aus deſſen Depeſchen <hi rendition="#g">Beer</hi> (Die erſte Theilung Polens <hi rendition="#aq">I,</hi> 67).</note>.<lb/> Acht Tage darauf (9./20. Auguſt): er ſolle ſich ruhig halten,<lb/> ſich nicht beunruhigen, ſie werde ſeine Familie ſchützen; ſchreiben<lb/> könne ſie nicht, ſie dürfe ſich nicht verdächtig machen; wenn<lb/> man ihm von Aufregungen unter den Truppen erzähle, ſo<lb/> möge er wiſſen, daß das nur Exceſſe ihrer Liebe für ſie wären,<lb/> welche bereits anfingen ihr läſtig zu ſein; ſie ſtürben aus<lb/> Furcht, ihr könne das geringſte paſſiren, und ſie könne nicht<lb/> ihr Zimmer verlaſſen, ohne mit enthuſiaſtiſchen Zurufen em-<lb/> pfangen zu werden; die Schlüſſel zu den Chiffren ihres Brief-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0167]
leicht als ich“ — ſchrieb er am 25. September nach Berlin —
„weiß, wie ſehr er alle Urſache hat, mit der Stimmung
(sentiments) zufrieden zu ſein, in welcher die Kaiſerin gegen
ihn fortdauernd iſt.“ In der That unterhielt Katharina,
ſeitdem ſie den Thron beſtiegen, nach wie vor einen vertrauten
Briefwechſel mit ihm. Sie hatte ihm oft wiederholt, daß ein
Mann ohne Ehrgeiz ihr nicht gefallen könne, und den ſeinigen
erweckt und geſtachelt durch die Ausſicht auf den Thron ſeines
Vaterlandes, welche ſie zuerſt ihm, der ſelbſt bis dahin nie
daran gedacht hatte, eröffnete 1). Jetzt ſandte ſie ihm unter
dem 2./13. Auguſt einen ſehr ausführlichen Bericht über die
Revolution, welche ſie zum Thron geführt, und bat ihn in
dieſem Moment nicht nach Petersburg zu kommen; ſie habe
tauſende von Rückſichten zu nehmen, werde aber für ihn und
ſeine Familie alles thun und den Grafen Keyſerling als ihren
Geſandten nach Polen ſenden, um ihn, oder wenn dies nicht
durchzuſetzen, den Prinzen Adam auf den Thron zu ſetzen 2).
Acht Tage darauf (9./20. Auguſt): er ſolle ſich ruhig halten,
ſich nicht beunruhigen, ſie werde ſeine Familie ſchützen; ſchreiben
könne ſie nicht, ſie dürfe ſich nicht verdächtig machen; wenn
man ihm von Aufregungen unter den Truppen erzähle, ſo
möge er wiſſen, daß das nur Exceſſe ihrer Liebe für ſie wären,
welche bereits anfingen ihr läſtig zu ſein; ſie ſtürben aus
Furcht, ihr könne das geringſte paſſiren, und ſie könne nicht
ihr Zimmer verlaſſen, ohne mit enthuſiaſtiſchen Zurufen em-
pfangen zu werden; die Schlüſſel zu den Chiffren ihres Brief-
1) Brief Poniatowski’s an Katharina vom 2. November 1763 bei
Schmitt I, 373: „Vous vous souvenez, Madame, que vous avez été
la première à m’offrir des vues d’ambition, dont je ne vous avais pas
parlé. Vous m’avez dit souvent, qu’un homme sans ambition ne vous
plairait pas. Vous avez donc nourri la mienne par l’objet meme de
ma plus forte passion. Si j’ai desiré le trône c’est que je vous y
voyais.“
2) Dieſer höchſt intereſſante Bericht iſt, wie alle ferner erwähnten Briefe
Katharina’s, in den Memoires de Stanisl. Aug. Poniatowski. Posen
1862 gedruckt. Daß Mercy d’Argenteau den Briefwechſel vermittelt hat,
beſtätigt aus deſſen Depeſchen Beer (Die erſte Theilung Polens I, 67).
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