Ein gleiches geschahe in den Brandenburgischen Landen, wo man, wie auf alle Landwirthschafts- geschäfte, so auch auf dieses ein vorzügliches Augenmerk richtete. Es erschien 1713 ein E- dikt wegen Verbesserung der Pferdezucht, 1715 eines wegen Aufkauf und Einfuhr der Pferde, 1716 eins wegen des Magdeburgischen Pfer- demarkts. Man benutzte dazu sonderlich ein Geschenk türkischer Hengste, welche der Hof zu Berlin vom Sultan erhielt. Ob der Erfolg glücklich gewesen, davon mangeln die Nach- richten.
Pfalz und Bayern, welches in den ältern Zeiten so vorzügliche Pferdezucht hatte, sie aber nach und nach durch allerhand Zufälle, vor- nehmlich verderbliche Kriege verlor, bemühete sich in den neuern Zeiten um die Verbesserung derselben. Die Gräfl. Promnitzischen Gestüt- te zu Plesse in Schlesien, die so berühmt wa- ren, und deren Anlage man auf 100000 Thl. gerechnet, aber auch Pferde zu 1000 Thl. lie- ferten, haben einen großen Theil ihres Anse- hens verloren.
Dieses waren die Bemühungen um die Pfer- dezucht, allein man that auch nicht weniger um die übrigen Theile des Viehstandes. Die Re- gierungen wurden durch die Seuchen, welche bald zu Anfange dieses Jahrhunderts auch in Deutsch- land große Verwüstungen anrichteten, erweckt. Dieselben wurden sonderlich um das Jahr 1711
sehr
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Ein gleiches geſchahe in den Brandenburgiſchen Landen, wo man, wie auf alle Landwirthſchafts- geſchaͤfte, ſo auch auf dieſes ein vorzuͤgliches Augenmerk richtete. Es erſchien 1713 ein E- dikt wegen Verbeſſerung der Pferdezucht, 1715 eines wegen Aufkauf und Einfuhr der Pferde, 1716 eins wegen des Magdeburgiſchen Pfer- demarkts. Man benutzte dazu ſonderlich ein Geſchenk tuͤrkiſcher Hengſte, welche der Hof zu Berlin vom Sultan erhielt. Ob der Erfolg gluͤcklich geweſen, davon mangeln die Nach- richten.
Pfalz und Bayern, welches in den aͤltern Zeiten ſo vorzuͤgliche Pferdezucht hatte, ſie aber nach und nach durch allerhand Zufaͤlle, vor- nehmlich verderbliche Kriege verlor, bemuͤhete ſich in den neuern Zeiten um die Verbeſſerung derſelben. Die Graͤfl. Promnitziſchen Geſtuͤt- te zu Pleſſe in Schleſien, die ſo beruͤhmt wa- ren, und deren Anlage man auf 100000 Thl. gerechnet, aber auch Pferde zu 1000 Thl. lie- ferten, haben einen großen Theil ihres Anſe- hens verloren.
Dieſes waren die Bemuͤhungen um die Pfer- dezucht, allein man that auch nicht weniger um die uͤbrigen Theile des Viehſtandes. Die Re- gierungen wurden durch die Seuchen, welche bald zu Anfange dieſes Jahrhunderts auch in Deutſch- land große Verwuͤſtungen anrichteten, erweckt. Dieſelben wurden ſonderlich um das Jahr 1711
ſehr
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Ein gleiches geſchahe in den Brandenburgiſchen
Landen, wo man, wie auf alle Landwirthſchafts-
geſchaͤfte, ſo auch auf dieſes ein vorzuͤgliches
Augenmerk richtete. Es erſchien 1713 ein E-
dikt wegen Verbeſſerung der Pferdezucht, 1715
eines wegen Aufkauf und Einfuhr der Pferde,
1716 eins wegen des Magdeburgiſchen Pfer-
demarkts. Man benutzte dazu ſonderlich ein
Geſchenk tuͤrkiſcher Hengſte, welche der Hof zu
Berlin vom Sultan erhielt. Ob der Erfolg
gluͤcklich geweſen, davon mangeln die Nach-
richten.
Pfalz und Bayern, welches in den aͤltern
Zeiten ſo vorzuͤgliche Pferdezucht hatte, ſie aber
nach und nach durch allerhand Zufaͤlle, vor-
nehmlich verderbliche Kriege verlor, bemuͤhete
ſich in den neuern Zeiten um die Verbeſſerung
derſelben. Die Graͤfl. Promnitziſchen Geſtuͤt-
te zu Pleſſe in Schleſien, die ſo beruͤhmt wa-
ren, und deren Anlage man auf 100000 Thl.
gerechnet, aber auch Pferde zu 1000 Thl. lie-
ferten, haben einen großen Theil ihres Anſe-
hens verloren.
Dieſes waren die Bemuͤhungen um die Pfer-
dezucht, allein man that auch nicht weniger um
die uͤbrigen Theile des Viehſtandes. Die Re-
gierungen wurden durch die Seuchen, welche bald
zu Anfange dieſes Jahrhunderts auch in Deutſch-
land große Verwuͤſtungen anrichteten, erweckt.
Dieſelben wurden ſonderlich um das Jahr 1711
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/259>, abgerufen am 22.11.2024.
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