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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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und in der Pfalz und Bayern that man ein
gleiches.

So weit war man bis zu Anfange dieses
Jahrhunderts in Deutschland; als auf einmal
die Oekonomie den Lehrstuhl auf den deutschen
Universitäten bestieg, und unter die Universitäts-
wissenschaften aufgenommen wurde. Denn ob-
gleich schon mehr dergleichen Wünsche und Vor-
schläge von Morhof, Beckmann und Döhler im
siebenzehnten Jahrhunderte geschehen waren, die
Oekonomie öffentlich zu lehren,d) so war es doch
nicht so weit gekommen; vielleicht weil die Für-
sten die eigentliche Privatökonomie nicht mehr so
achteten, und die Cameral- und Staatswirth-
schaft zu sehr als Staatsgeheimnisse ansahen,
welche nicht öffentlich gelehrt werden dürften; und
weil man auch das Vorurtheil zu lebhaft hatte,
daß man die Oekonomie als eine praktische Wissen-
schaft blos der Erfahrung und Ausübung über-
lassen müßte, und nicht auf Grundsätze bringen
könne; vorzüglich aber auch, weil die Universitäten
noch zu sehr abgeneigt waren, eine Wissenschaft
auf ihren Lehrstühlen zu sehen, mit der sich der
Niedrige im Volk, der Landmann, beschäff-
tigte. e)

Endlich
d) S. des Hrn. von Rohr Haushaltungsbibliothek
C. I. §. 24.
e) v. Rohr, Thomasius, Dithmar und Zink haben
es in ihren Schriften angemerkt, wie die Gelehr-
ten des 17ten Jahrhunderts es zu vermeiden ge-
sucht, die Oekonomie wissenschaftlich zu behandeln,
in

und in der Pfalz und Bayern that man ein
gleiches.

So weit war man bis zu Anfange dieſes
Jahrhunderts in Deutſchland; als auf einmal
die Oekonomie den Lehrſtuhl auf den deutſchen
Univerſitaͤten beſtieg, und unter die Univerſitaͤts-
wiſſenſchaften aufgenommen wurde. Denn ob-
gleich ſchon mehr dergleichen Wuͤnſche und Vor-
ſchlaͤge von Morhof, Beckmann und Doͤhler im
ſiebenzehnten Jahrhunderte geſchehen waren, die
Oekonomie oͤffentlich zu lehren,d) ſo war es doch
nicht ſo weit gekommen; vielleicht weil die Fuͤr-
ſten die eigentliche Privatoͤkonomie nicht mehr ſo
achteten, und die Cameral- und Staatswirth-
ſchaft zu ſehr als Staatsgeheimniſſe anſahen,
welche nicht oͤffentlich gelehrt werden duͤrften; und
weil man auch das Vorurtheil zu lebhaft hatte,
daß man die Oekonomie als eine praktiſche Wiſſen-
ſchaft blos der Erfahrung und Ausuͤbung uͤber-
laſſen muͤßte, und nicht auf Grundſaͤtze bringen
koͤnne; vorzuͤglich aber auch, weil die Univerſitaͤten
noch zu ſehr abgeneigt waren, eine Wiſſenſchaft
auf ihren Lehrſtuͤhlen zu ſehen, mit der ſich der
Niedrige im Volk, der Landmann, beſchaͤff-
tigte. e)

Endlich
d) S. des Hrn. von Rohr Haushaltungsbibliothek
C. I. §. 24.
e) v. Rohr, Thomaſius, Dithmar und Zink haben
es in ihren Schriften angemerkt, wie die Gelehr-
ten des 17ten Jahrhunderts es zu vermeiden ge-
ſucht, die Oekonomie wiſſenſchaftlich zu behandeln,
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[34/0060] und in der Pfalz und Bayern that man ein gleiches. So weit war man bis zu Anfange dieſes Jahrhunderts in Deutſchland; als auf einmal die Oekonomie den Lehrſtuhl auf den deutſchen Univerſitaͤten beſtieg, und unter die Univerſitaͤts- wiſſenſchaften aufgenommen wurde. Denn ob- gleich ſchon mehr dergleichen Wuͤnſche und Vor- ſchlaͤge von Morhof, Beckmann und Doͤhler im ſiebenzehnten Jahrhunderte geſchehen waren, die Oekonomie oͤffentlich zu lehren, d) ſo war es doch nicht ſo weit gekommen; vielleicht weil die Fuͤr- ſten die eigentliche Privatoͤkonomie nicht mehr ſo achteten, und die Cameral- und Staatswirth- ſchaft zu ſehr als Staatsgeheimniſſe anſahen, welche nicht oͤffentlich gelehrt werden duͤrften; und weil man auch das Vorurtheil zu lebhaft hatte, daß man die Oekonomie als eine praktiſche Wiſſen- ſchaft blos der Erfahrung und Ausuͤbung uͤber- laſſen muͤßte, und nicht auf Grundſaͤtze bringen koͤnne; vorzuͤglich aber auch, weil die Univerſitaͤten noch zu ſehr abgeneigt waren, eine Wiſſenſchaft auf ihren Lehrſtuͤhlen zu ſehen, mit der ſich der Niedrige im Volk, der Landmann, beſchaͤff- tigte. e) Endlich d) S. des Hrn. von Rohr Haushaltungsbibliothek C. I. §. 24. e) v. Rohr, Thomaſius, Dithmar und Zink haben es in ihren Schriften angemerkt, wie die Gelehr- ten des 17ten Jahrhunderts es zu vermeiden ge- ſucht, die Oekonomie wiſſenſchaftlich zu behandeln, in

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/60>, abgerufen am 21.11.2024.