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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Rußlands, im Falle daß sächsische Truppen, wie es hieß,
nach Polen gezogen werden sollten, diese nicht durch Preußen
durchzulassen, entsprach Friedrich eben so rasch, als er in War-
schau, gleichfalls auf Rußlands Verlangen erklären ließ, daß er
keinen andern wie Biron als Herzog von Kurland anerkenne 1).
Diese Dienste und die wiederholte Erklärung Friedrichs (5. April),
er sei in Betreff Polens unbedingt mit Katharina einverstan-
den, bewirkten, daß sie bereits am 26. April / 11. Mai ihm
schrieb, die intime Verbindung, welche ihre beiderseitigen In-
teressen forderten, bestehe bereits, wenn auch die Formalitäten
noch fehlten. Am 9./18. Juli forderte sie ihn auf, ihr den
Entwurf einer Alliance zwischen ihnen zu senden 2).

Grade in denselben Monaten, in welchen sich solchergestalt
die Alliance zwischen Rußland und Preußen anbahnte, trat
Katharina in der kurländischen Sache August III. immer
schroffer entgegen. In Warschau, woselbst sich der Hof noch
immer mit der Erwartung, welche selbst in Petersburg von
vielen getheilt ward, schmeichelte, daß Katharina's Herrschaft
nur von sehr kurzer Dauer sein würde 3), zeigte man bei

serling in Warschau sprach gegen Benoit offen aus, daß Katharina unter
einem Piasten niemand anders als ein Mitglied der Familie Czartoryski
verstehe. Bericht vom 16. März.
1) Solms' Bericht vom 6. März und Friedrichs Rescript vom
26. März und sein Brief an Katharina vom 5. April bei Häusser
S. 75. 76. Korffs Depesche vom 16. März. Am 5. März meldete
bereits Benoit, die Erklärung zu Gunsten Birons sei zur rechten Zeit
gekommen und habe "Wasser in den Wein der Freunde des Prinzen
Karl gegossen".
2) Duncker, Die Besitzergreifung Westpreußens, in der "Zeitschrift
für Preußische Geschichte", S. 7. In diesen ersten Monaten des Jahres
1763 hat Katharina auch in Wien wegen einer Verständigung über
Polen angeklopft. Maria Theresia hielt wohl mit Recht die betreffende
Anfrage von vornherein für "un piege pour savoir nos intentions".
S. Beer I, 77; II, 324. Eine Verbindung mit Östreich schloß
die bereits so weit gediehene Verständigung mit Preußen aus. Dasselbe
gilt sicher von den gleichzeitigen Anwürfen in Paris. S. Saint Priest,
Etudes I,
90.
3) Noch um die Mitte Juni berichtete Solms, daß in Petersburg
diese Meinung fast allgemein sei. Häusser, S. 78.

Rußlands, im Falle daß ſächſiſche Truppen, wie es hieß,
nach Polen gezogen werden ſollten, dieſe nicht durch Preußen
durchzulaſſen, entſprach Friedrich eben ſo raſch, als er in War-
ſchau, gleichfalls auf Rußlands Verlangen erklären ließ, daß er
keinen andern wie Biron als Herzog von Kurland anerkenne 1).
Dieſe Dienſte und die wiederholte Erklärung Friedrichs (5. April),
er ſei in Betreff Polens unbedingt mit Katharina einverſtan-
den, bewirkten, daß ſie bereits am 26. April / 11. Mai ihm
ſchrieb, die intime Verbindung, welche ihre beiderſeitigen In-
tereſſen forderten, beſtehe bereits, wenn auch die Formalitäten
noch fehlten. Am 9./18. Juli forderte ſie ihn auf, ihr den
Entwurf einer Alliance zwiſchen ihnen zu ſenden 2).

Grade in denſelben Monaten, in welchen ſich ſolchergeſtalt
die Alliance zwiſchen Rußland und Preußen anbahnte, trat
Katharina in der kurländiſchen Sache Auguſt III. immer
ſchroffer entgegen. In Warſchau, woſelbſt ſich der Hof noch
immer mit der Erwartung, welche ſelbſt in Petersburg von
vielen getheilt ward, ſchmeichelte, daß Katharina’s Herrſchaft
nur von ſehr kurzer Dauer ſein würde 3), zeigte man bei

