pfropfen ist am leichtesten bey jungem Holze, und am besten in Rebschulen zu gebrauchen. Auch hier darf das Reiß nur zwey Augen ha- ben. Das Pfropfen des Weins überhaupt, das schon vor 2000 Jahren die Römer kann- ken, und welches sich in einigen Orten von die- ser Zeit her scheint erhalten zu haben, ist erst in unsern Zeiten allgemein wieder angewendet worden. Es ist in Frankreich, in Burgund und Champagne, nach dem Bericht des Hrn. von Haller, in der Schweiz, und nach Hrn. Hiltebrand in Italien, Ungarn und einigen Orten Oestreichs gewöhnlich. So ist zu Ens- feld nahe bey Wien, ein ganzer also behandel- ter Weingarten. Einer der größten Vorthei- le dabey ist, daß man im dritten Jahre schon Früchte, und im vierten den Stock voll Trau- ben hat. Man kann hierdurch schlechte un- fruchtbare Stöcke verbessern, nach Gefallen in seinen Weinberg verschiedene Sorten brin- gen, in einem Beete einerley Arten pflanzen, ohne die alten Stöcke auszuhauen, und von einem einzigen Stocke viele dieser Art bekom- men, und in kurzer Zeit ansehnliche Weinber- ge erhalten. So erzählt Columella, daß er von einem einzigen Weinstock seines Freundes des Publius Silvinus, der vitis praecox oder Morillon noir war, zwey römische Juchart auf deren jedes man 3000 bis 4000 Stöcke rechnete, in zwey Jahren gepfropft. Die Waldenser versuchten das Pfropfen der Wein-
stöcke
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pfropfen iſt am leichteſten bey jungem Holze, und am beſten in Rebſchulen zu gebrauchen. Auch hier darf das Reiß nur zwey Augen ha- ben. Das Pfropfen des Weins uͤberhaupt, das ſchon vor 2000 Jahren die Roͤmer kann- ken, und welches ſich in einigen Orten von die- ſer Zeit her ſcheint erhalten zu haben, iſt erſt in unſern Zeiten allgemein wieder angewendet worden. Es iſt in Frankreich, in Burgund und Champagne, nach dem Bericht des Hrn. von Haller, in der Schweiz, und nach Hrn. Hiltebrand in Italien, Ungarn und einigen Orten Oeſtreichs gewoͤhnlich. So iſt zu Ens- feld nahe bey Wien, ein ganzer alſo behandel- ter Weingarten. Einer der groͤßten Vorthei- le dabey iſt, daß man im dritten Jahre ſchon Fruͤchte, und im vierten den Stock voll Trau- ben hat. Man kann hierdurch ſchlechte un- fruchtbare Stoͤcke verbeſſern, nach Gefallen in ſeinen Weinberg verſchiedene Sorten brin- gen, in einem Beete einerley Arten pflanzen, ohne die alten Stoͤcke auszuhauen, und von einem einzigen Stocke viele dieſer Art bekom- men, und in kurzer Zeit anſehnliche Weinber- ge erhalten. So erzaͤhlt Columella, daß er von einem einzigen Weinſtock ſeines Freundes des Publius Silvinus, der vitis praecox oder Morillon noir war, zwey roͤmiſche Juchart auf deren jedes man 3000 bis 4000 Stoͤcke rechnete, in zwey Jahren gepfropft. Die Waldenſer verſuchten das Pfropfen der Wein-
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pfropfen iſt am leichteſten bey jungem Holze,
und am beſten in Rebſchulen zu gebrauchen.
Auch hier darf das Reiß nur zwey Augen ha-
ben. Das Pfropfen des Weins uͤberhaupt,
das ſchon vor 2000 Jahren die Roͤmer kann-
ken, und welches ſich in einigen Orten von die-
ſer Zeit her ſcheint erhalten zu haben, iſt erſt
in unſern Zeiten allgemein wieder angewendet
worden. Es iſt in Frankreich, in Burgund
und Champagne, nach dem Bericht des Hrn.
von Haller, in der Schweiz, und nach Hrn.
Hiltebrand in Italien, Ungarn und einigen
Orten Oeſtreichs gewoͤhnlich. So iſt zu Ens-
feld nahe bey Wien, ein ganzer alſo behandel-
ter Weingarten. Einer der groͤßten Vorthei-
le dabey iſt, daß man im dritten Jahre ſchon
Fruͤchte, und im vierten den Stock voll Trau-
ben hat. Man kann hierdurch ſchlechte un-
fruchtbare Stoͤcke verbeſſern, nach Gefallen
in ſeinen Weinberg verſchiedene Sorten brin-
gen, in einem Beete einerley Arten pflanzen,
ohne die alten Stoͤcke auszuhauen, und von
einem einzigen Stocke viele dieſer Art bekom-
men, und in kurzer Zeit anſehnliche Weinber-
ge erhalten. So erzaͤhlt Columella, daß er
von einem einzigen Weinſtock ſeines Freundes
des Publius Silvinus, der vitis praecox oder
Morillon noir war, zwey roͤmiſche Juchart
auf deren jedes man 3000 bis 4000 Stoͤcke
rechnete, in zwey Jahren gepfropft. Die
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/193>, abgerufen am 27.11.2024.
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