Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Beete, worinnen man sie einschränkte, zu
verwerfen. Herr Hirschfeld giebt hierinnen
den Gartengemälden mit Blumen vorzüg-
liche Regeln. Man merke vornehmlich, sagt
er im zweyten Theile seiner Theorie z), auf die
Gewächse, die gleichzeitig hervorkommen, und
wenn man frühere oder spätre mit ihnen ver-
bindet, so überlege man vorher, welche Wir-
kung der Unterschied der Staudenstämme oder
ersten emporkeimenden oder ausschlagenden
Blätter, Knospen und Blüten, mit den in
voller Flor stehenden hervorbringen. Was ran-
kig wächst, unbedeutende Farben hat, rauch
und dürftig an Blättern ist, schickt sich nicht
wohl zur Blumenmalerey. Die feinsten und
lieblichsten Farben müssen dem Auge am nä-
hesten seyn, die stärkern und leuchtenden mehr
in der Ferne. Man steige vom Weißen zum
Strohgelben, vom Fleischfarbigen zum Ro-
senrothen, vom Violetten zum dunkeln Blau,
vom Goldgelben zum Purpurrothen, so wie
man von ganz niedrigen Stauden, von Stu-
fe zu Stufe, bis zu den höchsten steigt. Das
Graue, Braune oder Grüne der Stämme, die
Verschiedenheit der Grüne der Blätter, die
Formen und Lagen, sowohl von diesen als
von den Blumen selbst, alles dieses muß in
Betrachtung gezogen werden. Die Ueber-
gänge gefallen, wenn sie nicht plötzlich, son-

dern
z) p. 79.
G 2

Beete, worinnen man ſie einſchraͤnkte, zu
verwerfen. Herr Hirſchfeld giebt hierinnen
den Gartengemaͤlden mit Blumen vorzuͤg-
liche Regeln. Man merke vornehmlich, ſagt
er im zweyten Theile ſeiner Theorie z), auf die
Gewaͤchſe, die gleichzeitig hervorkommen, und
wenn man fruͤhere oder ſpaͤtre mit ihnen ver-
bindet, ſo uͤberlege man vorher, welche Wir-
kung der Unterſchied der Staudenſtaͤmme oder
erſten emporkeimenden oder ausſchlagenden
Blaͤtter, Knoſpen und Bluͤten, mit den in
voller Flor ſtehenden hervorbringen. Was ran-
kig waͤchſt, unbedeutende Farben hat, rauch
und duͤrftig an Blaͤttern iſt, ſchickt ſich nicht
wohl zur Blumenmalerey. Die feinſten und
lieblichſten Farben muͤſſen dem Auge am naͤ-
heſten ſeyn, die ſtaͤrkern und leuchtenden mehr
in der Ferne. Man ſteige vom Weißen zum
Strohgelben, vom Fleiſchfarbigen zum Ro-
ſenrothen, vom Violetten zum dunkeln Blau,
vom Goldgelben zum Purpurrothen, ſo wie
man von ganz niedrigen Stauden, von Stu-
fe zu Stufe, bis zu den hoͤchſten ſteigt. Das
Graue, Braune oder Gruͤne der Staͤmme, die
Verſchiedenheit der Gruͤne der Blaͤtter, die
Formen und Lagen, ſowohl von dieſen als
von den Blumen ſelbſt, alles dieſes muß in
Betrachtung gezogen werden. Die Ueber-
gaͤnge gefallen, wenn ſie nicht ploͤtzlich, ſon-

