deren gegen Ende des besagten Jahres 38 al- lein zu Berlin waren. Einen großen Vortheil erhielten die Manufacturen durch die Bemü- hungen des Staatsministers, Freyherrn von Horst, welcher denselben eine Moirmaschine verschaffte, und einen jungen Menschen Masse- nau nach London reisen ließ, um die Kunst, sei- dene Zeuge zu moiren, zu erlernen. Er ließ die Moirmaschine und ein dazu bestimmtes Haus erbauen, und schenkte beydes diesem Massenau. Auch ein Manufacturier Treitschke hatte der- gleichen, welche aber jetzt unbrauchbar seyn soll, weil die jetzigen Besitzer das Geheimniß nicht erhalten können. Auf den 865. Stühlen zu Berlin, welche 1777, 38 Manufacturiers un- terhielten, wurden 21559 Stück Sammet und seidene Zeuge gefertiget, deren Werth 1170790 Thl. beträgt; ein vorzüglicher Be- weis von dem glücklichen Fortgang eines Ge- schäftes, das vor einem Jahrhunderte in diesen Gegenden vielleicht vielen unmöglich schien.
Sachsen hatte weit eher Seidenmanufactu- ren als Seidenbau; die Brandenburgischen wurden vorzüglich Anfangs durch einen Säch- sischen Seidenweber Hollinger aus Leipzig ein- gerichtet und in Ordnung gebracht, und erhiel- ten auch nach dem Kriege, der sich mit dem Hubertsburger Frieden endigte, so wie die Oe- sterreichischen, verschiedene Vermehrungen durch Sächsische Manufacturiers, wiewohl sich auch ältere Spuren von den Bemühungen der Re-
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deren gegen Ende des beſagten Jahres 38 al- lein zu Berlin waren. Einen großen Vortheil erhielten die Manufacturen durch die Bemuͤ- hungen des Staatsminiſters, Freyherrn von Horſt, welcher denſelben eine Moirmaſchine verſchaffte, und einen jungen Menſchen Maſſe- nau nach London reiſen ließ, um die Kunſt, ſei- dene Zeuge zu moiren, zu erlernen. Er ließ die Moirmaſchine und ein dazu beſtimmtes Haus erbauen, und ſchenkte beydes dieſem Maſſenau. Auch ein Manufacturier Treitſchke hatte der- gleichen, welche aber jetzt unbrauchbar ſeyn ſoll, weil die jetzigen Beſitzer das Geheimniß nicht erhalten koͤnnen. Auf den 865. Stuͤhlen zu Berlin, welche 1777, 38 Manufacturiers un- terhielten, wurden 21559 Stuͤck Sammet und ſeidene Zeuge gefertiget, deren Werth 1170790 Thl. betraͤgt; ein vorzuͤglicher Be- weis von dem gluͤcklichen Fortgang eines Ge- ſchaͤftes, das vor einem Jahrhunderte in dieſen Gegenden vielleicht vielen unmoͤglich ſchien.
Sachſen hatte weit eher Seidenmanufactu- ren als Seidenbau; die Brandenburgiſchen wurden vorzuͤglich Anfangs durch einen Saͤch- ſiſchen Seidenweber Hollinger aus Leipzig ein- gerichtet und in Ordnung gebracht, und erhiel- ten auch nach dem Kriege, der ſich mit dem Hubertsburger Frieden endigte, ſo wie die Oe- ſterreichiſchen, verſchiedene Vermehrungen durch Saͤchſiſche Manufacturiers, wiewohl ſich auch aͤltere Spuren von den Bemuͤhungen der Re-
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deren gegen Ende des beſagten Jahres 38 al-
lein zu Berlin waren. Einen großen Vortheil
erhielten die Manufacturen durch die Bemuͤ-
hungen des Staatsminiſters, Freyherrn von
Horſt, welcher denſelben eine Moirmaſchine
verſchaffte, und einen jungen Menſchen Maſſe-
nau nach London reiſen ließ, um die Kunſt, ſei-
dene Zeuge zu moiren, zu erlernen. Er ließ
die Moirmaſchine und ein dazu beſtimmtes Haus
erbauen, und ſchenkte beydes dieſem Maſſenau.
Auch ein Manufacturier Treitſchke hatte der-
gleichen, welche aber jetzt unbrauchbar ſeyn ſoll,
weil die jetzigen Beſitzer das Geheimniß nicht
erhalten koͤnnen. Auf den 865. Stuͤhlen zu
Berlin, welche 1777, 38 Manufacturiers un-
terhielten, wurden 21559 Stuͤck Sammet
und ſeidene Zeuge gefertiget, deren Werth
1170790 Thl. betraͤgt; ein vorzuͤglicher Be-
weis von dem gluͤcklichen Fortgang eines Ge-
ſchaͤftes, das vor einem Jahrhunderte in dieſen
Gegenden vielleicht vielen unmoͤglich ſchien.
Sachſen hatte weit eher Seidenmanufactu-
ren als Seidenbau; die Brandenburgiſchen
wurden vorzuͤglich Anfangs durch einen Saͤch-
ſiſchen Seidenweber Hollinger aus Leipzig ein-
gerichtet und in Ordnung gebracht, und erhiel-
ten auch nach dem Kriege, der ſich mit dem
Hubertsburger Frieden endigte, ſo wie die Oe-
ſterreichiſchen, verſchiedene Vermehrungen durch
Saͤchſiſche Manufacturiers, wiewohl ſich auch
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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