angehalten, die Düngung zu liefern. Der Weinschnitt wird ihnen genau vorgeschrieben: sie sollen kurz nach Lichtmeß anfangen, und wenn der Stock in gutem Acker stehet und stark ist, zwey Bogen, drey oder vier Kno- ten, ist er aber nicht stark und im sandigen Acker, einen Bogen, zwey oder drey Knoten ausschneiden. Aus dem sechsten Artikel ersie- het man, daß man vornehmlich groß-Fränki- schen, Traminer, Elbinger Klebroth gebauet, welche, wie es daselbst heißt, dieser Ort Lan- des am besten reif werden; sie werden ange- wiesen, immer dergleichen Fexer von den be- sten Stöcken in Vorrath zu haben, und ohne Vorwissen des Amtmanns nicht dergleichen an Jemand abzulassen. Um Fastnachten muß- ten sie die Berge von den Wasserwurzeln räu- men, und den Mist um die Stöcke lüften, darnach die Pfähle stecken, anbinden, die er- ste Hacke geben, und nach Pfingsten die erste Hefte; sodann ausbrechen, zum zweytenmal hacken, nochmals ausbrechen, die dritte Ha- cke geben; so werden auch die übrigen Geschäf- te sorgfältig angegeben, und dabey immer mit auf den Columella und Palladius verwiesen. Coler erwähnt noch vieler andern Weinarten der damaligen Zeiten: so nennt er den Croß- ner und Gubenschen Wein, den Fürstenber- gischen, welchen die Kaiser selbst in Diplo- men gerühmt, Brandenburgischen, sonder- lich zu Wusterhausen auf den Gütern des Hrn.
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angehalten, die Duͤngung zu liefern. Der Weinſchnitt wird ihnen genau vorgeſchrieben: ſie ſollen kurz nach Lichtmeß anfangen, und wenn der Stock in gutem Acker ſtehet und ſtark iſt, zwey Bogen, drey oder vier Kno- ten, iſt er aber nicht ſtark und im ſandigen Acker, einen Bogen, zwey oder drey Knoten ausſchneiden. Aus dem ſechſten Artikel erſie- het man, daß man vornehmlich groß-Fraͤnki- ſchen, Traminer, Elbinger Klebroth gebauet, welche, wie es daſelbſt heißt, dieſer Ort Lan- des am beſten reif werden; ſie werden ange- wieſen, immer dergleichen Fexer von den be- ſten Stoͤcken in Vorrath zu haben, und ohne Vorwiſſen des Amtmanns nicht dergleichen an Jemand abzulaſſen. Um Faſtnachten muß- ten ſie die Berge von den Waſſerwurzeln raͤu- men, und den Miſt um die Stoͤcke luͤften, darnach die Pfaͤhle ſtecken, anbinden, die er- ſte Hacke geben, und nach Pfingſten die erſte Hefte; ſodann ausbrechen, zum zweytenmal hacken, nochmals ausbrechen, die dritte Ha- cke geben; ſo werden auch die uͤbrigen Geſchaͤf- te ſorgfaͤltig angegeben, und dabey immer mit auf den Columella und Palladius verwieſen. Coler erwaͤhnt noch vieler andern Weinarten der damaligen Zeiten: ſo nennt er den Croß- ner und Gubenſchen Wein, den Fuͤrſtenber- giſchen, welchen die Kaiſer ſelbſt in Diplo- men geruͤhmt, Brandenburgiſchen, ſonder- lich zu Wuſterhauſen auf den Guͤtern des Hrn.
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angehalten, die Duͤngung zu liefern. Der
Weinſchnitt wird ihnen genau vorgeſchrieben:
ſie ſollen kurz nach Lichtmeß anfangen, und
wenn der Stock in gutem Acker ſtehet und
ſtark iſt, zwey Bogen, drey oder vier Kno-
ten, iſt er aber nicht ſtark und im ſandigen
Acker, einen Bogen, zwey oder drey Knoten
ausſchneiden. Aus dem ſechſten Artikel erſie-
het man, daß man vornehmlich groß-Fraͤnki-
ſchen, Traminer, Elbinger Klebroth gebauet,
welche, wie es daſelbſt heißt, dieſer Ort Lan-
des am beſten reif werden; ſie werden ange-
wieſen, immer dergleichen Fexer von den be-
ſten Stoͤcken in Vorrath zu haben, und ohne
Vorwiſſen des Amtmanns nicht dergleichen
an Jemand abzulaſſen. Um Faſtnachten muß-
ten ſie die Berge von den Waſſerwurzeln raͤu-
men, und den Miſt um die Stoͤcke luͤften,
darnach die Pfaͤhle ſtecken, anbinden, die er-
ſte Hacke geben, und nach Pfingſten die erſte
Hefte; ſodann ausbrechen, zum zweytenmal
hacken, nochmals ausbrechen, die dritte Ha-
cke geben; ſo werden auch die uͤbrigen Geſchaͤf-
te ſorgfaͤltig angegeben, und dabey immer mit
auf den Columella und Palladius verwieſen.
Coler erwaͤhnt noch vieler andern Weinarten
der damaligen Zeiten: ſo nennt er den Croß-
ner und Gubenſchen Wein, den Fuͤrſtenber-
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men geruͤhmt, Brandenburgiſchen, ſonder-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/170>, abgerufen am 30.11.2024.
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