Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie finden sich in Pohlen, Ungarn, Rußland,
bey den Tartarn und Kosaken. Diese Pferde
besitzen eine unglaubliche Geschwindigkeit, und
sind daher schwer zu fangen.

Die vorzüglichsten Vorschläge zu Landesge-
stütten thaten die Hrn. Sind, Prizelius und
Zehentner in ihren Schriften Ich will hier
sonderlich das System des letztern anführen, da
es zur Beförderung der guten Pferdezucht eines
Landes nicht wenig beytragen kann. Er ver-
langt, daß jährlich vor der Beschälzeit ein Auf-
seher herum reise, und sich die Stutten jedes
Amts vorzeigen lasse; dieser erkundigt sich bey
dem Landmanne, welche Stutte er zur Zucht
für das Jahr bestimme, verspricht ihm mit Er-
laubniß seines Herrn eine kleine Belohnung, wenn
er das beste Füllen im Amte, oder ein für die
Reuterey schickliches erhalte; giebt jedem auf
die zu bedeckende Stutte einen Zettel mit Be-
merkung des Haars, Alters und Abzeichen der
Stutte, damit er keine andere bringe. Dieje-
nigen, welche keine Zettel annehmen, dürfen
keine Stutte zum Beschälen bringen, welches
gleichsam eine Strafe ist.

Um den Landmann an eine gewisse Ord-
nung zu binden, die in den Landgestütten un-
umgänglich nöthig ist, weil man sonst nicht weiß,
ob ein Füllen von herrschaftlicher und also guter
Race ist, so hält er es für rathsam, jedem
Bauer, der seine Stutte bedecken lassen will,
einen Zettel zu geben; und so auf mehrere Stut-

ten

Sie finden ſich in Pohlen, Ungarn, Rußland,
bey den Tartarn und Koſaken. Dieſe Pferde
beſitzen eine unglaubliche Geſchwindigkeit, und
ſind daher ſchwer zu fangen.

Die vorzuͤglichſten Vorſchlaͤge zu Landesge-
ſtuͤtten thaten die Hrn. Sind, Prizelius und
Zehentner in ihren Schriften Ich will hier
ſonderlich das Syſtem des letztern anfuͤhren, da
es zur Befoͤrderung der guten Pferdezucht eines
Landes nicht wenig beytragen kann. Er ver-
langt, daß jaͤhrlich vor der Beſchaͤlzeit ein Auf-
ſeher herum reiſe, und ſich die Stutten jedes
Amts vorzeigen laſſe; dieſer erkundigt ſich bey
dem Landmanne, welche Stutte er zur Zucht
fuͤr das Jahr beſtimme, verſpricht ihm mit Er-
laubniß ſeines Herrn eine kleine Belohnung, wenn
er das beſte Fuͤllen im Amte, oder ein fuͤr die
Reuterey ſchickliches erhalte; giebt jedem auf
die zu bedeckende Stutte einen Zettel mit Be-
merkung des Haars, Alters und Abzeichen der
Stutte, damit er keine andere bringe. Dieje-
nigen, welche keine Zettel annehmen, duͤrfen
keine Stutte zum Beſchaͤlen bringen, welches
gleichſam eine Strafe iſt.

