Rißlinge, der aber leicht ausartet und selten fruchtbar ist; daher man ihn auch selbst am Rhein gar nicht viel bauet.
16) Römer ist eine Art von Wälschen, ist schon seit ältern Zeiten in Deutschland gebauet worden. Er hat etwas länglicht glatte Blät- ter mit tiefen Kerben, oben blaßgrün und un- ten ein wenig Wolle. Die Traube ist groß- ästig, zottlicht; die Beeren mäßig rothschwarz, reifen im September, und sind ziemlich sauer; die Stöcke tragen nicht viel Trauben, die noch dazu sauer sind.
17) Nahe mit dem Clävner verwandt, ist der Ruländer, (der schiele Auvernas, Gris commun, Vinum bonum, Villibonerstock,) nur daß er in der leberfarbenen Farbe der Bee- re vom Clävner unterschieden ist, seine Blät- ter nicht so roth werden, lieber vor dem Herb- ste abfallen, die Beeren klein, ein wenig läng- licht und leberfarben oder grau sind, und im September reifen. Er trägt viele süße Trau- ben, bekommt Bogen, verträgt im Blühen fast alle Witterung, und giebt einen vortreff- lichen Wein in der Vermischung mit Clävner und Burgunder; sie werden im mittlern oder schweren und niedern Boden gepflanzt. Er ist, wie ich oben bemerkt habe, erst seit dem 17ten Jahrhunderte in Deutschland in der Ge- gend um Speyer angepflanzet worden, und verbreitete sich von da aus am Rhein und in Würtenberg.
18)
Rißlinge, der aber leicht ausartet und ſelten fruchtbar iſt; daher man ihn auch ſelbſt am Rhein gar nicht viel bauet.
16) Roͤmer iſt eine Art von Waͤlſchen, iſt ſchon ſeit aͤltern Zeiten in Deutſchland gebauet worden. Er hat etwas laͤnglicht glatte Blaͤt- ter mit tiefen Kerben, oben blaßgruͤn und un- ten ein wenig Wolle. Die Traube iſt groß- aͤſtig, zottlicht; die Beeren maͤßig rothſchwarz, reifen im September, und ſind ziemlich ſauer; die Stoͤcke tragen nicht viel Trauben, die noch dazu ſauer ſind.
17) Nahe mit dem Claͤvner verwandt, iſt der Rulaͤnder, (der ſchiele Auvernas, Gris commun, Vinum bonum, Villibonerſtock,) nur daß er in der leberfarbenen Farbe der Bee- re vom Claͤvner unterſchieden iſt, ſeine Blaͤt- ter nicht ſo roth werden, lieber vor dem Herb- ſte abfallen, die Beeren klein, ein wenig laͤng- licht und leberfarben oder grau ſind, und im September reifen. Er traͤgt viele ſuͤße Trau- ben, bekommt Bogen, vertraͤgt im Bluͤhen faſt alle Witterung, und giebt einen vortreff- lichen Wein in der Vermiſchung mit Claͤvner und Burgunder; ſie werden im mittlern oder ſchweren und niedern Boden gepflanzt. Er iſt, wie ich oben bemerkt habe, erſt ſeit dem 17ten Jahrhunderte in Deutſchland in der Ge- gend um Speyer angepflanzet worden, und verbreitete ſich von da aus am Rhein und in Wuͤrtenberg.
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[202/0212]
Rißlinge, der aber leicht ausartet und ſelten
fruchtbar iſt; daher man ihn auch ſelbſt am
Rhein gar nicht viel bauet.
16) Roͤmer iſt eine Art von Waͤlſchen, iſt
ſchon ſeit aͤltern Zeiten in Deutſchland gebauet
worden. Er hat etwas laͤnglicht glatte Blaͤt-
ter mit tiefen Kerben, oben blaßgruͤn und un-
ten ein wenig Wolle. Die Traube iſt groß-
aͤſtig, zottlicht; die Beeren maͤßig rothſchwarz,
reifen im September, und ſind ziemlich ſauer;
die Stoͤcke tragen nicht viel Trauben, die noch
dazu ſauer ſind.
17) Nahe mit dem Claͤvner verwandt,
iſt der Rulaͤnder, (der ſchiele Auvernas, Gris
commun, Vinum bonum, Villibonerſtock,)
nur daß er in der leberfarbenen Farbe der Bee-
re vom Claͤvner unterſchieden iſt, ſeine Blaͤt-
ter nicht ſo roth werden, lieber vor dem Herb-
ſte abfallen, die Beeren klein, ein wenig laͤng-
licht und leberfarben oder grau ſind, und im
September reifen. Er traͤgt viele ſuͤße Trau-
ben, bekommt Bogen, vertraͤgt im Bluͤhen
faſt alle Witterung, und giebt einen vortreff-
lichen Wein in der Vermiſchung mit Claͤvner
und Burgunder; ſie werden im mittlern oder
ſchweren und niedern Boden gepflanzt. Er
iſt, wie ich oben bemerkt habe, erſt ſeit dem
17ten Jahrhunderte in Deutſchland in der Ge-
gend um Speyer angepflanzet worden, und
verbreitete ſich von da aus am Rhein und in
Wuͤrtenberg.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/212>, abgerufen am 27.11.2024.
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