zen Weiher. Den Sommer über ward das Vieh in dem Weiher geweidet und des Nachts gepfercht, wodurch in kurzer Zeit, wenn dersel- be gehörig besamet, der Graswuchs schnell und mit geringen Kosten befördert worden. Man hob die für die Production und den Wiesenbau so nachtheilige Koppelweiden, wie auch das lan- ge Weiden der Schaafe im Frühjahre auf; und endlich wurde durch eine Verordnung vom 21 März 1764 alles Betreiben der Wiesen mit Schaafen gänzlich untersagt.
Man stellte allerhand Versuche mit den künst- lichen Futterkräutern an. Man fand den Lu- zerneklee als den reichlichsten, und daß er sich ziemlich gut zu Heu machen ließ; den Hopfen- klee als den gesundesten und zum Heu am taug- lichsten; den Holländischen zum Sommerfutter außerordentlich, nur lasse er sich nicht wohl dür- ren; das französische und englische Raygras als ein vortreffliches Winterfutter; den Spergel oder Sperg grün als ein gutes Milchfutter, wel- ches aber nicht reichlich gebe, immer frisch ge- säet werden müsse und das Land aussauge. Man fand die Burgunder Rüben bey der Viehzucht sehr geil, welche eine Art rothe Rüben sind, und welche Hr. Reinhard mit den englischen Turnips vermengt, denn die Turnips sind weiß. Die Burgunder Rüben treiben Blätter, welche auch mehrmals abgeblattet werden können, und dadurch bis in den spätesten Herbst Futter ge- ben. An der Mosel, wo die Wiesen nicht so
häufig
M 5
zen Weiher. Den Sommer uͤber ward das Vieh in dem Weiher geweidet und des Nachts gepfercht, wodurch in kurzer Zeit, wenn derſel- be gehoͤrig beſamet, der Graswuchs ſchnell und mit geringen Koſten befoͤrdert worden. Man hob die fuͤr die Production und den Wieſenbau ſo nachtheilige Koppelweiden, wie auch das lan- ge Weiden der Schaafe im Fruͤhjahre auf; und endlich wurde durch eine Verordnung vom 21 Maͤrz 1764 alles Betreiben der Wieſen mit Schaafen gaͤnzlich unterſagt.
Man ſtellte allerhand Verſuche mit den kuͤnſt- lichen Futterkraͤutern an. Man fand den Lu- zerneklee als den reichlichſten, und daß er ſich ziemlich gut zu Heu machen ließ; den Hopfen- klee als den geſundeſten und zum Heu am taug- lichſten; den Hollaͤndiſchen zum Sommerfutter außerordentlich, nur laſſe er ſich nicht wohl duͤr- ren; das franzoͤſiſche und engliſche Raygras als ein vortreffliches Winterfutter; den Spergel oder Sperg gruͤn als ein gutes Milchfutter, wel- ches aber nicht reichlich gebe, immer friſch ge- ſaͤet werden muͤſſe und das Land ausſauge. Man fand die Burgunder Ruͤben bey der Viehzucht ſehr geil, welche eine Art rothe Ruͤben ſind, und welche Hr. Reinhard mit den engliſchen Turnips vermengt, denn die Turnips ſind weiß. Die Burgunder Ruͤben treiben Blaͤtter, welche auch mehrmals abgeblattet werden koͤnnen, und dadurch bis in den ſpaͤteſten Herbſt Futter ge- ben. An der Moſel, wo die Wieſen nicht ſo
haͤufig
M 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0211"n="185"/>
zen Weiher. Den Sommer uͤber ward das<lb/>
Vieh in dem Weiher geweidet und des Nachts<lb/>
gepfercht, wodurch in kurzer Zeit, wenn derſel-<lb/>
