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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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blieb ihnen kein andrer Weg, als die Bildung einer Conföde-
ration, der die ganze Stimmung der Nation entgegenzukommen
schien.

Sie wandten sich daher mit dieser Idee bereits nur einige
Wochen nach dem Reichstage an die Kaiserin. In zwei, von
Poniatowski selbst entworfenen Denkschriften vom 14. und
15. December 1762 1) führten sie zunächst aus, daß und
woher nach der ganzen Lage der Dinge in Polen eine Con-
föderation durchaus nothwendig sei; von Brühl, dessen Miß-
regierung in kurzen kräftigen Zügen characterisirt wird, sei
nichts mehr zu erwarten, eine Aussöhnung der Familie mit
ihm unmöglich: auf den gewohnten Wegen käme man nicht
zum Ziele, nur durch eine Conföderation ließe sich die Heilung
der Übel, eine bessre Form der Berathschlagungen
der Nation
und die Sicherstellung eines dauernd guten Ein-
verständnisses zwischen Polen und Rußland erreichen. Die
Nation, erwarte seit lange, daß die Familie das Zeichen der
Erhebung gebe; aber sie bedürften Geld und Feuerwaffen, und
nach dem Maaß ihrer Unterstützung von Rußland, würden sie
ihre Schritte bemessen. Eine kurze Revolution sei das geringste
Unglück für ein Land: je kräftiger sie von Anfang sei, desto
besser; aber kräftig könne sie nicht sein, wenn im Anfange an
den wesentlichen Mitteln gespart und diese nur langsam dar-
gereicht würden.

Katharina antwortete auf diese Denkschriften zunächst in
einem kurzen Privatbriefe an Poniatowski vom 16./5. Januar,
sodann in einer Depesche an Keyserling vom 23./12. Januar.
In dem ersten versicherte sie ihm: "Das Gewicht meines
Namens wird Ihnen nicht fehlen. Sie und ihre Familie
können der äußersten Rücksicht von meiner Seite, so wie meiner

1) Bereits durch das Memorial Poniatowski's vom 21. August 1763,
welches in der Biblioteka Ossolinskich. Nowy poczet. t. 8 (1866) gedruckt
ist, lernt man den wesentlichen Inhalt der vorausgegangenen Denkschriften
kennen. Seitdem hat Schmitt in seinen Dzieje panowania Stanislawa.
Lwow 1868. I, 321 sq.
die letztern aus dem eigenhändigen Brouillon
Poniatowski's vollständig abdrucken lassen.

blieb ihnen kein andrer Weg, als die Bildung einer Conföde-
ration, der die ganze Stimmung der Nation entgegenzukommen
ſchien.

Sie wandten ſich daher mit dieſer Idee bereits nur einige
Wochen nach dem Reichstage an die Kaiſerin. In zwei, von
Poniatowski ſelbſt entworfenen Denkſchriften vom 14. und
15. December 1762 1) führten ſie zunächſt aus, daß und
woher nach der ganzen Lage der Dinge in Polen eine Con-
föderation durchaus nothwendig ſei; von Brühl, deſſen Miß-
regierung in kurzen kräftigen Zügen characteriſirt wird, ſei
nichts mehr zu erwarten, eine Ausſöhnung der Familie mit
ihm unmöglich: auf den gewohnten Wegen käme man nicht
zum Ziele, nur durch eine Conföderation ließe ſich die Heilung
der Übel, eine beſſre Form der Berathſchlagungen
der Nation
und die Sicherſtellung eines dauernd guten Ein-
verſtändniſſes zwiſchen Polen und Rußland erreichen. Die
Nation, erwarte ſeit lange, daß die Familie das Zeichen der
Erhebung gebe; aber ſie bedürften Geld und Feuerwaffen, und
nach dem Maaß ihrer Unterſtützung von Rußland, würden ſie
ihre Schritte bemeſſen. Eine kurze Revolution ſei das geringſte
Unglück für ein Land: je kräftiger ſie von Anfang ſei, deſto
beſſer; aber kräftig könne ſie nicht ſein, wenn im Anfange an
den weſentlichen Mitteln geſpart und dieſe nur langſam dar-
gereicht würden.

Katharina antwortete auf dieſe Denkſchriften zunächſt in
einem kurzen Privatbriefe an Poniatowski vom 16./5. Januar,
ſodann in einer Depeſche an Keyſerling vom 23./12. Januar.
In dem erſten verſicherte ſie ihm: „Das Gewicht meines
Namens wird Ihnen nicht fehlen. Sie und ihre Familie
können der äußerſten Rückſicht von meiner Seite, ſo wie meiner

1) Bereits durch das Memorial Poniatowski’s vom 21. Auguſt 1763,
welches in der Biblioteka Ossolinskich. Nowy poczet. t. 8 (1866) gedruckt
iſt, lernt man den weſentlichen Inhalt der vorausgegangenen Denkſchriften
kennen. Seitdem hat Schmitt in ſeinen Dzieje panowania Stanislawa.
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[180/0194] blieb ihnen kein andrer Weg, als die Bildung einer Conföde- ration, der die ganze Stimmung der Nation entgegenzukommen ſchien. Sie wandten ſich daher mit dieſer Idee bereits nur einige Wochen nach dem Reichstage an die Kaiſerin. In zwei, von Poniatowski ſelbſt entworfenen Denkſchriften vom 14. und 15. December 1762 1) führten ſie zunächſt aus, daß und woher nach der ganzen Lage der Dinge in Polen eine Con- föderation durchaus nothwendig ſei; von Brühl, deſſen Miß- regierung in kurzen kräftigen Zügen characteriſirt wird, ſei nichts mehr zu erwarten, eine Ausſöhnung der Familie mit ihm unmöglich: auf den gewohnten Wegen käme man nicht zum Ziele, nur durch eine Conföderation ließe ſich die Heilung der Übel, eine beſſre Form der Berathſchlagungen der Nation und die Sicherſtellung eines dauernd guten Ein- verſtändniſſes zwiſchen Polen und Rußland erreichen. Die Nation, erwarte ſeit lange, daß die Familie das Zeichen der Erhebung gebe; aber ſie bedürften Geld und Feuerwaffen, und nach dem Maaß ihrer Unterſtützung von Rußland, würden ſie ihre Schritte bemeſſen. Eine kurze Revolution ſei das geringſte Unglück für ein Land: je kräftiger ſie von Anfang ſei, deſto beſſer; aber kräftig könne ſie nicht ſein, wenn im Anfange an den weſentlichen Mitteln geſpart und dieſe nur langſam dar- gereicht würden. Katharina antwortete auf dieſe Denkſchriften zunächſt in einem kurzen Privatbriefe an Poniatowski vom 16./5. Januar, ſodann in einer Depeſche an Keyſerling vom 23./12. Januar. In dem erſten verſicherte ſie ihm: „Das Gewicht meines Namens wird Ihnen nicht fehlen. Sie und ihre Familie können der äußerſten Rückſicht von meiner Seite, ſo wie meiner 1) Bereits durch das Memorial Poniatowski’s vom 21. Auguſt 1763, welches in der Biblioteka Ossolinskich. Nowy poczet. t. 8 (1866) gedruckt iſt, lernt man den weſentlichen Inhalt der vorausgegangenen Denkſchriften kennen. Seitdem hat Schmitt in ſeinen Dzieje panowania Stanislawa. Lwów 1868. I, 321 sq. die letztern aus dem eigenhändigen Brouillon Poniatowski’s vollſtändig abdrucken laſſen.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/194>, abgerufen am 21.11.2024.