ſerling in Warſchau ſprach gegen Benoit offen aus, daß Katharina unter
einem Piaſten niemand anders als ein Mitglied der Familie Czartoryski
verſtehe. Bericht vom 16. März.
1) Solms’ Bericht vom 6. März und Friedrichs Reſcript vom
26. März und ſein Brief an Katharina vom 5. April bei Häuſſer
S. 75. 76. Korffs Depeſche vom 16. März. Am 5. März meldete
bereits Benoit, die Erklärung zu Gunſten Birons ſei zur rechten Zeit
gekommen und habe „Waſſer in den Wein der Freunde des Prinzen
Karl gegoſſen“.
2) Duncker, Die Beſitzergreifung Weſtpreußens, in der „Zeitſchrift
für Preußiſche Geſchichte“, S. 7. In dieſen erſten Monaten des Jahres
1763 hat Katharina auch in Wien wegen einer Verſtändigung über
Polen angeklopft. Maria Thereſia hielt wohl mit Recht die betreffende
Anfrage von vornherein für „un piege pour savoir nos intentions“.
S. Beer I, 77; II, 324. Eine Verbindung mit Öſtreich ſchloß
die bereits ſo weit gediehene Verſtändigung mit Preußen aus. Daſſelbe
gilt ſicher von den gleichzeitigen Anwürfen in Paris. S. Saint Priest,
Etudes I,
90.
3) Noch um die Mitte Juni berichtete Solms, daß in Petersburg
dieſe Meinung faſt allgemein ſei. Häuſſer, S. 78.
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[172/0186] Rußlands, im Falle daß ſächſiſche Truppen, wie es hieß, nach Polen gezogen werden ſollten, dieſe nicht durch Preußen durchzulaſſen, entſprach Friedrich eben ſo raſch, als er in War- ſchau, gleichfalls auf Rußlands Verlangen erklären ließ, daß er keinen andern wie Biron als Herzog von Kurland anerkenne 1). Dieſe Dienſte und die wiederholte Erklärung Friedrichs (5. April), er ſei in Betreff Polens unbedingt mit Katharina einverſtan- den, bewirkten, daß ſie bereits am 26. April / 11. Mai ihm ſchrieb, die intime Verbindung, welche ihre beiderſeitigen In- tereſſen forderten, beſtehe bereits, wenn auch die Formalitäten noch fehlten. Am 9./18. Juli forderte ſie ihn auf, ihr den Entwurf einer Alliance zwiſchen ihnen zu ſenden 2). Grade in denſelben Monaten, in welchen ſich ſolchergeſtalt die Alliance zwiſchen Rußland und Preußen anbahnte, trat Katharina in der kurländiſchen Sache Auguſt III. immer ſchroffer entgegen. In Warſchau, woſelbſt ſich der Hof noch immer mit der Erwartung, welche ſelbſt in Petersburg von vielen getheilt ward, ſchmeichelte, daß Katharina’s Herrſchaft nur von ſehr kurzer Dauer ſein würde 3), zeigte man bei 4) 1) Solms’ Bericht vom 6. März und Friedrichs Reſcript vom 26. März und ſein Brief an Katharina vom 5. April bei Häuſſer S. 75. 76. Korffs Depeſche vom 16. März. Am 5. März meldete bereits Benoit, die Erklärung zu Gunſten Birons ſei zur rechten Zeit gekommen und habe „Waſſer in den Wein der Freunde des Prinzen Karl gegoſſen“. 2) Duncker, Die Beſitzergreifung Weſtpreußens, in der „Zeitſchrift für Preußiſche Geſchichte“, S. 7. In dieſen erſten Monaten des Jahres 1763 hat Katharina auch in Wien wegen einer Verſtändigung über Polen angeklopft. Maria Thereſia hielt wohl mit Recht die betreffende Anfrage von vornherein für „un piege pour savoir nos intentions“. S. Beer I, 77; II, 324. Eine Verbindung mit Öſtreich ſchloß die bereits ſo weit gediehene Verſtändigung mit Preußen aus. Daſſelbe gilt ſicher von den gleichzeitigen Anwürfen in Paris. S. Saint Priest, Etudes I, 90. 3) Noch um die Mitte Juni berichtete Solms, daß in Petersburg dieſe Meinung faſt allgemein ſei. Häuſſer, S. 78. 4) ſerling in Warſchau ſprach gegen Benoit offen aus, daß Katharina unter einem Piaſten niemand anders als ein Mitglied der Familie Czartoryski verſtehe. Bericht vom 16. März.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/186>, abgerufen am 21.11.2024.