dern
z) p. 79.
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="99"/>
Beete, worinnen man &#x017F;ie ein&#x017F;chra&#x0364;nkte, zu<lb/>
verwerfen. Herr Hir&#x017F;chfeld giebt hierinnen<lb/>
den Gartengema&#x0364;lden mit Blumen vorzu&#x0364;g-<lb/>
liche Regeln. Man merke vornehmlich, &#x017F;agt<lb/>
er im zweyten Theile &#x017F;einer Theorie <note place="foot" n="z)"><hi rendition="#aq">p. 79.</hi></note>, auf die<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, die gleichzeitig hervorkommen, und<lb/>
wenn man fru&#x0364;here oder &#x017F;pa&#x0364;tre mit ihnen ver-<lb/>
bindet, &#x017F;o u&#x0364;berlege man vorher, welche Wir-<lb/>
kung der Unter&#x017F;chied der Stauden&#x017F;ta&#x0364;mme oder<lb/>
er&#x017F;ten emporkeimenden oder aus&#x017F;chlagenden<lb/>
Bla&#x0364;tter, Kno&#x017F;pen und Blu&#x0364;ten, mit den in<lb/>
voller Flor &#x017F;tehenden hervorbringen. Was ran-<lb/>
kig wa&#x0364;ch&#x017F;t, unbedeutende Farben hat, rauch<lb/>
und du&#x0364;rftig an Bla&#x0364;ttern i&#x017F;t, &#x017F;chickt &#x017F;ich nicht<lb/>
wohl zur Blumenmalerey. Die fein&#x017F;ten und<lb/>
lieblich&#x017F;ten Farben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dem Auge am na&#x0364;-<lb/>
he&#x017F;ten &#x017F;eyn, die &#x017F;ta&#x0364;rkern und leuchtenden mehr<lb/>
in der Ferne. Man &#x017F;teige vom Weißen zum<lb/>
Strohgelben, vom Flei&#x017F;chfarbigen zum Ro-<lb/>
&#x017F;enrothen, vom Violetten zum dunkeln Blau,<lb/>
vom Goldgelben zum Purpurrothen, &#x017F;o wie<lb/>
man von ganz niedrigen Stauden, von Stu-<lb/>
fe zu Stufe, bis zu den ho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;teigt. Das<lb/>
Graue, Braune oder Gru&#x0364;ne der Sta&#x0364;mme, die<lb/>
Ver&#x017F;chiedenheit der Gru&#x0364;ne der Bla&#x0364;tter, die<lb/>
Formen und Lagen, &#x017F;owohl von die&#x017F;en als<lb/>
von den Blumen &#x017F;elb&#x017F;t, alles die&#x017F;es muß in<lb/>
Betrachtung gezogen werden. Die Ueber-<lb/>
ga&#x0364;nge gefallen, wenn &#x017F;ie nicht plo&#x0364;tzlich, &#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0109] Beete, worinnen man ſie einſchraͤnkte, zu verwerfen. Herr Hirſchfeld giebt hierinnen den Gartengemaͤlden mit Blumen vorzuͤg- liche Regeln. Man merke vornehmlich, ſagt er im zweyten Theile ſeiner Theorie z), auf die Gewaͤchſe, die gleichzeitig hervorkommen, und wenn man fruͤhere oder ſpaͤtre mit ihnen ver- bindet, ſo uͤberlege man vorher, welche Wir- kung der Unterſchied der Staudenſtaͤmme oder erſten emporkeimenden oder ausſchlagenden Blaͤtter, Knoſpen und Bluͤten, mit den in voller Flor ſtehenden hervorbringen. Was ran- kig waͤchſt, unbedeutende Farben hat, rauch und duͤrftig an Blaͤttern iſt, ſchickt ſich nicht wohl zur Blumenmalerey. Die feinſten und lieblichſten Farben muͤſſen dem Auge am naͤ- heſten ſeyn, die ſtaͤrkern und leuchtenden mehr in der Ferne. Man ſteige vom Weißen zum Strohgelben, vom Fleiſchfarbigen zum Ro- ſenrothen, vom Violetten zum dunkeln Blau, vom Goldgelben zum Purpurrothen, ſo wie man von ganz niedrigen Stauden, von Stu- fe zu Stufe, bis zu den hoͤchſten ſteigt. Das Graue, Braune oder Gruͤne der Staͤmme, die Verſchiedenheit der Gruͤne der Blaͤtter, die Formen und Lagen, ſowohl von dieſen als von den Blumen ſelbſt, alles dieſes muß in Betrachtung gezogen werden. Die Ueber- gaͤnge gefallen, wenn ſie nicht ploͤtzlich, ſon- dern z) p. 79. G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/109
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/109>, abgerufen am 27.11.2024.