auch in Gerste? Kann nicht vielleicht die Frucht durch eine überflüßige und reichere Nahrung voller geworden, und sich dadurch jener, wofür man sie hielt, in etwas dem äußerlichen Schei- ne nach genähert haben? Kann sie nicht z. B. die Spitzen, Granen oder Spelzen eben aus dieser Ursache verloren haben, da nach einigen neu- ern Beobachtungen die Granen und dergleichen Dinge, wenn sie sich am Getraide, wo sie nicht gewöhnlich sind, zeigen, von Mangel der Nah- rung herrühren? Können sie nicht z. B. hier, wo sie zu dem Wesen des Korns zu gehören scheinen, durch die reichere und zu große Nahrung zwey- er Jahre verdrängt und zur Frucht mit entwi- ckelt worden seyn? Es ist [...]mir nicht bekannt, daß dieses noch von Jemanden zur Entscheidung dieses Streits benutzt worden. Die Frucht hat- te durch das öftere Abschneiden der Blätter meh- rere Nahrung bekommen, die ihr sonst durch dieselben wäre entzogen worden. Der Hafer hatte über Winter in der Erde gelegen, da er sonst nur im Sommer gewachsen ist; kann die- ses ihm nicht die größte Menge von Nahrungs- theilen zugeführet haben, ohne daß dadurch der- selbe in eine andere Frucht oder Getraideart verwandelt worden war? Die wieder ausge- säten Körner von dergleichen verwandeltem Ge- traide blieben wenigstens nach dem Schreberi- schen Versuche vom J. 1758, welchen er in sei- ner Neuen Samml. (2. S. 432.) beschreibt, die nämlichen; es blieb englischer, sehr voller Hafer.
Noch
J 3
auch in Gerſte? Kann nicht vielleicht die Frucht durch eine uͤberfluͤßige und reichere Nahrung voller geworden, und ſich dadurch jener, wofuͤr man ſie hielt, in etwas dem aͤußerlichen Schei- ne nach genaͤhert haben? Kann ſie nicht z. B. die Spitzen, Granen oder Spelzen eben aus dieſer Urſache verloren haben, da nach einigen neu- ern Beobachtungen die Granen und dergleichen Dinge, wenn ſie ſich am Getraide, wo ſie nicht gewoͤhnlich ſind, zeigen, von Mangel der Nah- rung herruͤhren? Koͤnnen ſie nicht z. B. hier, wo ſie zu dem Weſen des Korns zu gehoͤren ſcheinen, durch die reichere und zu große Nahrung zwey- er Jahre verdraͤngt und zur Frucht mit entwi- ckelt worden ſeyn? Es iſt […]mir nicht bekannt, daß dieſes noch von Jemanden zur Entſcheidung dieſes Streits benutzt worden. Die Frucht hat- te durch das oͤftere Abſchneiden der Blaͤtter meh- rere Nahrung bekommen, die ihr ſonſt durch dieſelben waͤre entzogen worden. Der Hafer hatte uͤber Winter in der Erde gelegen, da er ſonſt nur im Sommer gewachſen iſt; kann die- ſes ihm nicht die groͤßte Menge von Nahrungs- theilen zugefuͤhret haben, ohne daß dadurch der- ſelbe in eine andere Frucht oder Getraideart verwandelt worden war? Die wieder ausge- ſaͤten Koͤrner von dergleichen verwandeltem Ge- traide blieben wenigſtens nach dem Schreberi- ſchen Verſuche vom J. 1758, welchen er in ſei- ner Neuen Samml. (2. S. 432.) beſchreibt, die naͤmlichen; es blieb engliſcher, ſehr voller Hafer.
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auch in Gerſte? Kann nicht vielleicht die Frucht
durch eine uͤberfluͤßige und reichere Nahrung
voller geworden, und ſich dadurch jener, wofuͤr
man ſie hielt, in etwas dem aͤußerlichen Schei-
ne nach genaͤhert haben? Kann ſie nicht z. B.
die Spitzen, Granen oder Spelzen eben aus dieſer
Urſache verloren haben, da nach einigen neu-
ern Beobachtungen die Granen und dergleichen
Dinge, wenn ſie ſich am Getraide, wo ſie nicht
gewoͤhnlich ſind, zeigen, von Mangel der Nah-
rung herruͤhren? Koͤnnen ſie nicht z. B. hier, wo
ſie zu dem Weſen des Korns zu gehoͤren ſcheinen,
durch die reichere und zu große Nahrung zwey-
er Jahre verdraͤngt und zur Frucht mit entwi-
ckelt worden ſeyn? Es iſt mir nicht bekannt,
daß dieſes noch von Jemanden zur Entſcheidung
dieſes Streits benutzt worden. Die Frucht hat-
te durch das oͤftere Abſchneiden der Blaͤtter meh-
rere Nahrung bekommen, die ihr ſonſt durch
dieſelben waͤre entzogen worden. Der Hafer
hatte uͤber Winter in der Erde gelegen, da er
ſonſt nur im Sommer gewachſen iſt; kann die-
ſes ihm nicht die groͤßte Menge von Nahrungs-
theilen zugefuͤhret haben, ohne daß dadurch der-
ſelbe in eine andere Frucht oder Getraideart
verwandelt worden war? Die wieder ausge-
ſaͤten Koͤrner von dergleichen verwandeltem Ge-
traide blieben wenigſtens nach dem Schreberi-
ſchen Verſuche vom J. 1758, welchen er in ſei-
ner Neuen Samml. (2. S. 432.) beſchreibt, die
naͤmlichen; es blieb engliſcher, ſehr voller Hafer.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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