Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.lichste Verlegenheit setzen mußte. Bereits Peter III. hatte neben 1) Kruse (Kurland unter den Herzögen. Mitau 1833. II, 71--72) nennt als solche die Medem, Sacken, Keyserling, Saß u. a. 2) v. Eelking, Corresp., S. 417.
lichſte Verlegenheit ſetzen mußte. Bereits Peter III. hatte neben 1) Kruſe (Kurland unter den Herzögen. Mitau 1833. II, 71—72) nennt als ſolche die Medem, Sacken, Keyſerling, Saß u. a. 2) v. Eelking, Correſp., S. 417.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="155"/> lichſte Verlegenheit ſetzen mußte. Bereits Peter <hi rendition="#aq">III.</hi> hatte neben<lb/> den andern Verbannten, die er zurückkommen ließ, auch den<lb/> Herzog Ernſt Johann v. Biron nicht nur von neuem zu<lb/> Gnaden wieder angenommen, ſondern ihn auch als den recht-<lb/> mäßigen Herzog von Kurland anerkannt, nicht in der Abſicht,<lb/> ihn in die Regierung dort wieder einzuſetzen, ſondern um von<lb/> ihm gegen anderweitige Schadloshaltung eine Verzichtleiſtung<lb/> zu Gunſten des Herzogs Georg Ludwig von Holſtein-Gottorp<lb/> zu erhalten. Für dieſen Plan ließ er ſich in dem Alliance-<lb/> tractat, den er am 8. Juni mit Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> abſchloß, von<lb/> dieſem das Verſprechen geben, jenes Abkommen zu fördern und<lb/> Biron in die Standesherrſchaft Wartenberg in Schleſien wieder<lb/> einzulaſſen. In dieſer Lage befand ſich die kurländiſche Sache<lb/> noch, als Katharina die Regierung übernahm. Sie am wenigſten<lb/> war gewillt, den Einfluß, welchen Rußland ſeit Peter d. Gr.<lb/> dort geübt hatte, zu Gunſten der ſächſiſchen Dynaſtie aufzu-<lb/> geben, und da der Herzog von Holſtein nach dem Tode<lb/> Peters Rußland verließ, verhandelte ſie um ſo mehr mit Biron<lb/> über die Bedingungen ſeiner Wiedereinſetzung, als es in Kur-<lb/> land ſelbſt eine Parthei gab, welche dieſe wünſchte <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Kruſe</hi> (Kurland unter den Herzögen. Mitau 1833. <hi rendition="#aq">II,</hi> 71—72)<lb/> nennt als ſolche die Medem, Sacken, Keyſerling, Saß u. a.</note>. Als<lb/> erſten Schritt zur Ausführung forderte ſie in Kurland Winter-<lb/> quartiere für ihre aus Preußen heimkehrenden Truppen, — eine<lb/> Forderung, welche Brühl ſofort auf den Gedanken brachte, daß<lb/> hinter ihr noch eine andere, weitergehende Abſicht liege <note place="foot" n="2)">v. <hi rendition="#g">Eelking</hi>, Correſp., S. 417.</note>.<lb/> Herzog Karl lehnte die Forderung, weil dazu die Genehmigung<lb/> ſeines Vaters des Königs nothwendig ſei, vorläufig ab; allein<lb/> da Katharina gleich darauf die Verhandlung mit Biron ge-<lb/> ſchloſſen hatte (5. Auguſt), richtete ſie an König Auguſt ſelbſt<lb/> die Aufforderung, er möge ſeinen Sohn zur Verzichtleiſtung<lb/> bewegen, wogegen ſie die Räumung Sachſens von den Preußen<lb/> vermitteln wolle, um welche ſie ſich wirklich bemühte (8./19. Auguſt).<lb/> Vergebens berief ſich Auguſt darauf, daß er und die Republik<lb/> allein und ausſchließlich über die Rechtsfrage zu entſcheiden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0169]
lichſte Verlegenheit ſetzen mußte. Bereits Peter III. hatte neben
den andern Verbannten, die er zurückkommen ließ, auch den
Herzog Ernſt Johann v. Biron nicht nur von neuem zu
Gnaden wieder angenommen, ſondern ihn auch als den recht-
mäßigen Herzog von Kurland anerkannt, nicht in der Abſicht,
ihn in die Regierung dort wieder einzuſetzen, ſondern um von
ihm gegen anderweitige Schadloshaltung eine Verzichtleiſtung
zu Gunſten des Herzogs Georg Ludwig von Holſtein-Gottorp
zu erhalten. Für dieſen Plan ließ er ſich in dem Alliance-
tractat, den er am 8. Juni mit Friedrich II. abſchloß, von
dieſem das Verſprechen geben, jenes Abkommen zu fördern und
Biron in die Standesherrſchaft Wartenberg in Schleſien wieder
einzulaſſen. In dieſer Lage befand ſich die kurländiſche Sache
noch, als Katharina die Regierung übernahm. Sie am wenigſten
war gewillt, den Einfluß, welchen Rußland ſeit Peter d. Gr.
dort geübt hatte, zu Gunſten der ſächſiſchen Dynaſtie aufzu-
geben, und da der Herzog von Holſtein nach dem Tode
Peters Rußland verließ, verhandelte ſie um ſo mehr mit Biron
über die Bedingungen ſeiner Wiedereinſetzung, als es in Kur-
land ſelbſt eine Parthei gab, welche dieſe wünſchte 1). Als
erſten Schritt zur Ausführung forderte ſie in Kurland Winter-
quartiere für ihre aus Preußen heimkehrenden Truppen, — eine
Forderung, welche Brühl ſofort auf den Gedanken brachte, daß
hinter ihr noch eine andere, weitergehende Abſicht liege 2).
Herzog Karl lehnte die Forderung, weil dazu die Genehmigung
ſeines Vaters des Königs nothwendig ſei, vorläufig ab; allein
da Katharina gleich darauf die Verhandlung mit Biron ge-
ſchloſſen hatte (5. Auguſt), richtete ſie an König Auguſt ſelbſt
die Aufforderung, er möge ſeinen Sohn zur Verzichtleiſtung
bewegen, wogegen ſie die Räumung Sachſens von den Preußen
vermitteln wolle, um welche ſie ſich wirklich bemühte (8./19. Auguſt).
Vergebens berief ſich Auguſt darauf, daß er und die Republik
allein und ausſchließlich über die Rechtsfrage zu entſcheiden
1) Kruſe (Kurland unter den Herzögen. Mitau 1833. II, 71—72)
nennt als ſolche die Medem, Sacken, Keyſerling, Saß u. a.
2) v. Eelking, Correſp., S. 417.
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