Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts im Weinberge gepflanzet, das Schat-
ten machen könnte. Im folgenden Frühlin-
ge läßt man ihm nur ein einziges Schoß ste-
hen, und bricht die übrigen alle weg. Dieß
Schoß heftet man fleißig an seinen Pfahl,
bricht aller drey Wochen die Oberzähne, so-
bald sie sich zeigen, aus, und hält durch öfte-
res Felgen den Boden von Unkraut rein, vom
Frühling an bis zum Herbst. Hr. D. Knecht
zieht das Beschneiden im Herbst, aber noch zeit-
lich, vor dem Zugefrieren, daß der Schnitt
noch vor dem Winter heil wird, als sehr stär-
kend für die Wurzeln, dem Beschneiden im Früh-
linge vor; weil, nach seiner Angabe, oben an
diesen Ruthen noch nicht ganz reife zarte wei-
che Theile waren, die im Winter gar leicht
verdürben, und das übrige Holz, und sogar
die Wurzel, schwächeten.

Herr D. Brotbeck im Speyerischen
machte glückliche Versuche, die beym Schnei-
den abfallenden Bögen, mit oder ohne junges
Holz, eben so, wie Setzreben, zu setzen, und
Weinstöcke davon zu erziehen, und legte ganze
Weinberge mit gutem Erfolge davon an. Hr.
Kirchenrath Sander in dem Badenschen
pflanzte Weinberge durch Würzlinge mit Glück.
Er setzt die Reben in eine Rebschule, welche
ein Krautgartenland seyn kann, darinnen sie
nahe beysammen stehen können. Nach seinen
Erfahrungen sind die Zweyläuber die dien-
lichsten zur Anlegung eines Weinbergs. Wenn

man

nichts im Weinberge gepflanzet, das Schat-
ten machen koͤnnte. Im folgenden Fruͤhlin-
ge laͤßt man ihm nur ein einziges Schoß ſte-
hen, und bricht die uͤbrigen alle weg. Dieß
Schoß heftet man fleißig an ſeinen Pfahl,
bricht aller drey Wochen die Oberzaͤhne, ſo-
bald ſie ſich zeigen, aus, und haͤlt durch oͤfte-
res Felgen den Boden von Unkraut rein, vom
Fruͤhling an bis zum Herbſt. Hr. D. Knecht
zieht das Beſchneiden im Herbſt, aber noch zeit-
lich, vor dem Zugefrieren, daß der Schnitt
noch vor dem Winter heil wird, als ſehr ſtaͤr-
kend fuͤr die Wurzeln, dem Beſchneiden im Fruͤh-
linge vor; weil, nach ſeiner Angabe, oben an
dieſen Ruthen noch nicht ganz reife zarte wei-
che Theile waren, die im Winter gar leicht
verduͤrben, und das uͤbrige Holz, und ſogar
die Wurzel, ſchwaͤcheten.

Herr D. Brotbeck im Speyeriſchen
machte gluͤckliche Verſuche, die beym Schnei-
den abfallenden Boͤgen, mit oder ohne junges
Holz, eben ſo, wie Setzreben, zu ſetzen, und
Weinſtoͤcke davon zu erziehen, und legte ganze
Weinberge mit gutem Erfolge davon an. Hr.
Kirchenrath Sander in dem Badenſchen
pflanzte Weinberge durch Wuͤrzlinge mit Gluͤck.
Er ſetzt die Reben in eine Rebſchule, welche
ein Krautgartenland ſeyn kann, darinnen ſie
nahe beyſammen ſtehen koͤnnen. Nach ſeinen
Erfahrungen ſind die Zweylaͤuber die dien-
lichſten zur Anlegung eines Weinbergs. Wenn

