wie Rohr waren; sie brachten aber keinen Wei- zen, sondern einen sehr vollkommenen schwar- zen Eichelhafer, dessen Körner die gewöhnliche Größe weit übertrafen. Auch bestätigen diese Erfahrungen einige Versuche des D. Schrebers, die er in den Jahren 1757, 1758, 1759 und 1760 angestellt, wo eben diese Umstände er- folgten. Auch kann ich den Meußbachischen hier nicht übergehen. Der Hr. von Meußbach auf Volkstädt ließ im J. 1765 Hafer säen, aber, anstatt daß die Schweden ihn vor dem Schossen mehrmalen abgeschnitten, denselbigen mit den Schafen abhüten. Er erhielt nach seinem Bericht von diesem Haferfelde das folgende Jahr 29 Rocken- und Weizenstöcke; er schreibt den nicht ganz glücklichen Fortgang des Versuchs dem Abhüten mit Schafen zu. Die königlich Schwedische Societät hat die Aus- züge von seinen Versuchen gedruckt, und auch die Zellische Gesellschaft hat sie bekannt gemacht. Er selbst aber giebt die Nachricht davon in dem Leipz. Intell. Blatte vom J. 1766. S. 106.
Ich habe verschiedene Versuche, glückliche und unglückliche angeführt; aber was folgte nun aus denselben? Man sollte glauben, die Wahr- heit der Verwandlung der Getraidearten aus den glücklichen; aus den verunglückten aber, daß vielleicht ein oder des andere Versehen die Ursache davon sey. Aber muß man gleich eine Verwandlung des Hafers in Weizen oder Rog- gen annehmen? Denn wäre dieses, warum nicht
auch
wie Rohr waren; ſie brachten aber keinen Wei- zen, ſondern einen ſehr vollkommenen ſchwar- zen Eichelhafer, deſſen Koͤrner die gewoͤhnliche Groͤße weit uͤbertrafen. Auch beſtaͤtigen dieſe Erfahrungen einige Verſuche des D. Schrebers, die er in den Jahren 1757, 1758, 1759 und 1760 angeſtellt, wo eben dieſe Umſtaͤnde er- folgten. Auch kann ich den Meußbachiſchen hier nicht uͤbergehen. Der Hr. von Meußbach auf Volkſtaͤdt ließ im J. 1765 Hafer ſaͤen, aber, anſtatt daß die Schweden ihn vor dem Schoſſen mehrmalen abgeſchnitten, denſelbigen mit den Schafen abhuͤten. Er erhielt nach ſeinem Bericht von dieſem Haferfelde das folgende Jahr 29 Rocken- und Weizenſtoͤcke; er ſchreibt den nicht ganz gluͤcklichen Fortgang des Verſuchs dem Abhuͤten mit Schafen zu. Die koͤniglich Schwediſche Societaͤt hat die Aus- zuͤge von ſeinen Verſuchen gedruckt, und auch die Zelliſche Geſellſchaft hat ſie bekannt gemacht. Er ſelbſt aber giebt die Nachricht davon in dem Leipz. Intell. Blatte vom J. 1766. S. 106.
Ich habe verſchiedene Verſuche, gluͤckliche und ungluͤckliche angefuͤhrt; aber was folgte nun aus denſelben? Man ſollte glauben, die Wahr- heit der Verwandlung der Getraidearten aus den gluͤcklichen; aus den verungluͤckten aber, daß vielleicht ein oder des andere Verſehen die Urſache davon ſey. Aber muß man gleich eine Verwandlung des Hafers in Weizen oder Rog- gen annehmen? Denn waͤre dieſes, warum nicht
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wie Rohr waren; ſie brachten aber keinen Wei-
zen, ſondern einen ſehr vollkommenen ſchwar-
zen Eichelhafer, deſſen Koͤrner die gewoͤhnliche
Groͤße weit uͤbertrafen. Auch beſtaͤtigen dieſe
Erfahrungen einige Verſuche des D. Schrebers,
die er in den Jahren 1757, 1758, 1759 und
1760 angeſtellt, wo eben dieſe Umſtaͤnde er-
folgten. Auch kann ich den Meußbachiſchen
hier nicht uͤbergehen. Der Hr. von Meußbach
auf Volkſtaͤdt ließ im J. 1765 Hafer ſaͤen,
aber, anſtatt daß die Schweden ihn vor dem
Schoſſen mehrmalen abgeſchnitten, denſelbigen
mit den Schafen abhuͤten. Er erhielt nach
ſeinem Bericht von dieſem Haferfelde das
folgende Jahr 29 Rocken- und Weizenſtoͤcke;
er ſchreibt den nicht ganz gluͤcklichen Fortgang
des Verſuchs dem Abhuͤten mit Schafen zu.
Die koͤniglich Schwediſche Societaͤt hat die Aus-
zuͤge von ſeinen Verſuchen gedruckt, und auch
die Zelliſche Geſellſchaft hat ſie bekannt gemacht.
Er ſelbſt aber giebt die Nachricht davon in dem
Leipz. Intell. Blatte vom J. 1766. S. 106.
Ich habe verſchiedene Verſuche, gluͤckliche
und ungluͤckliche angefuͤhrt; aber was folgte nun
aus denſelben? Man ſollte glauben, die Wahr-
heit der Verwandlung der Getraidearten aus
den gluͤcklichen; aus den verungluͤckten aber,
daß vielleicht ein oder des andere Verſehen die
Urſache davon ſey. Aber muß man gleich eine
Verwandlung des Hafers in Weizen oder Rog-
gen annehmen? Denn waͤre dieſes, warum nicht
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/158>, abgerufen am 21.11.2024.
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