Braucht man den Haakenpflug, und hat nicht tiefen guten Boden, so hilft er auch nichts, sondern schadet mehr, weil er die wilde Erde her- aufholt, mancher beobachtet meine Säezeit, und gewinnet schlechtere Aerndten, als vorher, eben so diejenigen, die meine dünnere Säeart ohne die andern Umstände anwenden. Eben so ist es mit dem Rübsaamen, welcher bey allen beobachteten Vortheilen ohne einige Einbuße anderer Feld- früchte vielmehr zur Verbesserung des Bodens dient."
Dieses sind die vorzüglichsten Systeme des Ackerbaues unter den Neuern in Deutschland.
Man fieng auch an die Mechanik mehr für die Oekonomie zu benutzen, und die Deutschen, deren Ruhm die Mechanik ist, behaupteten ihn auch hierinnen. Man suchte vorzüglich den Acker- bau durch Maschienen zu besördern, und dadurch die Arbeiten dabey zu vermindern. Die älteste von dieser Art findet sich in dem Herzogthum Krain, der Erfinder derselben war Joseph Loca- telli, ein kärnthischer Ritter und österreichischer Unterthan. Er glaubte, daß die Vollkommen- heit des Feldbaues in einer richtigen Eintheilung der Pflanzen nach gewissen Zwischenräumen und in genugsamer Tiefe bestünde, worinnen sich die Wurzeln genugsam ausbreiten und die nöthige Nahrung aus der Erde ziehen könnten. Er wur- de dazu veranlaßt durch die Art der Pflanzung bey Bäumen, Weinstöcken und Blumen, welche man in Reihen und von einander pflanzte. Er
machte
Braucht man den Haakenpflug, und hat nicht tiefen guten Boden, ſo hilft er auch nichts, ſondern ſchadet mehr, weil er die wilde Erde her- aufholt, mancher beobachtet meine Saͤezeit, und gewinnet ſchlechtere Aerndten, als vorher, eben ſo diejenigen, die meine duͤnnere Saͤeart ohne die andern Umſtaͤnde anwenden. Eben ſo iſt es mit dem Ruͤbſaamen, welcher bey allen beobachteten Vortheilen ohne einige Einbuße anderer Feld- fruͤchte vielmehr zur Verbeſſerung des Bodens dient.“
Dieſes ſind die vorzuͤglichſten Syſteme des Ackerbaues unter den Neuern in Deutſchland.
Man fieng auch an die Mechanik mehr fuͤr die Oekonomie zu benutzen, und die Deutſchen, deren Ruhm die Mechanik iſt, behaupteten ihn auch hierinnen. Man ſuchte vorzuͤglich den Acker- bau durch Maſchienen zu beſoͤrdern, und dadurch die Arbeiten dabey zu vermindern. Die aͤlteſte von dieſer Art findet ſich in dem Herzogthum Krain, der Erfinder derſelben war Joſeph Loca- telli, ein kaͤrnthiſcher Ritter und oͤſterreichiſcher Unterthan. Er glaubte, daß die Vollkommen- heit des Feldbaues in einer richtigen Eintheilung der Pflanzen nach gewiſſen Zwiſchenraͤumen und in genugſamer Tiefe beſtuͤnde, worinnen ſich die Wurzeln genugſam ausbreiten und die noͤthige Nahrung aus der Erde ziehen koͤnnten. Er wur- de dazu veranlaßt durch die Art der Pflanzung bey Baͤumen, Weinſtoͤcken und Blumen, welche man in Reihen und von einander pflanzte. Er
machte
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0152"n="126"/><p>Braucht man den Haakenpflug, und hat<lb/>
nicht tiefen guten Boden, ſo hilft er auch nichts,<lb/>ſondern ſchadet mehr, weil er die wilde Erde her-<lb/>
