zu verjüngen und die leeren Plätze in denselben mit Stöcken zu besetzen. Er fand hiezu als das beste Mittel das sogenannte Einlegen des Stocks in die Erde. Man gräbt den Stock bis auf die unterste in die Tiefe hinabgehende Stech- oder Herzwurzel auf, und versenkt ihn so tief, daß von dessen Reben nur ein bis drey Frucht- augen oben heraus stehen.
Man kann in den Spalt pfropfen, in das alte und junge Holz des Stocks; am besten fand man es, wenn der gepfropfte Theil sogleich un- ter die Erde kommt. Einige Waldenser im Würtenbergischen brachten von Neuschatell aus das Pfropfen der Weinstöcke in die Stan- ge, den Fuß- und Wurzelstamm einen halben Schuh tief unter die Erde nach Würtenberg; sie versuchten es mit Glück, und erhielten Nachfolger. Allein man setzte es nicht fort, weil beym Hacken einige unvorsichtige Arbei- ter starke Erdschollen losbrachen, und, indem sie an das Pfropfreiß anfielen, dasselbige ver- rückten und abstießen, daß die Arbeit vergeb- lich war.
In allzuhartem und steinigtem Boden ist das Verjüngen schwer, und eben so, wenn die Stöcke zu enge beysammen stehen. Man muß vorzüglich verhüten, daß der alte Stock beym Aufgraben und Niederlegen an seiner Haupt- wurzel nicht beschädiget, noch von ihr abge- rissen wird, daß keine Ruthe, die man auf dem Grunde des Grabens fort-, und an der
Wand
zu verjuͤngen und die leeren Plaͤtze in denſelben mit Stoͤcken zu beſetzen. Er fand hiezu als das beſte Mittel das ſogenannte Einlegen des Stocks in die Erde. Man graͤbt den Stock bis auf die unterſte in die Tiefe hinabgehende Stech- oder Herzwurzel auf, und verſenkt ihn ſo tief, daß von deſſen Reben nur ein bis drey Frucht- augen oben heraus ſtehen.
Man kann in den Spalt pfropfen, in das alte und junge Holz des Stocks; am beſten fand man es, wenn der gepfropfte Theil ſogleich un- ter die Erde kommt. Einige Waldenſer im Wuͤrtenbergiſchen brachten von Neuſchatell aus das Pfropfen der Weinſtoͤcke in die Stan- ge, den Fuß- und Wurzelſtamm einen halben Schuh tief unter die Erde nach Wuͤrtenberg; ſie verſuchten es mit Gluͤck, und erhielten Nachfolger. Allein man ſetzte es nicht fort, weil beym Hacken einige unvorſichtige Arbei- ter ſtarke Erdſchollen losbrachen, und, indem ſie an das Pfropfreiß anfielen, daſſelbige ver- ruͤckten und abſtießen, daß die Arbeit vergeb- lich war.
In allzuhartem und ſteinigtem Boden iſt das Verjuͤngen ſchwer, und eben ſo, wenn die Stoͤcke zu enge beyſammen ſtehen. Man muß vorzuͤglich verhuͤten, daß der alte Stock beym Aufgraben und Niederlegen an ſeiner Haupt- wurzel nicht beſchaͤdiget, noch von ihr abge- riſſen wird, daß keine Ruthe, die man auf dem Grunde des Grabens fort-, und an der
Wand
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zu verjuͤngen und die leeren Plaͤtze in denſelben
mit Stoͤcken zu beſetzen. Er fand hiezu als das
beſte Mittel das ſogenannte Einlegen des Stocks
in die Erde. Man graͤbt den Stock bis auf
die unterſte in die Tiefe hinabgehende Stech-
oder Herzwurzel auf, und verſenkt ihn ſo tief,
daß von deſſen Reben nur ein bis drey Frucht-
augen oben heraus ſtehen.
Man kann in den Spalt pfropfen, in das
alte und junge Holz des Stocks; am beſten fand
man es, wenn der gepfropfte Theil ſogleich un-
ter die Erde kommt. Einige Waldenſer im
Wuͤrtenbergiſchen brachten von Neuſchatell
aus das Pfropfen der Weinſtoͤcke in die Stan-
ge, den Fuß- und Wurzelſtamm einen halben
Schuh tief unter die Erde nach Wuͤrtenberg;
ſie verſuchten es mit Gluͤck, und erhielten
Nachfolger. Allein man ſetzte es nicht fort,
weil beym Hacken einige unvorſichtige Arbei-
ter ſtarke Erdſchollen losbrachen, und, indem
ſie an das Pfropfreiß anfielen, daſſelbige ver-
ruͤckten und abſtießen, daß die Arbeit vergeb-
lich war.
In allzuhartem und ſteinigtem Boden iſt
das Verjuͤngen ſchwer, und eben ſo, wenn die
Stoͤcke zu enge beyſammen ſtehen. Man muß
vorzuͤglich verhuͤten, daß der alte Stock beym
Aufgraben und Niederlegen an ſeiner Haupt-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/196>, abgerufen am 27.11.2024.
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