Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

reichlichem Wasser eben so gut sey; und zogen,
durch die Erfahrung bestätiget, hieraus den all-
gemeinen Grundsatz, daß das Quellen des Ha-
fers oder der Gerste, womit man sie füttert,
ein Hauptkunstgriff sey, weil es schneller ver-
daue, und das Fettwerden weit schneller vor
sich gehe. g)

Man machte in den Berliner Sammlungen
die grausame Methode des Engländers Brad-
ley zu Cambridge bekannt, der die Gans, die
er fett machen will, in Leinen verwickelt, ihr
blos den Hals und Kopf frey läßt, sie an einen
finstern Ort aufhängt, und die Ohren mit
Wachs verstopft, damit sie weder sehen noch
hören könne, und ihr so alle Gelegenheit zum
Schreyen und Bewegen benommen werde.
Er giebt ihr in diesem Zustande des Tages
dreymal Gerstenschrot, und setzt beständig ein
mit Wasser und Salz angefülltes Gefäß neben
ihr. Nach diesem angegebenen Versuche soll
sie in vierzehn Tagen so fett werden, daß die
Leber 4 Pfund am Gewicht halte. h) In dem
Strasburgischen braucht man, nach des Hrn.

Prof.
g) Wittenbergisches Wochenblatt vom J. 1768.
S. 245.
h) Berliner Samml. B. 3. S. 398. ingl. n. 349.
der Gazette litter. de Berl. vom Jahr 1770.
S. 390.

reichlichem Waſſer eben ſo gut ſey; und zogen,
durch die Erfahrung beſtaͤtiget, hieraus den all-
gemeinen Grundſatz, daß das Quellen des Ha-
fers oder der Gerſte, womit man ſie fuͤttert,
ein Hauptkunſtgriff ſey, weil es ſchneller ver-
daue, und das Fettwerden weit ſchneller vor
ſich gehe. g)

Man machte in den Berliner Sammlungen
die grauſame Methode des Englaͤnders Brad-
ley zu Cambridge bekannt, der die Gans, die
er fett machen will, in Leinen verwickelt, ihr
blos den Hals und Kopf frey laͤßt, ſie an einen
finſtern Ort aufhaͤngt, und die Ohren mit
Wachs verſtopft, damit ſie weder ſehen noch
hoͤren koͤnne, und ihr ſo alle Gelegenheit zum
Schreyen und Bewegen benommen werde.
Er giebt ihr in dieſem Zuſtande des Tages
dreymal Gerſtenſchrot, und ſetzt beſtaͤndig ein
mit Waſſer und Salz angefuͤlltes Gefaͤß neben
ihr. Nach dieſem angegebenen Verſuche ſoll
ſie in vierzehn Tagen ſo fett werden, daß die
Leber 4 Pfund am Gewicht halte. h) In dem
Strasburgiſchen braucht man, nach des Hrn.

Prof.
g) Wittenbergiſches Wochenblatt vom J. 1768.
S. 245.
h) Berliner Samml. B. 3. S. 398. ingl. n. 349.
der Gazette litter. de Berl. vom Jahr 1770.
S. 390.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0510" n="484"/>
reichlichem Wa&#x017F;&#x017F;er eben &#x017F;o gut &#x017F;ey; und zogen,<lb/>
durch die Erfahrung be&#x017F;ta&#x0364;tiget, hieraus den all-<lb/>
gemeinen Grund&#x017F;atz, daß das Quellen des Ha-<lb/>
fers oder der Ger&#x017F;te, womit man &#x017F;ie fu&#x0364;ttert,<lb/>
ein Hauptkun&#x017F;tgriff &#x017F;ey, weil es &#x017F;chneller ver-<lb/>
daue, und das Fettwerden weit &#x017F;chneller vor<lb/>
&#x017F;ich gehe. <note place="foot" n="g)">Wittenbergi&#x017F;ches Wochenblatt vom J. 1768.<lb/>
S. 245.</note></p><lb/>
        <p>Man machte in den Berliner Sammlungen<lb/>
die grau&#x017F;ame Methode des Engla&#x0364;nders Brad-<lb/>
ley zu Cambridge bekannt, der die Gans, die<lb/>
er fett machen will, in Leinen verwickelt, ihr<lb/>
blos den Hals und Kopf frey la&#x0364;ßt, &#x017F;ie an einen<lb/>
fin&#x017F;tern Ort aufha&#x0364;ngt, und die Ohren mit<lb/>
Wachs ver&#x017F;topft, damit &#x017F;ie weder &#x017F;ehen noch<lb/>
ho&#x0364;ren ko&#x0364;nne, und ihr &#x017F;o alle Gelegenheit zum<lb/>
Schreyen und Bewegen benommen werde.<lb/>
Er giebt ihr in die&#x017F;em Zu&#x017F;tande des Tages<lb/>
dreymal Ger&#x017F;ten&#x017F;chrot, und &#x017F;etzt be&#x017F;ta&#x0364;ndig ein<lb/>
mit Wa&#x017F;&#x017F;er und Salz angefu&#x0364;lltes Gefa&#x0364;ß neben<lb/>
ihr. Nach die&#x017F;em angegebenen Ver&#x017F;uche &#x017F;oll<lb/>
&#x017F;ie in vierzehn Tagen &#x017F;o fett werden, daß die<lb/>
Leber 4 Pfund am Gewicht halte. <note place="foot" n="h)">Berliner Samml. B. 3. S. 398. ingl. <hi rendition="#aq">n.</hi> 349.<lb/>
der <hi rendition="#aq">Gazette litter. de Berl.</hi> vom Jahr 1770.<lb/>
S. 390.</note> In dem<lb/>
Strasburgi&#x017F;chen braucht man, nach des Hrn.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Prof.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484/0510] reichlichem Waſſer eben ſo gut ſey; und zogen, durch die Erfahrung beſtaͤtiget, hieraus den all- gemeinen Grundſatz, daß das Quellen des Ha- fers oder der Gerſte, womit man ſie fuͤttert, ein Hauptkunſtgriff ſey, weil es ſchneller ver- daue, und das Fettwerden weit ſchneller vor ſich gehe. g) Man machte in den Berliner Sammlungen die grauſame Methode des Englaͤnders Brad- ley zu Cambridge bekannt, der die Gans, die er fett machen will, in Leinen verwickelt, ihr blos den Hals und Kopf frey laͤßt, ſie an einen finſtern Ort aufhaͤngt, und die Ohren mit Wachs verſtopft, damit ſie weder ſehen noch hoͤren koͤnne, und ihr ſo alle Gelegenheit zum Schreyen und Bewegen benommen werde. Er giebt ihr in dieſem Zuſtande des Tages dreymal Gerſtenſchrot, und ſetzt beſtaͤndig ein mit Waſſer und Salz angefuͤlltes Gefaͤß neben ihr. Nach dieſem angegebenen Verſuche ſoll ſie in vierzehn Tagen ſo fett werden, daß die Leber 4 Pfund am Gewicht halte. h) In dem Strasburgiſchen braucht man, nach des Hrn. Prof. g) Wittenbergiſches Wochenblatt vom J. 1768. S. 245. h) Berliner Samml. B. 3. S. 398. ingl. n. 349. der Gazette litter. de Berl. vom Jahr 1770. S. 390.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/510
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/510>, abgerufen am 23.11.2024.