aus dem Zusammenhang erhellet, kleine Rei- ser sind, welche man theils zum Einstreuen, theils des Laubes wegen zum Viehfutter ge- brauchte, vornehmlich von den Landleuten im Gebirge, die wenig Geströhde und viel Vieh hatten, womit sie sich meistens ernährten; ein neuer Beweis, wie sehr im sechzehnten Jahr- hunderte im Bayerischen die Viehzucht geblü- het. Diese Forstordnung untersagt die frucht- baren Bäume abzuhauen, und so man die wil- den Aepfel und Birnen zu Belzstöcken nicht entbehren könnte, so sollen sie nie ohne Vor- wissen der Grundherrschaft auf fremden oder gemeinen Gründen nicht ausgegraben werden. Von den niedergehauenen Bäumen sollen die Stöcke nicht über einen Schuh hoch über die Erde gelassen werden. Das junge Holz soll neben dem alten nicht ohne Unterschied umge- hauen werden, das Abziehen und Schälen der Rinden von stehenden Bäumen verboten seyn, außer bey den zufallenden Bäumen, wo es den Handwerkern, die diese Rinde brauchen, erlaubt ist. Das Holz soll zu rechter Zeit ge- schlagen, die Aeste, Stauden und Gipfelholz von dem Stamme verführt werden. Sie setzt dem Ausrotten der Hölzer, dem Betreiben der- selben mit Schaafen, Grenzen, sie verweist die Ziegen aus denselben; sie schränkt das Pech- sieden die Ziegelstätte oder Kalköfen ein, und gestattet sie nicht ohne besondere Erlaubniß der Regierungen aufzurichten, und schafft die Zim-
mer
aus dem Zuſammenhang erhellet, kleine Rei- ſer ſind, welche man theils zum Einſtreuen, theils des Laubes wegen zum Viehfutter ge- brauchte, vornehmlich von den Landleuten im Gebirge, die wenig Geſtroͤhde und viel Vieh hatten, womit ſie ſich meiſtens ernaͤhrten; ein neuer Beweis, wie ſehr im ſechzehnten Jahr- hunderte im Bayeriſchen die Viehzucht gebluͤ- het. Dieſe Forſtordnung unterſagt die frucht- baren Baͤume abzuhauen, und ſo man die wil- den Aepfel und Birnen zu Belzſtoͤcken nicht entbehren koͤnnte, ſo ſollen ſie nie ohne Vor- wiſſen der Grundherrſchaft auf fremden oder gemeinen Gruͤnden nicht ausgegraben werden. Von den niedergehauenen Baͤumen ſollen die Stoͤcke nicht uͤber einen Schuh hoch uͤber die Erde gelaſſen werden. Das junge Holz ſoll neben dem alten nicht ohne Unterſchied umge- hauen werden, das Abziehen und Schaͤlen der Rinden von ſtehenden Baͤumen verboten ſeyn, außer bey den zufallenden Baͤumen, wo es den Handwerkern, die dieſe Rinde brauchen, erlaubt iſt. Das Holz ſoll zu rechter Zeit ge- ſchlagen, die Aeſte, Stauden und Gipfelholz von dem Stamme verfuͤhrt werden. Sie ſetzt dem Ausrotten der Hoͤlzer, dem Betreiben der- ſelben mit Schaafen, Grenzen, ſie verweiſt die Ziegen aus denſelben; ſie ſchraͤnkt das Pech- ſieden die Ziegelſtaͤtte oder Kalkoͤfen ein, und geſtattet ſie nicht ohne beſondere Erlaubniß der Regierungen aufzurichten, und ſchafft die Zim-
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aus dem Zuſammenhang erhellet, kleine Rei-
ſer ſind, welche man theils zum Einſtreuen,
theils des Laubes wegen zum Viehfutter ge-
brauchte, vornehmlich von den Landleuten im
Gebirge, die wenig Geſtroͤhde und viel Vieh
hatten, womit ſie ſich meiſtens ernaͤhrten; ein
neuer Beweis, wie ſehr im ſechzehnten Jahr-
hunderte im Bayeriſchen die Viehzucht gebluͤ-
het. Dieſe Forſtordnung unterſagt die frucht-
baren Baͤume abzuhauen, und ſo man die wil-
den Aepfel und Birnen zu Belzſtoͤcken nicht
entbehren koͤnnte, ſo ſollen ſie nie ohne Vor-
wiſſen der Grundherrſchaft auf fremden oder
gemeinen Gruͤnden nicht ausgegraben werden.
Von den niedergehauenen Baͤumen ſollen die
Stoͤcke nicht uͤber einen Schuh hoch uͤber die
Erde gelaſſen werden. Das junge Holz ſoll
neben dem alten nicht ohne Unterſchied umge-
hauen werden, das Abziehen und Schaͤlen der
Rinden von ſtehenden Baͤumen verboten ſeyn,
außer bey den zufallenden Baͤumen, wo es
den Handwerkern, die dieſe Rinde brauchen,
erlaubt iſt. Das Holz ſoll zu rechter Zeit ge-
ſchlagen, die Aeſte, Stauden und Gipfelholz
von dem Stamme verfuͤhrt werden. Sie ſetzt
dem Ausrotten der Hoͤlzer, dem Betreiben der-
ſelben mit Schaafen, Grenzen, ſie verweiſt
die Ziegen aus denſelben; ſie ſchraͤnkt das Pech-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/277>, abgerufen am 22.11.2024.
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