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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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de des sechszehnten Jahrhunderts, weit mehrere
Schriftsteller in der Oekonomie, als vorher fin-
den. Fast alle Gegenstände und Theile derselben
fanden dergleichen. Man beschäfftigte sich nicht
blos mit der Privatökonomie, sondern auch mit
der Staatswirthschaft.

Der Wohlstand der sächsischen Lande in den
damaligen Zeiten zeigte sich einigermaßen durch
die Kleiderpracht, ge[ - 2 Zeichen fehlen]n welche die sächsischen
Fürsten stets zu kämpfen hatten, um sie, so viel
es der Klugheit gemäß war, einzuschränken. t)

Der verderbliche dreyßigjährige Krieg machte
keine geringe Veränderung in dem deutschen Oe-
konomiewesen, viele Gegenden wurden durch Ver-
heerung die traurigsten Denkmäler von ihm, viele
Gewerbe wichen aus einem Lande in das andere,
und öfters mit ihnen die Bau und Erzielung der
zu denselben erforderlichen Naturprodukte; so ver-
lor Pommern meist seinen glücklichen Oekonomie-
zustand, viele Gewerbe, sonderlich Manufakturen,
flüchteten sich nach Sachsen und andern Gegen-
den. Um desto mehr waren die deutschen Für-
sten genöthiget, darauf zu denken, die verödeten
Länder wieder anzubauen und zu bevölkern, die
Gewerbe wieder in Gang zu bringen, und den

Nach-
t) Churfürst August klagt in verschiedenen Gesetzen
und auch in seinen Polizeyverordnungen über die
Pracht, und namentlich über den pludrichen Ho-
senteufel; eben so über den übermäßigen Staat
der Frauenzimmer, daß sie fast über zwey und
drey Jahr neue Pracht aufbrächten.

de des ſechszehnten Jahrhunderts, weit mehrere
Schriftſteller in der Oekonomie, als vorher fin-
den. Faſt alle Gegenſtaͤnde und Theile derſelben
fanden dergleichen. Man beſchaͤfftigte ſich nicht
blos mit der Privatoͤkonomie, ſondern auch mit
der Staatswirthſchaft.

Der Wohlſtand der ſaͤchſiſchen Lande in den
damaligen Zeiten zeigte ſich einigermaßen durch
die Kleiderpracht, ge[ – 2 Zeichen fehlen]n welche die ſaͤchſiſchen
Fuͤrſten ſtets zu kaͤmpfen hatten, um ſie, ſo viel
es der Klugheit gemaͤß war, einzuſchraͤnken. t)

Der verderbliche dreyßigjaͤhrige Krieg machte
keine geringe Veraͤnderung in dem deutſchen Oe-
konomieweſen, viele Gegenden wurden durch Ver-
heerung die traurigſten Denkmaͤler von ihm, viele
Gewerbe wichen aus einem Lande in das andere,
und oͤfters mit ihnen die Bau und Erzielung der
zu denſelben erforderlichen Naturprodukte; ſo ver-
lor Pommern meiſt ſeinen gluͤcklichen Oekonomie-
zuſtand, viele Gewerbe, ſonderlich Manufakturen,
fluͤchteten ſich nach Sachſen und andern Gegen-
den. Um deſto mehr waren die deutſchen Fuͤr-
ſten genoͤthiget, darauf zu denken, die veroͤdeten
Laͤnder wieder anzubauen und zu bevoͤlkern, die
Gewerbe wieder in Gang zu bringen, und den

Nach-
t) Churfuͤrſt Auguſt klagt in verſchiedenen Geſetzen
und auch in ſeinen Polizeyverordnungen uͤber die
Pracht, und namentlich uͤber den pludrichen Ho-
ſenteufel; eben ſo uͤber den uͤbermaͤßigen Staat
der Frauenzimmer, daß ſie faſt uͤber zwey und
drey Jahr neue Pracht aufbraͤchten.
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[26/0052] de des ſechszehnten Jahrhunderts, weit mehrere Schriftſteller in der Oekonomie, als vorher fin- den. Faſt alle Gegenſtaͤnde und Theile derſelben fanden dergleichen. Man beſchaͤfftigte ſich nicht blos mit der Privatoͤkonomie, ſondern auch mit der Staatswirthſchaft. Der Wohlſtand der ſaͤchſiſchen Lande in den damaligen Zeiten zeigte ſich einigermaßen durch die Kleiderpracht, ge__n welche die ſaͤchſiſchen Fuͤrſten ſtets zu kaͤmpfen hatten, um ſie, ſo viel es der Klugheit gemaͤß war, einzuſchraͤnken. t) Der verderbliche dreyßigjaͤhrige Krieg machte keine geringe Veraͤnderung in dem deutſchen Oe- konomieweſen, viele Gegenden wurden durch Ver- heerung die traurigſten Denkmaͤler von ihm, viele Gewerbe wichen aus einem Lande in das andere, und oͤfters mit ihnen die Bau und Erzielung der zu denſelben erforderlichen Naturprodukte; ſo ver- lor Pommern meiſt ſeinen gluͤcklichen Oekonomie- zuſtand, viele Gewerbe, ſonderlich Manufakturen, fluͤchteten ſich nach Sachſen und andern Gegen- den. Um deſto mehr waren die deutſchen Fuͤr- ſten genoͤthiget, darauf zu denken, die veroͤdeten Laͤnder wieder anzubauen und zu bevoͤlkern, die Gewerbe wieder in Gang zu bringen, und den Nach- t) Churfuͤrſt Auguſt klagt in verſchiedenen Geſetzen und auch in ſeinen Polizeyverordnungen uͤber die Pracht, und namentlich uͤber den pludrichen Ho- ſenteufel; eben ſo uͤber den uͤbermaͤßigen Staat der Frauenzimmer, daß ſie faſt uͤber zwey und drey Jahr neue Pracht aufbraͤchten.

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/52>, abgerufen am 21.11.2024.