be gehoͤrig beſamet, der Graswuchs ſchnell und<lb/>
mit geringen Koſten befoͤrdert worden. Man<lb/>
hob die fuͤr die Production und den Wieſenbau<lb/>ſo nachtheilige Koppelweiden, wie auch das lan-<lb/>
ge Weiden der Schaafe im Fruͤhjahre auf; und<lb/>
endlich wurde durch eine Verordnung vom 21<lb/>
Maͤrz 1764 alles Betreiben der Wieſen mit<lb/>
Schaafen gaͤnzlich unterſagt.</p><lb/><p>Man ſtellte allerhand Verſuche mit den kuͤnſt-<lb/>
lichen Futterkraͤutern an. Man fand den Lu-<lb/>
zerneklee als den reichlichſten, und daß er ſich<lb/>
ziemlich gut zu Heu machen ließ; den Hopfen-<lb/>
klee als den geſundeſten und zum Heu am taug-<lb/>
lichſten; den Hollaͤndiſchen zum Sommerfutter<lb/>
außerordentlich, nur laſſe er ſich nicht wohl duͤr-<lb/>
ren; das franzoͤſiſche und engliſche Raygras als<lb/>
ein vortreffliches Winterfutter; den Spergel<lb/>
oder Sperg gruͤn als ein gutes Milchfutter, wel-<lb/>
ches aber nicht reichlich gebe, immer friſch ge-<lb/>ſaͤet werden muͤſſe und das Land ausſauge. Man<lb/>
fand die Burgunder Ruͤben bey der Viehzucht<lb/>ſehr geil, welche eine Art rothe Ruͤben ſind,<lb/>
und welche Hr. Reinhard mit den engliſchen<lb/>
Turnips vermengt, denn die Turnips ſind weiß.<lb/>
Die Burgunder Ruͤben treiben Blaͤtter, welche<lb/>
auch mehrmals abgeblattet werden koͤnnen, und<lb/>
dadurch bis in den ſpaͤteſten Herbſt Futter ge-<lb/>
ben. An der Moſel, wo die Wieſen nicht ſo<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">haͤufig</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[185/0211]
zen Weiher. Den Sommer uͤber ward das
Vieh in dem Weiher geweidet und des Nachts
gepfercht, wodurch in kurzer Zeit, wenn derſel-
be gehoͤrig beſamet, der Graswuchs ſchnell und
mit geringen Koſten befoͤrdert worden. Man
hob die fuͤr die Production und den Wieſenbau
ſo nachtheilige Koppelweiden, wie auch das lan-
ge Weiden der Schaafe im Fruͤhjahre auf; und
endlich wurde durch eine Verordnung vom 21
Maͤrz 1764 alles Betreiben der Wieſen mit
Schaafen gaͤnzlich unterſagt.
Man ſtellte allerhand Verſuche mit den kuͤnſt-
lichen Futterkraͤutern an. Man fand den Lu-
zerneklee als den reichlichſten, und daß er ſich
ziemlich gut zu Heu machen ließ; den Hopfen-
klee als den geſundeſten und zum Heu am taug-
lichſten; den Hollaͤndiſchen zum Sommerfutter
außerordentlich, nur laſſe er ſich nicht wohl duͤr-
ren; das franzoͤſiſche und engliſche Raygras als
ein vortreffliches Winterfutter; den Spergel
oder Sperg gruͤn als ein gutes Milchfutter, wel-
ches aber nicht reichlich gebe, immer friſch ge-
ſaͤet werden muͤſſe und das Land ausſauge. Man
fand die Burgunder Ruͤben bey der Viehzucht
ſehr geil, welche eine Art rothe Ruͤben ſind,
und welche Hr. Reinhard mit den engliſchen
Turnips vermengt, denn die Turnips ſind weiß.
Die Burgunder Ruͤben treiben Blaͤtter, welche
auch mehrmals abgeblattet werden koͤnnen, und
dadurch bis in den ſpaͤteſten Herbſt Futter ge-
ben. An der Moſel, wo die Wieſen nicht ſo
haͤufig
M 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/211>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.