Um den Landmann an eine gewiſſe Ord-
nung zu binden, die in den Landgeſtuͤtten un-
umgaͤnglich noͤthig iſt, weil man ſonſt nicht weiß,
ob ein Fuͤllen von herrſchaftlicher und alſo guter
Race iſt, ſo haͤlt er es fuͤr rathſam, jedem
Bauer, der ſeine Stutte bedecken laſſen will,
einen Zettel zu geben; und ſo auf mehrere Stut-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0246" n="220"/>
Sie finden &#x017F;ich in Pohlen, Ungarn, Rußland,<lb/>
bey den Tartarn und Ko&#x017F;aken. Die&#x017F;e Pferde<lb/>
be&#x017F;itzen eine unglaubliche Ge&#x017F;chwindigkeit, und<lb/>
&#x017F;ind daher &#x017F;chwer zu fangen.</p><lb/>
          <p>Die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Vor&#x017F;chla&#x0364;ge zu Landesge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tten thaten die Hrn. Sind, Prizelius und<lb/>
Zehentner in ihren Schriften Ich will hier<lb/>
&#x017F;onderlich das Sy&#x017F;tem des letztern anfu&#x0364;hren, da<lb/>
es zur Befo&#x0364;rderung der guten Pferdezucht eines<lb/>
Landes nicht wenig beytragen kann. Er ver-<lb/>
langt, daß ja&#x0364;hrlich vor der Be&#x017F;cha&#x0364;lzeit ein Auf-<lb/>
&#x017F;eher herum rei&#x017F;e, und &#x017F;ich die Stutten jedes<lb/>
Amts vorzeigen la&#x017F;&#x017F;e; die&#x017F;er erkundigt &#x017F;ich bey<lb/>
dem Landmanne, welche Stutte er zur Zucht<lb/>
fu&#x0364;r das Jahr be&#x017F;timme, ver&#x017F;pricht ihm mit Er-<lb/>
laubniß &#x017F;eines Herrn eine kleine Belohnung, wenn<lb/>
er das be&#x017F;te Fu&#x0364;llen im Amte, oder ein fu&#x0364;r die<lb/>
Reuterey &#x017F;chickliches erhalte; giebt jedem auf<lb/>
die zu bedeckende Stutte einen Zettel mit Be-<lb/>
merkung des Haars, Alters und Abzeichen der<lb/>
Stutte, damit er keine andere bringe. Dieje-<lb/>
nigen, welche keine Zettel annehmen, du&#x0364;rfen<lb/>
keine Stutte zum Be&#x017F;cha&#x0364;len bringen, welches<lb/>
gleich&#x017F;am eine Strafe i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Um den Landmann an eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ord-<lb/>
nung zu binden, die in den Landge&#x017F;tu&#x0364;tten un-<lb/>
umga&#x0364;nglich no&#x0364;thig i&#x017F;t, weil man &#x017F;on&#x017F;t nicht weiß,<lb/>
ob ein Fu&#x0364;llen von herr&#x017F;chaftlicher und al&#x017F;o guter<lb/>
Race i&#x017F;t, &#x017F;o ha&#x0364;lt er es fu&#x0364;r rath&#x017F;am, jedem<lb/>
Bauer, der &#x017F;eine Stutte bedecken la&#x017F;&#x017F;en will,<lb/>
einen Zettel zu geben; und &#x017F;o auf mehrere Stut-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0246] Sie finden ſich in Pohlen, Ungarn, Rußland, bey den Tartarn und Koſaken. Dieſe Pferde beſitzen eine unglaubliche Geſchwindigkeit, und ſind daher ſchwer zu fangen. Die vorzuͤglichſten Vorſchlaͤge zu Landesge- ſtuͤtten thaten die Hrn. Sind, Prizelius und Zehentner in ihren Schriften Ich will hier ſonderlich das Syſtem des letztern anfuͤhren, da es zur Befoͤrderung der guten Pferdezucht eines Landes nicht wenig beytragen kann. Er ver- langt, daß jaͤhrlich vor der Beſchaͤlzeit ein Auf- ſeher herum reiſe, und ſich die Stutten jedes Amts vorzeigen laſſe; dieſer erkundigt ſich bey dem Landmanne, welche Stutte er zur Zucht fuͤr das Jahr beſtimme, verſpricht ihm mit Er- laubniß ſeines Herrn eine kleine Belohnung, wenn er das beſte Fuͤllen im Amte, oder ein fuͤr die Reuterey ſchickliches erhalte; giebt jedem auf die zu bedeckende Stutte einen Zettel mit Be- merkung des Haars, Alters und Abzeichen der Stutte, damit er keine andere bringe. Dieje- nigen, welche keine Zettel annehmen, duͤrfen keine Stutte zum Beſchaͤlen bringen, welches gleichſam eine Strafe iſt. Um den Landmann an eine gewiſſe Ord- nung zu binden, die in den Landgeſtuͤtten un- umgaͤnglich noͤthig iſt, weil man ſonſt nicht weiß, ob ein Fuͤllen von herrſchaftlicher und alſo guter Race iſt, ſo haͤlt er es fuͤr rathſam, jedem Bauer, der ſeine Stutte bedecken laſſen will, einen Zettel zu geben; und ſo auf mehrere Stut- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/246
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/246>, abgerufen am 21.11.2024.