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="190"/>
nichts im Weinberge gepflanzet, das Schat-<lb/>
ten machen ko&#x0364;nnte. Im folgenden Fru&#x0364;hlin-<lb/>
ge la&#x0364;ßt man ihm nur ein einziges Schoß &#x017F;te-<lb/>
hen, und bricht die u&#x0364;brigen alle weg. Dieß<lb/>
Schoß heftet man fleißig an &#x017F;einen Pfahl,<lb/>
bricht aller drey Wochen die Oberza&#x0364;hne, &#x017F;o-<lb/>
bald &#x017F;ie &#x017F;ich zeigen, aus, und ha&#x0364;lt durch o&#x0364;fte-<lb/>
res Felgen den Boden von Unkraut rein, vom<lb/>
Fru&#x0364;hling an bis zum Herb&#x017F;t. Hr. <hi rendition="#aq">D.</hi> Knecht<lb/>
zieht das Be&#x017F;chneiden im Herb&#x017F;t, aber noch zeit-<lb/>
lich, vor dem Zugefrieren, daß der Schnitt<lb/>
noch vor dem Winter heil wird, als &#x017F;ehr &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
kend fu&#x0364;r die Wurzeln, dem Be&#x017F;chneiden im Fru&#x0364;h-<lb/>
linge vor; weil, nach &#x017F;einer Angabe, oben an<lb/>
die&#x017F;en Ruthen noch nicht ganz reife zarte wei-<lb/>
che Theile waren, die im Winter gar leicht<lb/>
verdu&#x0364;rben, und das u&#x0364;brige Holz, und &#x017F;ogar<lb/>
die Wurzel, &#x017F;chwa&#x0364;cheten.</p><lb/>
          <p>Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> Brotbeck im Speyeri&#x017F;chen<lb/>
machte glu&#x0364;ckliche Ver&#x017F;uche, die beym Schnei-<lb/>
den abfallenden Bo&#x0364;gen, mit oder ohne junges<lb/>
Holz, eben &#x017F;o, wie Setzreben, zu &#x017F;etzen, und<lb/>
Wein&#x017F;to&#x0364;cke davon zu erziehen, und legte ganze<lb/>
Weinberge mit gutem Erfolge davon an. Hr.<lb/>
Kirchenrath Sander in dem Baden&#x017F;chen<lb/>
pflanzte Weinberge durch Wu&#x0364;rzlinge mit Glu&#x0364;ck.<lb/>
Er &#x017F;etzt die Reben in eine Reb&#x017F;chule, welche<lb/>
ein Krautgartenland &#x017F;eyn kann, darinnen &#x017F;ie<lb/>
nahe bey&#x017F;ammen &#x017F;tehen ko&#x0364;nnen. Nach &#x017F;einen<lb/>
Erfahrungen &#x017F;ind die Zweyla&#x0364;uber die dien-<lb/>
lich&#x017F;ten zur Anlegung eines Weinbergs. Wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0200] nichts im Weinberge gepflanzet, das Schat- ten machen koͤnnte. Im folgenden Fruͤhlin- ge laͤßt man ihm nur ein einziges Schoß ſte- hen, und bricht die uͤbrigen alle weg. Dieß Schoß heftet man fleißig an ſeinen Pfahl, bricht aller drey Wochen die Oberzaͤhne, ſo- bald ſie ſich zeigen, aus, und haͤlt durch oͤfte- res Felgen den Boden von Unkraut rein, vom Fruͤhling an bis zum Herbſt. Hr. D. Knecht zieht das Beſchneiden im Herbſt, aber noch zeit- lich, vor dem Zugefrieren, daß der Schnitt noch vor dem Winter heil wird, als ſehr ſtaͤr- kend fuͤr die Wurzeln, dem Beſchneiden im Fruͤh- linge vor; weil, nach ſeiner Angabe, oben an dieſen Ruthen noch nicht ganz reife zarte wei- che Theile waren, die im Winter gar leicht verduͤrben, und das uͤbrige Holz, und ſogar die Wurzel, ſchwaͤcheten. Herr D. Brotbeck im Speyeriſchen machte gluͤckliche Verſuche, die beym Schnei- den abfallenden Boͤgen, mit oder ohne junges Holz, eben ſo, wie Setzreben, zu ſetzen, und Weinſtoͤcke davon zu erziehen, und legte ganze Weinberge mit gutem Erfolge davon an. Hr. Kirchenrath Sander in dem Badenſchen pflanzte Weinberge durch Wuͤrzlinge mit Gluͤck. Er ſetzt die Reben in eine Rebſchule, welche ein Krautgartenland ſeyn kann, darinnen ſie nahe beyſammen ſtehen koͤnnen. Nach ſeinen Erfahrungen ſind die Zweylaͤuber die dien- lichſten zur Anlegung eines Weinbergs. Wenn man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/200
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/200>, abgerufen am 27.11.2024.