Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.Verwerfung bestimmter Deputirter zu versichern. Waren die "Das Gesetz bestimmte den ersten Montag nach dem Festtag "Dieser Tisch war daher der Punkt, welchem soviel als irgend Verwerfung beſtimmter Deputirter zu verſichern. Waren die „Das Geſetz beſtimmte den erſten Montag nach dem Feſttag „Dieſer Tiſch war daher der Punkt, welchem ſoviel als irgend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="206"/> Verwerfung beſtimmter Deputirter zu verſichern. Waren die<lb/> Prüfungscommiſſare nicht käuflich oder bereits von der Gegen-<lb/> parthei gewonnen, ſo nahmen die tobenden Magnaten auch zu<lb/> andern Mitteln ihre Zuflucht.</p><lb/> <p>„Das Geſetz beſtimmte den erſten Montag nach dem Feſttag<lb/> des heiligen Franziskus im October zur endgültigen Prüfung der<lb/> Wahlen der Deputirten: an dieſem Tage nahm der älteſte der<lb/> Prüfungscommiſſare in der Kathedrale in Petrikau nach einer<lb/> hohen Meſſe den Richtereid ab. Er ſaß hiebei hinter einem<lb/> Tiſch, auf welchem vorher alle Proteſte, Condemnate, <hi rendition="#aq">lauda</hi> und<lb/> Atteſte niedergelegt waren, auf Grund welcher die Deputirten<lb/> zum Eide zugelaſſen oder zurückgewieſen wurden.</p><lb/> <p>„Dieſer Tiſch war daher der Punkt, welchem ſoviel als irgend<lb/> möglich nahe zu kommen jeder ein Intereſſe hatte, der ein Mani-<lb/> feſt, Condemnat, <hi rendition="#aq">laudum</hi> oder Atteſt einbringen wollte. Es war<lb/> daher ein Intereſſe der Partheien und ihrer Führer, von deren<lb/> Geiſt und Witz das Gelingen abhing, dieſen Tiſch mit den eigenen<lb/> Anhängern zu umgeben und die Gegner von demſelben abzu-<lb/> halten, denn alles was dort nicht niedergelegt war, hatte nicht<lb/> die geringſte Bedeutung. Anfangs bediente man ſich hiezu nur<lb/> der Gewandtheit, aber in kurzem trat dieſe hinter den Maſſen-<lb/> andrang der Anweſenden zurück, die ſich beeiferten zuerſt den Platz<lb/> einzunehmen: dann wurden die Mitbürger, welche ſich dorthin durch-<lb/> drängen wollten, mit Gewalt weggeſtoßen oder man riß ihnen<lb/> die Papiere aus den Händen, durch welche ſie die erwählten<lb/> Deputirten ſei es ſtützen, ſei es ſtürzen wollten.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [206/0220]
Verwerfung beſtimmter Deputirter zu verſichern. Waren die
Prüfungscommiſſare nicht käuflich oder bereits von der Gegen-
parthei gewonnen, ſo nahmen die tobenden Magnaten auch zu
andern Mitteln ihre Zuflucht.
„Das Geſetz beſtimmte den erſten Montag nach dem Feſttag
des heiligen Franziskus im October zur endgültigen Prüfung der
Wahlen der Deputirten: an dieſem Tage nahm der älteſte der
Prüfungscommiſſare in der Kathedrale in Petrikau nach einer
hohen Meſſe den Richtereid ab. Er ſaß hiebei hinter einem
Tiſch, auf welchem vorher alle Proteſte, Condemnate, lauda und
Atteſte niedergelegt waren, auf Grund welcher die Deputirten
zum Eide zugelaſſen oder zurückgewieſen wurden.
„Dieſer Tiſch war daher der Punkt, welchem ſoviel als irgend
möglich nahe zu kommen jeder ein Intereſſe hatte, der ein Mani-
feſt, Condemnat, laudum oder Atteſt einbringen wollte. Es war
daher ein Intereſſe der Partheien und ihrer Führer, von deren
Geiſt und Witz das Gelingen abhing, dieſen Tiſch mit den eigenen
Anhängern zu umgeben und die Gegner von demſelben abzu-
halten, denn alles was dort nicht niedergelegt war, hatte nicht
die geringſte Bedeutung. Anfangs bediente man ſich hiezu nur
der Gewandtheit, aber in kurzem trat dieſe hinter den Maſſen-
andrang der Anweſenden zurück, die ſich beeiferten zuerſt den Platz
einzunehmen: dann wurden die Mitbürger, welche ſich dorthin durch-
drängen wollten, mit Gewalt weggeſtoßen oder man riß ihnen
die Papiere aus den Händen, durch welche ſie die erwählten
Deputirten ſei es ſtützen, ſei es ſtürzen wollten.“
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