Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

einem so großen Wirth, wie dieser weise Chur-
fürst war, welcher sich in so vielen Gesetzen,
die wir bald näher kennen werden, der Holzun-
gen so sehr annahm, nicht erwarten, da schon zu
seinen Zeiten ein weiser Gebrauch und eine Auf-
sicht der Polizey über die Holzungen nöthig zu
werden anfieng. Er sahe, wie nothwendig der
Ueberfluß an Holze für viele Gewerbe und Fa-
briken, für die Wirthschaft überhaupt, und
für das ganze gemeine Leben sey, daß es ein
Bedürfniß wäre, welches so wohlfeil als mög-
lich seyn müsse, wegen des Einflusses, den
dasselbe in die Waarenpreise hat. Nicht
weniger sahe er übrigens ein, wie nachtheilig
oft die Ausrottung der Wälder, so bald sie
unüberlegt geschiehet, für ganze Gegenden
werden kann, nicht etwa bloß durch Holzman-
gel, sondern auch, indem sie über große Land-
striche Unfruchtbarkeit verbreiten kann. Wie
oft schützt ein Wald die Nahrung einer Ge-
gend! er deckt ihre Aecker vor den verheeren-
den Nordwinden, befruchtet oft den Rücken
eines Berges durch seinen Schutz und das
abfallende Laub und Holz, der sonst ein ganz
unfruchtbarer Sandhügel seyn würde, und
dessen Kultur nun, da der Wald vertilget ist, un-
möglich wird.

So schreibt man in einigen Gegenden Ita-
liens die Unfruchtbarkeit nicht ohne Grund der
Ausrottung der Wälder auf den nahen Ge-
birgen zu, da man weiß, daß dieselben, da

die

einem ſo großen Wirth, wie dieſer weiſe Chur-
fuͤrſt war, welcher ſich in ſo vielen Geſetzen,
die wir bald naͤher kennen werden, der Holzun-
gen ſo ſehr annahm, nicht erwarten, da ſchon zu
ſeinen Zeiten ein weiſer Gebrauch und eine Auf-
ſicht der Polizey uͤber die Holzungen noͤthig zu
werden anfieng. Er ſahe, wie nothwendig der
Ueberfluß an Holze fuͤr viele Gewerbe und Fa-
briken, fuͤr die Wirthſchaft uͤberhaupt, und
fuͤr das ganze gemeine Leben ſey, daß es ein
Beduͤrfniß waͤre, welches ſo wohlfeil als moͤg-
lich ſeyn muͤſſe, wegen des Einfluſſes, den
daſſelbe in die Waarenpreiſe hat. Nicht
weniger ſahe er uͤbrigens ein, wie nachtheilig
oft die Ausrottung der Waͤlder, ſo bald ſie
unuͤberlegt geſchiehet, fuͤr ganze Gegenden
werden kann, nicht etwa bloß durch Holzman-
gel, ſondern auch, indem ſie uͤber große Land-
ſtriche Unfruchtbarkeit verbreiten kann. Wie
oft ſchuͤtzt ein Wald die Nahrung einer Ge-
gend! er deckt ihre Aecker vor den verheeren-
den Nordwinden, befruchtet oft den Ruͤcken
eines Berges durch ſeinen Schutz und das
abfallende Laub und Holz, der ſonſt ein ganz
unfruchtbarer Sandhuͤgel ſeyn wuͤrde, und
deſſen Kultur nun, da der Wald vertilget iſt, un-
moͤglich wird.

So ſchreibt man in einigen Gegenden Ita-
liens die Unfruchtbarkeit nicht ohne Grund der
Ausrottung der Waͤlder auf den nahen Ge-
birgen zu, da man weiß, daß dieſelben, da

