könnten; nur müssen sie alsdenn nicht so entfernt von unsren Sitten und Religion seyn. Wir sind nach unserer Religion nicht gewohnt, Göt- ter auf Erden zu sehen; könnten nicht Grup- pen ländlicher Scenen, Schnitter, Mäher, Thiere, zuweilen in unsern Gärten an schick- lichen Plätzen stehen, die letztern z. B. auf grünen Rasenplätzen? Ein neuer Vortheil der Statüen in Gärten ist auch die Beförde- rung der Kunst. Zwar wird man sagen, sind nicht dazu die Gallerien? kann man dazu nicht andere Plätze wählen? Allein nur wenig Pri- vatmänner sind vermögend, Gallerien anzule- gen, aber einzelne Statüen für einen Garten bestimmen, dieses können weit mehrere; und ist es nicht vortheilhaft, wenn, ohne Beleidi- gung der Gartenkunst, auch hier der gute Ge- schmack auf eine angenehme Art befördert wer- den kann?
Ein zweyter Punkt, von dem ich mich nicht entsinne, daß ihn ein Schriftsteller näher un- tersucht, um ihn mit Gründen, die vor dem Richterstuhl der Natur und des Geschmacks gültig scheinen, zu vertheidigen, sind die Ver- zierungen mit bunten Glaskugeln, oder Stü- cken, ingleichen mit Mineralien und Conchi- lien. Unstreitig ist der Thau, der auf einer Gegend wiederschimmert, einer der glänzendsten Anblicke in der Natur. Wenn wir nun die- sen bunten Putz als das Mittel ansehen, wel- ches uns die prächtige Scene der bethaueten
Gefilde
koͤnnten; nur muͤſſen ſie alsdenn nicht ſo entfernt von unſren Sitten und Religion ſeyn. Wir ſind nach unſerer Religion nicht gewohnt, Goͤt- ter auf Erden zu ſehen; koͤnnten nicht Grup- pen laͤndlicher Scenen, Schnitter, Maͤher, Thiere, zuweilen in unſern Gaͤrten an ſchick- lichen Plaͤtzen ſtehen, die letztern z. B. auf gruͤnen Raſenplaͤtzen? Ein neuer Vortheil der Statuͤen in Gaͤrten iſt auch die Befoͤrde- rung der Kunſt. Zwar wird man ſagen, ſind nicht dazu die Gallerien? kann man dazu nicht andere Plaͤtze waͤhlen? Allein nur wenig Pri- vatmaͤnner ſind vermoͤgend, Gallerien anzule- gen, aber einzelne Statuͤen fuͤr einen Garten beſtimmen, dieſes koͤnnen weit mehrere; und iſt es nicht vortheilhaft, wenn, ohne Beleidi- gung der Gartenkunſt, auch hier der gute Ge- ſchmack auf eine angenehme Art befoͤrdert wer- den kann?
Ein zweyter Punkt, von dem ich mich nicht entſinne, daß ihn ein Schriftſteller naͤher un- terſucht, um ihn mit Gruͤnden, die vor dem Richterſtuhl der Natur und des Geſchmacks guͤltig ſcheinen, zu vertheidigen, ſind die Ver- zierungen mit bunten Glaskugeln, oder Stuͤ- cken, ingleichen mit Mineralien und Conchi- lien. Unſtreitig iſt der Thau, der auf einer Gegend wiederſchimmert, einer der glaͤnzendſten Anblicke in der Natur. Wenn wir nun die- ſen bunten Putz als das Mittel anſehen, wel- ches uns die praͤchtige Scene der bethaueten
Gefilde
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koͤnnten; nur muͤſſen ſie alsdenn nicht ſo entfernt
von unſren Sitten und Religion ſeyn. Wir
ſind nach unſerer Religion nicht gewohnt, Goͤt-
ter auf Erden zu ſehen; koͤnnten nicht Grup-
pen laͤndlicher Scenen, Schnitter, Maͤher,
Thiere, zuweilen in unſern Gaͤrten an ſchick-
lichen Plaͤtzen ſtehen, die letztern z. B. auf
gruͤnen Raſenplaͤtzen? Ein neuer Vortheil
der Statuͤen in Gaͤrten iſt auch die Befoͤrde-
rung der Kunſt. Zwar wird man ſagen, ſind
nicht dazu die Gallerien? kann man dazu nicht
andere Plaͤtze waͤhlen? Allein nur wenig Pri-
vatmaͤnner ſind vermoͤgend, Gallerien anzule-
gen, aber einzelne Statuͤen fuͤr einen Garten
beſtimmen, dieſes koͤnnen weit mehrere; und
iſt es nicht vortheilhaft, wenn, ohne Beleidi-
gung der Gartenkunſt, auch hier der gute Ge-
ſchmack auf eine angenehme Art befoͤrdert wer-
den kann?
Ein zweyter Punkt, von dem ich mich nicht
entſinne, daß ihn ein Schriftſteller naͤher un-
terſucht, um ihn mit Gruͤnden, die vor dem
Richterſtuhl der Natur und des Geſchmacks
guͤltig ſcheinen, zu vertheidigen, ſind die Ver-
zierungen mit bunten Glaskugeln, oder Stuͤ-
cken, ingleichen mit Mineralien und Conchi-
lien. Unſtreitig iſt der Thau, der auf einer
Gegend wiederſchimmert, einer der glaͤnzendſten
Anblicke in der Natur. Wenn wir nun die-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/152>, abgerufen am 04.12.2024.
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