aufholt, mancher beobachtet meine Saͤezeit, und<lb/>
gewinnet ſchlechtere Aerndten, als vorher, eben<lb/>ſo diejenigen, die meine duͤnnere Saͤeart ohne die<lb/>
andern Umſtaͤnde anwenden. Eben ſo iſt es mit<lb/>
dem Ruͤbſaamen, welcher bey allen beobachteten<lb/>
Vortheilen ohne einige Einbuße anderer Feld-<lb/>
fruͤchte vielmehr zur Verbeſſerung des Bodens<lb/>
dient.“</p><lb/><p>Dieſes ſind die vorzuͤglichſten Syſteme des<lb/>
Ackerbaues unter den Neuern in Deutſchland.</p><lb/><p>Man fieng auch an die Mechanik mehr fuͤr<lb/>
die Oekonomie zu benutzen, und die Deutſchen,<lb/>
deren Ruhm die Mechanik iſt, behaupteten ihn<lb/>
auch hierinnen. Man ſuchte vorzuͤglich den Acker-<lb/>
bau durch Maſchienen zu beſoͤrdern, und dadurch<lb/>
die Arbeiten dabey zu vermindern. Die aͤlteſte<lb/>
von dieſer Art findet ſich in dem Herzogthum<lb/>
Krain, der Erfinder derſelben war Joſeph Loca-<lb/>
telli, ein kaͤrnthiſcher Ritter und oͤſterreichiſcher<lb/>
Unterthan. Er glaubte, daß die Vollkommen-<lb/>
heit des Feldbaues in einer richtigen Eintheilung<lb/>
der Pflanzen nach gewiſſen Zwiſchenraͤumen und<lb/>
in genugſamer Tiefe beſtuͤnde, worinnen ſich die<lb/>
Wurzeln genugſam ausbreiten und die noͤthige<lb/>
Nahrung aus der Erde ziehen koͤnnten. Er wur-<lb/>
de dazu veranlaßt durch die Art der Pflanzung<lb/>
bey Baͤumen, Weinſtoͤcken und Blumen, welche<lb/>
man in Reihen und von einander pflanzte. Er<lb/><fwplace="bottom"type="catch">machte</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[126/0152]
Braucht man den Haakenpflug, und hat
nicht tiefen guten Boden, ſo hilft er auch nichts,
ſondern ſchadet mehr, weil er die wilde Erde her-
aufholt, mancher beobachtet meine Saͤezeit, und
gewinnet ſchlechtere Aerndten, als vorher, eben
ſo diejenigen, die meine duͤnnere Saͤeart ohne die
andern Umſtaͤnde anwenden. Eben ſo iſt es mit
dem Ruͤbſaamen, welcher bey allen beobachteten
Vortheilen ohne einige Einbuße anderer Feld-
fruͤchte vielmehr zur Verbeſſerung des Bodens
dient.“
Dieſes ſind die vorzuͤglichſten Syſteme des
Ackerbaues unter den Neuern in Deutſchland.
Man fieng auch an die Mechanik mehr fuͤr
die Oekonomie zu benutzen, und die Deutſchen,
deren Ruhm die Mechanik iſt, behaupteten ihn
auch hierinnen. Man ſuchte vorzuͤglich den Acker-
bau durch Maſchienen zu beſoͤrdern, und dadurch
die Arbeiten dabey zu vermindern. Die aͤlteſte
von dieſer Art findet ſich in dem Herzogthum
Krain, der Erfinder derſelben war Joſeph Loca-
telli, ein kaͤrnthiſcher Ritter und oͤſterreichiſcher
Unterthan. Er glaubte, daß die Vollkommen-
heit des Feldbaues in einer richtigen Eintheilung
der Pflanzen nach gewiſſen Zwiſchenraͤumen und
in genugſamer Tiefe beſtuͤnde, worinnen ſich die
Wurzeln genugſam ausbreiten und die noͤthige
Nahrung aus der Erde ziehen koͤnnten. Er wur-
de dazu veranlaßt durch die Art der Pflanzung
bey Baͤumen, Weinſtoͤcken und Blumen, welche
man in Reihen und von einander pflanzte. Er
machte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/152>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.