Desiderius Corbianus, der ihn 1573 anleg- te, folgende Verordnung: "Insonderheit Vns allhier hinter unserm Schloß im Thiergarten einen newen Lustgarten, dar- aus wir allerley Vnser Küchennothdurft haben mögen, mit allen müglichen Vnndt besondern Fleiß zu erbauen und zuzurichten." Es wurde dieser Garten 1645 von Hanf erneuert, und 1652 von Mein- hardt vergrößert. Außer diesem aber war ein zweyter Hauptcharakter des Deutschen, vor- züglich des künstlichen Gartenbaues die steife Mathematik, welches sowohl aus den ältern deutschen Schriftstellern von dem Gartenbau, als auch aus einigen Gartenbeschreibungen der damaligen Zeiten, so wie aus den Anordnun- gen und Anstalten der deutschen Fürsten bey ihren Lustgärten, erhellet.
Die mathematischen Figuren in den ältern oder nach altem Geschmacke angelegten Gärten der Deutschen sind die besten Beweise zu dem Satze: daß steife mathematische Abmessungen ein Kennzeichen des alten deutschen Gartenge- schmacks sind. Es hat sich derselbe noch in dem deutschen Parterre oder Luststücken erhal- ten, welche mit Buxus eingefaßt sind, und aus allerley mathematischen Figuren und pa- rallelen Gängen bestehen, welche mit Blumen besetzt sind.
Man ahmte dieselben auch in auswärti- gen Ländern nach, und in den italiänischen
Gär-
A 3
Deſiderius Corbianus, der ihn 1573 anleg- te, folgende Verordnung: „Inſonderheit Vns allhier hinter unſerm Schloß im Thiergarten einen newen Luſtgarten, dar- aus wir allerley Vnſer Kuͤchennothdurft haben moͤgen, mit allen muͤglichen Vnndt beſondern Fleiß zu erbauen und zuzurichten.“ Es wurde dieſer Garten 1645 von Hanf erneuert, und 1652 von Mein- hardt vergroͤßert. Außer dieſem aber war ein zweyter Hauptcharakter des Deutſchen, vor- zuͤglich des kuͤnſtlichen Gartenbaues die ſteife Mathematik, welches ſowohl aus den aͤltern deutſchen Schriftſtellern von dem Gartenbau, als auch aus einigen Gartenbeſchreibungen der damaligen Zeiten, ſo wie aus den Anordnun- gen und Anſtalten der deutſchen Fuͤrſten bey ihren Luſtgaͤrten, erhellet.
Die mathematiſchen Figuren in den aͤltern oder nach altem Geſchmacke angelegten Gaͤrten der Deutſchen ſind die beſten Beweiſe zu dem Satze: daß ſteife mathematiſche Abmeſſungen ein Kennzeichen des alten deutſchen Gartenge- ſchmacks ſind. Es hat ſich derſelbe noch in dem deutſchen Parterre oder Luſtſtuͤcken erhal- ten, welche mit Buxus eingefaßt ſind, und aus allerley mathematiſchen Figuren und pa- rallelen Gaͤngen beſtehen, welche mit Blumen beſetzt ſind.
Man ahmte dieſelben auch in auswaͤrti- gen Laͤndern nach, und in den italiaͤniſchen
Gaͤr-
A 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0015"n="5"/>
Deſiderius Corbianus, der ihn 1573 anleg-<lb/>
te, folgende Verordnung: „<hirendition="#fr">Inſonderheit<lb/>
Vns allhier hinter unſerm Schloß im<lb/>
Thiergarten einen newen Luſtgarten, dar-<lb/>
aus wir allerley Vnſer Kuͤchennothdurft<lb/>
haben moͤgen, mit allen muͤglichen<lb/>
Vnndt beſondern Fleiß zu erbauen und<lb/>
zuzurichten</hi>.“ Es wurde dieſer Garten 1645<lb/>
von Hanf erneuert, und 1652 von Mein-<lb/>
hardt vergroͤßert. Außer dieſem aber war ein<lb/>
zweyter Hauptcharakter des Deutſchen, vor-<lb/>
zuͤglich des kuͤnſtlichen Gartenbaues die ſteife<lb/>
Mathematik, welches ſowohl aus den aͤltern<lb/>
deutſchen Schriftſtellern von dem Gartenbau,<lb/>
als auch aus einigen Gartenbeſchreibungen der<lb/>
damaligen Zeiten, ſo wie aus den Anordnun-<lb/>
gen und Anſtalten der deutſchen Fuͤrſten bey<lb/>
ihren Luſtgaͤrten, erhellet.</p><lb/><p>Die mathematiſchen Figuren in den aͤltern<lb/>
oder nach altem Geſchmacke angelegten Gaͤrten<lb/>
der Deutſchen ſind die beſten Beweiſe zu dem<lb/>
Satze: daß ſteife mathematiſche Abmeſſungen<lb/>
ein Kennzeichen des alten deutſchen Gartenge-<lb/>ſchmacks ſind. Es hat ſich derſelbe noch in<lb/>
dem deutſchen Parterre oder Luſtſtuͤcken erhal-<lb/>
ten, welche mit Buxus eingefaßt ſind, und<lb/>
aus allerley mathematiſchen Figuren und pa-<lb/>
rallelen Gaͤngen beſtehen, welche mit Blumen<lb/>
beſetzt ſind.</p><lb/><p>Man ahmte dieſelben auch in auswaͤrti-<lb/>
gen Laͤndern nach, und in den <choice><sic>italiaͤniſcheu</sic><corr>italiaͤniſchen</corr></choice><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Gaͤr-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[5/0015]
Deſiderius Corbianus, der ihn 1573 anleg-
te, folgende Verordnung: „Inſonderheit
Vns allhier hinter unſerm Schloß im
Thiergarten einen newen Luſtgarten, dar-
aus wir allerley Vnſer Kuͤchennothdurft
haben moͤgen, mit allen muͤglichen
Vnndt beſondern Fleiß zu erbauen und
zuzurichten.“ Es wurde dieſer Garten 1645
von Hanf erneuert, und 1652 von Mein-
hardt vergroͤßert. Außer dieſem aber war ein
zweyter Hauptcharakter des Deutſchen, vor-
zuͤglich des kuͤnſtlichen Gartenbaues die ſteife
Mathematik, welches ſowohl aus den aͤltern
deutſchen Schriftſtellern von dem Gartenbau,
als auch aus einigen Gartenbeſchreibungen der
damaligen Zeiten, ſo wie aus den Anordnun-
gen und Anſtalten der deutſchen Fuͤrſten bey
ihren Luſtgaͤrten, erhellet.
Die mathematiſchen Figuren in den aͤltern
oder nach altem Geſchmacke angelegten Gaͤrten
der Deutſchen ſind die beſten Beweiſe zu dem
Satze: daß ſteife mathematiſche Abmeſſungen
ein Kennzeichen des alten deutſchen Gartenge-
ſchmacks ſind. Es hat ſich derſelbe noch in
dem deutſchen Parterre oder Luſtſtuͤcken erhal-
ten, welche mit Buxus eingefaßt ſind, und
aus allerley mathematiſchen Figuren und pa-
rallelen Gaͤngen beſtehen, welche mit Blumen
beſetzt ſind.
Man ahmte dieſelben auch in auswaͤrti-
gen Laͤndern nach, und in den italiaͤniſchen
Gaͤr-
A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/15>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.