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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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18) Der Silvaner, (Salviner, Zier-
fahnler, in Franken Oestreicher,) hat die
grünsten Blätter, ohne tiefe Kerben; die Trau-
be ist mäßig groß, kurz, dick, engbeericht,
die Beeren sind mäßig, rund und grün, und,
wenn sie recht zeitig sind, auch bräunlich; er
trägt reife und schmackhafte Trauben, giebt
aber keinen geistigen noch dauerhaften, sondern
fetten und schweren Wein. Er bekommt kur-
ze Bögen, trägt aber auch an Zapfen. Er
verträgt im Blühen alle Witterung, und wird
im September reif. Von ihm ist der blaue
Silvaner unterschieden, welcher runde runz-
lichte, auf beyden Seiten grüne mit stumpfen
Kerben versehene Blätter, kleine engbeerichte
Trauben mit runden und schwarzblauen Bee-
ren hat, die im October reifen. Er trägt eher
in Ebenen, als Bergen.

19) Traminer, von Tramin aus Tyrol,
am Rhein, Dreymänner, Dreypfennigholz,
ist entweder die rothe oder weiße. Der rothe
Fleischwein, Formentin rouge, Gros rouge,
fränksche Traube, hat ein rundes Laub mit
wenig Einschnitten, nicht groß, weißgrün,
unten mit Wolle; die Traube ist klein und
engbeericht; die Beeren sind klein, länglicht,
hellroth, und reifen im September; sie sind
süß, und geben vortrefflichen Wein. Der
Stock hat meistens schwaches Holz, und trägt
wenig Trauben; sie leiden bey nassem Wetter
im Blühen, und werden dünn. Er erträgt

Bögen,

18) Der Silvaner, (Salviner, Zier-
fahnler, in Franken Oeſtreicher,) hat die
gruͤnſten Blaͤtter, ohne tiefe Kerben; die Trau-
be iſt maͤßig groß, kurz, dick, engbeericht,
die Beeren ſind maͤßig, rund und gruͤn, und,
wenn ſie recht zeitig ſind, auch braͤunlich; er
traͤgt reife und ſchmackhafte Trauben, giebt
aber keinen geiſtigen noch dauerhaften, ſondern
fetten und ſchweren Wein. Er bekommt kur-
ze Boͤgen, traͤgt aber auch an Zapfen. Er
vertraͤgt im Bluͤhen alle Witterung, und wird
im September reif. Von ihm iſt der blaue
Silvaner unterſchieden, welcher runde runz-
lichte, auf beyden Seiten gruͤne mit ſtumpfen
Kerben verſehene Blaͤtter, kleine engbeerichte
Trauben mit runden und ſchwarzblauen Bee-
ren hat, die im October reifen. Er traͤgt eher
in Ebenen, als Bergen.

19) Traminer, von Tramin aus Tyrol,
am Rhein, Dreymaͤnner, Dreypfennigholz,
iſt entweder die rothe oder weiße. Der rothe
Fleiſchwein, Formentin rouge, Gros rouge,
fraͤnkſche Traube, hat ein rundes Laub mit
wenig Einſchnitten, nicht groß, weißgruͤn,
unten mit Wolle; die Traube iſt klein und
engbeericht; die Beeren ſind klein, laͤnglicht,
hellroth, und reifen im September; ſie ſind
ſuͤß, und geben vortrefflichen Wein. Der
Stock hat meiſtens ſchwaches Holz, und traͤgt
wenig Trauben; ſie leiden bey naſſem Wetter
im Bluͤhen, und werden duͤnn. Er ertraͤgt

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[203/0213] 18) Der Silvaner, (Salviner, Zier- fahnler, in Franken Oeſtreicher,) hat die gruͤnſten Blaͤtter, ohne tiefe Kerben; die Trau- be iſt maͤßig groß, kurz, dick, engbeericht, die Beeren ſind maͤßig, rund und gruͤn, und, wenn ſie recht zeitig ſind, auch braͤunlich; er traͤgt reife und ſchmackhafte Trauben, giebt aber keinen geiſtigen noch dauerhaften, ſondern fetten und ſchweren Wein. Er bekommt kur- ze Boͤgen, traͤgt aber auch an Zapfen. Er vertraͤgt im Bluͤhen alle Witterung, und wird im September reif. Von ihm iſt der blaue Silvaner unterſchieden, welcher runde runz- lichte, auf beyden Seiten gruͤne mit ſtumpfen Kerben verſehene Blaͤtter, kleine engbeerichte Trauben mit runden und ſchwarzblauen Bee- ren hat, die im October reifen. Er traͤgt eher in Ebenen, als Bergen. 19) Traminer, von Tramin aus Tyrol, am Rhein, Dreymaͤnner, Dreypfennigholz, iſt entweder die rothe oder weiße. Der rothe Fleiſchwein, Formentin rouge, Gros rouge, fraͤnkſche Traube, hat ein rundes Laub mit wenig Einſchnitten, nicht groß, weißgruͤn, unten mit Wolle; die Traube iſt klein und engbeericht; die Beeren ſind klein, laͤnglicht, hellroth, und reifen im September; ſie ſind ſuͤß, und geben vortrefflichen Wein. Der Stock hat meiſtens ſchwaches Holz, und traͤgt wenig Trauben; ſie leiden bey naſſem Wetter im Bluͤhen, und werden duͤnn. Er ertraͤgt Boͤgen,

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/213>, abgerufen am 23.11.2024.