die Pflanzen aufgiengen, welche sie alsdann heraus ins freye verpflanzten. So kannten sie auch die rothen Rüben, Kresse, nasturtium aquaticum sowohl, als nasturtium hortense. Die Pomeranzen wurden als eine auswär- tige Frucht von der Leipziger Ostermesse aus, in Deutschland vertheilt und verführt. Denn Coler sagt: "nun bringen die Kaufleute vom Leipziger Markt saure und süße Pomeran- zen m), das Hundert um einen Thaler, eine einzliche um einen Schilling." Man bauete Melonen, und scheint sie nicht in Mistbeeten gezogen zu haben, denn Coler sagt: "den Me- lonensaamen setzt man etwa 14 Tage vor Ostern, wenn man merkt, daß es nicht mehr friert, denn er erfriert sonst leicht; wäre das im Mist- beete möglich? Man zog Gurken, Kürbisse, Erdäpfel, Petersilge, Mohrrüben, Erbsen, weißen Kohl, welchen man in der Marterwo- che säete, und auf St. Urban verpflanzte; und zwar in einen zweymal gepflügten Acker, und nach 3 Wochen behaueten sie dieselben; man bauete Knoblauch, Taback, Kopf- und Blumenkohl, welches alles aus Colers Ca- lendario erhellet.
Der Blumengarten der damaligen Zeiten bestand aus Violen, wovon man drey Arten kannte, die blaue Viole, die weiße und die gelbe Viole, Anemonnenrößlein, Hiacinthen,
die
m) Im Calendario S. 33.
die Pflanzen aufgiengen, welche ſie alsdann heraus ins freye verpflanzten. So kannten ſie auch die rothen Ruͤben, Kreſſe, naſturtium aquaticum ſowohl, als naſturtium hortenſe. Die Pomeranzen wurden als eine auswaͤr- tige Frucht von der Leipziger Oſtermeſſe aus, in Deutſchland vertheilt und verfuͤhrt. Denn Coler ſagt: „nun bringen die Kaufleute vom Leipziger Markt ſaure und ſuͤße Pomeran- zen m), das Hundert um einen Thaler, eine einzliche um einen Schilling.“ Man bauete Melonen, und ſcheint ſie nicht in Miſtbeeten gezogen zu haben, denn Coler ſagt: „den Me- lonenſaamen ſetzt man etwa 14 Tage vor Oſtern, wenn man merkt, daß es nicht mehr friert, denn er erfriert ſonſt leicht; waͤre das im Miſt- beete moͤglich? Man zog Gurken, Kuͤrbiſſe, Erdaͤpfel, Peterſilge, Mohrruͤben, Erbſen, weißen Kohl, welchen man in der Marterwo- che ſaͤete, und auf St. Urban verpflanzte; und zwar in einen zweymal gepfluͤgten Acker, und nach 3 Wochen behaueten ſie dieſelben; man bauete Knoblauch, Taback, Kopf- und Blumenkohl, welches alles aus Colers Ca- lendario erhellet.
Der Blumengarten der damaligen Zeiten beſtand aus Violen, wovon man drey Arten kannte, die blaue Viole, die weiße und die gelbe Viole, Anemonnenroͤßlein, Hiacinthen,
die
m) Im Calendario S. 33.
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die Pflanzen aufgiengen, welche ſie alsdann
heraus ins freye verpflanzten. So kannten
ſie auch die rothen Ruͤben, Kreſſe, naſturtium
aquaticum ſowohl, als naſturtium hortenſe.
Die Pomeranzen wurden als eine auswaͤr-
tige Frucht von der Leipziger Oſtermeſſe aus,
in Deutſchland vertheilt und verfuͤhrt. Denn
Coler ſagt: „nun bringen die Kaufleute vom
Leipziger Markt ſaure und ſuͤße Pomeran-
zen m), das Hundert um einen Thaler, eine
einzliche um einen Schilling.“ Man bauete
Melonen, und ſcheint ſie nicht in Miſtbeeten
gezogen zu haben, denn Coler ſagt: „den Me-
lonenſaamen ſetzt man etwa 14 Tage vor Oſtern,
wenn man merkt, daß es nicht mehr friert,
denn er erfriert ſonſt leicht; waͤre das im Miſt-
beete moͤglich? Man zog Gurken, Kuͤrbiſſe,
Erdaͤpfel, Peterſilge, Mohrruͤben, Erbſen,
weißen Kohl, welchen man in der Marterwo-
che ſaͤete, und auf St. Urban verpflanzte;
und zwar in einen zweymal gepfluͤgten Acker,
und nach 3 Wochen behaueten ſie dieſelben;
man bauete Knoblauch, Taback, Kopf- und
Blumenkohl, welches alles aus Colers Ca-
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Der Blumengarten der damaligen Zeiten
beſtand aus Violen, wovon man drey Arten
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m) Im Calendario S. 33.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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