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0261" n="251"/>
einem &#x017F;o großen Wirth, wie die&#x017F;er wei&#x017F;e Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;t war, welcher &#x017F;ich in &#x017F;o vielen Ge&#x017F;etzen,<lb/>
die wir bald na&#x0364;her kennen werden, der Holzun-<lb/>
gen &#x017F;o &#x017F;ehr annahm, nicht erwarten, da &#x017F;chon zu<lb/>
&#x017F;einen Zeiten ein wei&#x017F;er Gebrauch und eine Auf-<lb/>
&#x017F;icht der Polizey u&#x0364;ber die Holzungen no&#x0364;thig zu<lb/>
werden anfieng. Er &#x017F;ahe, wie nothwendig der<lb/>
Ueberfluß an Holze fu&#x0364;r viele Gewerbe und Fa-<lb/>
briken, fu&#x0364;r die Wirth&#x017F;chaft u&#x0364;berhaupt, und<lb/>
fu&#x0364;r das ganze gemeine Leben &#x017F;ey, daß es ein<lb/>
Bedu&#x0364;rfniß wa&#x0364;re, welches &#x017F;o wohlfeil als mo&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wegen des Einflu&#x017F;&#x017F;es, den<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe in die Waarenprei&#x017F;e hat. Nicht<lb/>
weniger &#x017F;ahe er u&#x0364;brigens ein, wie nachtheilig<lb/>
oft die Ausrottung der Wa&#x0364;lder, &#x017F;o bald &#x017F;ie<lb/>
unu&#x0364;berlegt ge&#x017F;chiehet, fu&#x0364;r ganze Gegenden<lb/>
werden kann, nicht etwa bloß durch Holzman-<lb/>
gel, &#x017F;ondern auch, indem &#x017F;ie u&#x0364;ber große Land-<lb/>
&#x017F;triche Unfruchtbarkeit verbreiten kann. Wie<lb/>
oft &#x017F;chu&#x0364;tzt ein Wald die Nahrung einer Ge-<lb/>
gend! er deckt ihre Aecker vor den verheeren-<lb/>
den Nordwinden, befruchtet oft den Ru&#x0364;cken<lb/>
eines Berges durch &#x017F;einen Schutz und das<lb/>
abfallende Laub und Holz, der &#x017F;on&#x017F;t ein ganz<lb/>
unfruchtbarer Sandhu&#x0364;gel &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Kultur nun, da der Wald vertilget i&#x017F;t, un-<lb/>
mo&#x0364;glich wird.</p><lb/>
        <p>So &#x017F;chreibt man in einigen Gegenden Ita-<lb/>
liens die Unfruchtbarkeit nicht ohne Grund der<lb/>
Ausrottung der Wa&#x0364;lder auf den nahen Ge-<lb/>
birgen zu, da man weiß, daß die&#x017F;elben, da<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0261] einem ſo großen Wirth, wie dieſer weiſe Chur- fuͤrſt war, welcher ſich in ſo vielen Geſetzen, die wir bald naͤher kennen werden, der Holzun- gen ſo ſehr annahm, nicht erwarten, da ſchon zu ſeinen Zeiten ein weiſer Gebrauch und eine Auf- ſicht der Polizey uͤber die Holzungen noͤthig zu werden anfieng. Er ſahe, wie nothwendig der Ueberfluß an Holze fuͤr viele Gewerbe und Fa- briken, fuͤr die Wirthſchaft uͤberhaupt, und fuͤr das ganze gemeine Leben ſey, daß es ein Beduͤrfniß waͤre, welches ſo wohlfeil als moͤg- lich ſeyn muͤſſe, wegen des Einfluſſes, den daſſelbe in die Waarenpreiſe hat. Nicht weniger ſahe er uͤbrigens ein, wie nachtheilig oft die Ausrottung der Waͤlder, ſo bald ſie unuͤberlegt geſchiehet, fuͤr ganze Gegenden werden kann, nicht etwa bloß durch Holzman- gel, ſondern auch, indem ſie uͤber große Land- ſtriche Unfruchtbarkeit verbreiten kann. Wie oft ſchuͤtzt ein Wald die Nahrung einer Ge- gend! er deckt ihre Aecker vor den verheeren- den Nordwinden, befruchtet oft den Ruͤcken eines Berges durch ſeinen Schutz und das abfallende Laub und Holz, der ſonſt ein ganz unfruchtbarer Sandhuͤgel ſeyn wuͤrde, und deſſen Kultur nun, da der Wald vertilget iſt, un- moͤglich wird. So ſchreibt man in einigen Gegenden Ita- liens die Unfruchtbarkeit nicht ohne Grund der Ausrottung der Waͤlder auf den nahen Ge- birgen zu, da man weiß, daß dieſelben, da die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/261
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/261>, abgerufen am 22.11.2024.