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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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die letzten beyden erwähnt Coler im Calenda-
rio n) im März unter den Kräutern, so man
im März sammeln solle, Rosen, sowohl die
wilden Feld- als die Gartenrosen o). Man
bauete ferner Skabiosen, Rosmarin, Sal-
bey, Lilien, Nelken, Lavendel, Thymian,
Päonien, Kresse, Mohn, Tulipanen, Lack.

Vorzüglich blühete der Gartenbau, sowohl
der ökonomische als künstliche, in den gros-
sen deutschen Handlungsstädten; wozu die
Reichthümer, die der Handel ihnen zuführte,
und die durch eben denselben erhaltene Kennt-
nisse von den auswärtigen Gärten das meiste
beytrugen. Augspurg, Nürnberg und an-
dere ansehnliche Städte Deutschlands hatten
vorzügliche aufzuweisen. Einer der erstern
deutschen Gärten war damals der Ambro-
sius Hochstetterische Garten zu Augspurg. Er
war es wegen Pflanzen, Bäumen, Lustge-
bäuden, Teichen und Bädern, besonders we-
gen des Wasserwerks, welches das Wasser
durch 200 Röhren trieb. Bey einem Lust-
hause, welches mitten aus einem Teiche her-
vor ragte, stund eine Nymphe, welche diejeni-
gen bespritzte, die über die Brücke giengen.
In dem Lusthause stand ein marmorner Tisch
mit Bänken; wenn man einen der daran
hangenden Ringe zog, so entstund auf dem

Tische
n) ed. a. 1680. p. 39.
o) ib. p. 91.

die letzten beyden erwaͤhnt Coler im Calenda-
rio n) im Maͤrz unter den Kraͤutern, ſo man
im Maͤrz ſammeln ſolle, Roſen, ſowohl die
wilden Feld- als die Gartenroſen o). Man
bauete ferner Skabioſen, Rosmarin, Sal-
bey, Lilien, Nelken, Lavendel, Thymian,
Paͤonien, Kreſſe, Mohn, Tulipanen, Lack.

Vorzuͤglich bluͤhete der Gartenbau, ſowohl
der oͤkonomiſche als kuͤnſtliche, in den groſ-
ſen deutſchen Handlungsſtaͤdten; wozu die
Reichthuͤmer, die der Handel ihnen zufuͤhrte,
und die durch eben denſelben erhaltene Kennt-
niſſe von den auswaͤrtigen Gaͤrten das meiſte
beytrugen. Augſpurg, Nuͤrnberg und an-
dere anſehnliche Staͤdte Deutſchlands hatten
vorzuͤgliche aufzuweiſen. Einer der erſtern
deutſchen Gaͤrten war damals der Ambro-
ſius Hochſtetteriſche Garten zu Augſpurg. Er
war es wegen Pflanzen, Baͤumen, Luſtge-
baͤuden, Teichen und Baͤdern, beſonders we-
gen des Waſſerwerks, welches das Waſſer
durch 200 Roͤhren trieb. Bey einem Luſt-
hauſe, welches mitten aus einem Teiche her-
vor ragte, ſtund eine Nymphe, welche diejeni-
gen beſpritzte, die uͤber die Bruͤcke giengen.
In dem Luſthauſe ſtand ein marmorner Tiſch
mit Baͤnken; wenn man einen der daran
hangenden Ringe zog, ſo entſtund auf dem

Tiſche
n) ed. a. 1680. p. 39.
o) ib. p. 91.
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[12/0022] die letzten beyden erwaͤhnt Coler im Calenda- rio n) im Maͤrz unter den Kraͤutern, ſo man im Maͤrz ſammeln ſolle, Roſen, ſowohl die wilden Feld- als die Gartenroſen o). Man bauete ferner Skabioſen, Rosmarin, Sal- bey, Lilien, Nelken, Lavendel, Thymian, Paͤonien, Kreſſe, Mohn, Tulipanen, Lack. Vorzuͤglich bluͤhete der Gartenbau, ſowohl der oͤkonomiſche als kuͤnſtliche, in den groſ- ſen deutſchen Handlungsſtaͤdten; wozu die Reichthuͤmer, die der Handel ihnen zufuͤhrte, und die durch eben denſelben erhaltene Kennt- niſſe von den auswaͤrtigen Gaͤrten das meiſte beytrugen. Augſpurg, Nuͤrnberg und an- dere anſehnliche Staͤdte Deutſchlands hatten vorzuͤgliche aufzuweiſen. Einer der erſtern deutſchen Gaͤrten war damals der Ambro- ſius Hochſtetteriſche Garten zu Augſpurg. Er war es wegen Pflanzen, Baͤumen, Luſtge- baͤuden, Teichen und Baͤdern, beſonders we- gen des Waſſerwerks, welches das Waſſer durch 200 Roͤhren trieb. Bey einem Luſt- hauſe, welches mitten aus einem Teiche her- vor ragte, ſtund eine Nymphe, welche diejeni- gen beſpritzte, die uͤber die Bruͤcke giengen. In dem Luſthauſe ſtand ein marmorner Tiſch mit Baͤnken; wenn man einen der daran hangenden Ringe zog, ſo entſtund auf dem Tiſche n) ed. a. 1680. p. 39. o) ib. p. 91.

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/22>, abgerufen am 21.11.2024.