stärkt mich noch mehr gegen die Münchhausische Hypothese. Ich nahm den Geschmack zu Hülfe und fand in dem Brandstaube den mehlichten Geschmack mit einiger Veränderung, welcher Schärfe in den ölichten Theilen verrieth.
Andere wollen es für eine Art von Mehlthau halten, welche Meynung sich größtentheils aus England herschreibt, wo nach der englischen all- gemeinen Haus-Landwirthschaft der Landmann beobachtet haben soll, daß meistens entweder wenn bey noch heißem Sonnenschein, oder nach vorhergegangener warmer Witterung ein war- mer Regen und gleich darauf heiße Sonnen- stralen gekommen, man bald darauf den Brand bemerkt habe. Man suchte dieses also zu erklä- ren, daß, wo das vorerwähnte sich zugetragen, und nach einem warmen Regen die Sonne heiß schiene, die feuchten Dünste natürlich häufig aus der Erde aufstiegen, und sich an die Saaten stark anlegten. Wo die Saat dicke stehe und kein Wind diese Dünste vertheile, so sammleten sie sich auf der Saat, bildeten eine Art Kügelchen, welche eigentlich so viele Brenngläser vorstellten, wodurch die zarten Pflanzen zerstört und ver- brannt würden.
Eine der neuesten ist die Meynung des Hrn. Spittlers, daß die Ursache in einer zu beschleunig- ten und unterbrochenen Gährung des Safts im Getraide entstehe. Er sucht hiervon den Grund sonderlich in der abwechselnden Kälte und Wärme zur Blühzeit. Allein ich habe in der
Preis-
ſtaͤrkt mich noch mehr gegen die Muͤnchhauſiſche Hypotheſe. Ich nahm den Geſchmack zu Huͤlfe und fand in dem Brandſtaube den mehlichten Geſchmack mit einiger Veraͤnderung, welcher Schaͤrfe in den oͤlichten Theilen verrieth.
Andere wollen es fuͤr eine Art von Mehlthau halten, welche Meynung ſich groͤßtentheils aus England herſchreibt, wo nach der engliſchen all- gemeinen Haus-Landwirthſchaft der Landmann beobachtet haben ſoll, daß meiſtens entweder wenn bey noch heißem Sonnenſchein, oder nach vorhergegangener warmer Witterung ein war- mer Regen und gleich darauf heiße Sonnen- ſtralen gekommen, man bald darauf den Brand bemerkt habe. Man ſuchte dieſes alſo zu erklaͤ- ren, daß, wo das vorerwaͤhnte ſich zugetragen, und nach einem warmen Regen die Sonne heiß ſchiene, die feuchten Duͤnſte natuͤrlich haͤufig aus der Erde aufſtiegen, und ſich an die Saaten ſtark anlegten. Wo die Saat dicke ſtehe und kein Wind dieſe Duͤnſte vertheile, ſo ſammleten ſie ſich auf der Saat, bildeten eine Art Kuͤgelchen, welche eigentlich ſo viele Brennglaͤſer vorſtellten, wodurch die zarten Pflanzen zerſtoͤrt und ver- brannt wuͤrden.
Eine der neueſten iſt die Meynung des Hrn. Spittlers, daß die Urſache in einer zu beſchleunig- ten und unterbrochenen Gaͤhrung des Safts im Getraide entſtehe. Er ſucht hiervon den Grund ſonderlich in der abwechſelnden Kaͤlte und Waͤrme zur Bluͤhzeit. Allein ich habe in der
Preis-
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ſtaͤrkt mich noch mehr gegen die Muͤnchhauſiſche
Hypotheſe. Ich nahm den Geſchmack zu Huͤlfe
und fand in dem Brandſtaube den mehlichten
Geſchmack mit einiger Veraͤnderung, welcher
Schaͤrfe in den oͤlichten Theilen verrieth.
Andere wollen es fuͤr eine Art von Mehlthau
halten, welche Meynung ſich groͤßtentheils aus
England herſchreibt, wo nach der engliſchen all-
gemeinen Haus-Landwirthſchaft der Landmann
beobachtet haben ſoll, daß meiſtens entweder
wenn bey noch heißem Sonnenſchein, oder nach
vorhergegangener warmer Witterung ein war-
mer Regen und gleich darauf heiße Sonnen-
ſtralen gekommen, man bald darauf den Brand
bemerkt habe. Man ſuchte dieſes alſo zu erklaͤ-
ren, daß, wo das vorerwaͤhnte ſich zugetragen,
und nach einem warmen Regen die Sonne heiß
ſchiene, die feuchten Duͤnſte natuͤrlich haͤufig
aus der Erde aufſtiegen, und ſich an die Saaten
ſtark anlegten. Wo die Saat dicke ſtehe und kein
Wind dieſe Duͤnſte vertheile, ſo ſammleten ſie
ſich auf der Saat, bildeten eine Art Kuͤgelchen,
welche eigentlich ſo viele Brennglaͤſer vorſtellten,
wodurch die zarten Pflanzen zerſtoͤrt und ver-
brannt wuͤrden.
Eine der neueſten iſt die Meynung des Hrn.
Spittlers, daß die Urſache in einer zu beſchleunig-
ten und unterbrochenen Gaͤhrung des Safts im
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Waͤrme zur Bluͤhzeit. Allein ich habe in der
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/170>, abgerufen am 21.11.2024.
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