die Polizey die Baumzucht aufmuntern möge. Er redet sonderlich von der Mark c): wenn ich, sagt er, Obrigkeit wäre, so wollte ich den Bauern mit Ernst auflegen, daß ein jeder das Jahr wenigstens 6 bis 8 Stämme setzen und pfropfen, und allerley Obst in Gärten zeugen müßte.
Die Blumengärten scheinen zu Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts noch nicht so in Achtung gewesen zu seyn, als in der Fol- ge. Coler und seine Zeitgenossen erwähnen nur Rosen, dazu man wegen des ökonomi- schen Nutzens, um Rosenwasser davon zu machen, besondere Plätze im Garten be- stimmte. Sie reden von vielen Künsteleyen mit den Rosen, die ich hier nur anführen will, um von den damaligen Grundsätzen im künstli- chen Gartenbau etwas zu bemerken. So be- haupten sie, um fünferley Rosen auf einem Stocke zu haben, solle man um die Zeit, wenn die Knötchen herausgewachsen, mit einer Aahl unter sich in den Stamm unter den Knöpfen bis an den Kern bohren, und gesottene Pra- sillen mit einer Feder hinein senken; in einen andern Stamm solle man gelbe Farbe, in ei- nen dritten grüne, in einen andern schwarze, und in einen andern blaue Farbe thun. Um grüne Rosen zu erzeugen, solle man die Rosen auf einen hülsenen Strauch pfropfen, indem
man
c) S. l. c. p. 143.
die Polizey die Baumzucht aufmuntern moͤge. Er redet ſonderlich von der Mark c): wenn ich, ſagt er, Obrigkeit waͤre, ſo wollte ich den Bauern mit Ernſt auflegen, daß ein jeder das Jahr wenigſtens 6 bis 8 Staͤmme ſetzen und pfropfen, und allerley Obſt in Gaͤrten zeugen muͤßte.
Die Blumengaͤrten ſcheinen zu Anfange des ſiebenzehnten Jahrhunderts noch nicht ſo in Achtung geweſen zu ſeyn, als in der Fol- ge. Coler und ſeine Zeitgenoſſen erwaͤhnen nur Roſen, dazu man wegen des oͤkonomi- ſchen Nutzens, um Roſenwaſſer davon zu machen, beſondere Plaͤtze im Garten be- ſtimmte. Sie reden von vielen Kuͤnſteleyen mit den Roſen, die ich hier nur anfuͤhren will, um von den damaligen Grundſaͤtzen im kuͤnſtli- chen Gartenbau etwas zu bemerken. So be- haupten ſie, um fuͤnferley Roſen auf einem Stocke zu haben, ſolle man um die Zeit, wenn die Knoͤtchen herausgewachſen, mit einer Aahl unter ſich in den Stamm unter den Knoͤpfen bis an den Kern bohren, und geſottene Pra- ſillen mit einer Feder hinein ſenken; in einen andern Stamm ſolle man gelbe Farbe, in ei- nen dritten gruͤne, in einen andern ſchwarze, und in einen andern blaue Farbe thun. Um gruͤne Roſen zu erzeugen, ſolle man die Roſen auf einen huͤlſenen Strauch pfropfen, indem
man
c) S. l. c. p. 143.
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die Polizey die Baumzucht aufmuntern moͤge.
Er redet ſonderlich von der Mark c): wenn
ich, ſagt er, Obrigkeit waͤre, ſo wollte ich den
Bauern mit Ernſt auflegen, daß ein jeder
das Jahr wenigſtens 6 bis 8 Staͤmme ſetzen
und pfropfen, und allerley Obſt in Gaͤrten
zeugen muͤßte.
Die Blumengaͤrten ſcheinen zu Anfange
des ſiebenzehnten Jahrhunderts noch nicht ſo
in Achtung geweſen zu ſeyn, als in der Fol-
ge. Coler und ſeine Zeitgenoſſen erwaͤhnen
nur Roſen, dazu man wegen des oͤkonomi-
ſchen Nutzens, um Roſenwaſſer davon
zu machen, beſondere Plaͤtze im Garten be-
ſtimmte. Sie reden von vielen Kuͤnſteleyen
mit den Roſen, die ich hier nur anfuͤhren will,
um von den damaligen Grundſaͤtzen im kuͤnſtli-
chen Gartenbau etwas zu bemerken. So be-
haupten ſie, um fuͤnferley Roſen auf einem
Stocke zu haben, ſolle man um die Zeit, wenn
die Knoͤtchen herausgewachſen, mit einer Aahl
unter ſich in den Stamm unter den Knoͤpfen
bis an den Kern bohren, und geſottene Pra-
ſillen mit einer Feder hinein ſenken; in einen
andern Stamm ſolle man gelbe Farbe, in ei-
nen dritten gruͤne, in einen andern ſchwarze,
und in einen andern blaue Farbe thun. Um
gruͤne Roſen zu erzeugen, ſolle man die Roſen
auf einen huͤlſenen Strauch pfropfen, indem
man
c) S. l. c. p. 143.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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