Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Obstbäumen handelt; und ob gleich hier nur
von den wilden die Rede ist, so werden sie
doch zum Behuf der Baumgärten und des
Pfropfens geschonet f). So findet sich in der
fürstl. waymarischen Forstordnung vom Jahr
1646 eine Verordnung, daß die Obst- und
fruchttragenden Bäume von den Köhlern ver-
schont bleiben sollen.

In Sachsen nahm sich die Polizey der
Baumgärten vorzüglich an, indem Johann
Georg l. die Bäume durch nachdrückliche Stra-
fen vor Verletzungen schützte, ob gleich nicht
zu läugnen ist, daß bey dem Abhauen der
Hand, welches die Strafe war, die Mensch-
lichkeit bebte. Für die heßischen Lande ist in
dieser Geschichte wichtig eine Verordnung des
Landgraf Ludwigs vom J. 1665 g). Vermö-
ge derselben mußten die Beamten und Aelte-
sten des Orts einem jeglichen Unterthan,
nachdem er Platz oder Gärten Obstbäume zu
pflanzen hat, eine gewisse Anzahl bestimmen,
und ihnen bey Strafe auferlegen, daß sie die-
selben noch in dem nämlichen Frühlinge mit
künftigem Herbst auf ihre Güter setzen und

pfro-
f) S. Fritsch p. 172. Die wilden Birn- und Ae-
pfelbäume, noch derer jungen Stämme, sollen oh-
ne Erlaubniß unserer Forstmeister und Waldvoig-
te nicht abgehauen werden.
g) Sie findet sich bey dem Stisser in der Först-
und Jagdhistorie unter den Beylagen n. aaa. ed.
1754.

Obſtbaͤumen handelt; und ob gleich hier nur
von den wilden die Rede iſt, ſo werden ſie
doch zum Behuf der Baumgaͤrten und des
Pfropfens geſchonet f). So findet ſich in der
fuͤrſtl. waymariſchen Forſtordnung vom Jahr
1646 eine Verordnung, daß die Obſt- und
fruchttragenden Baͤume von den Koͤhlern ver-
ſchont bleiben ſollen.

In Sachſen nahm ſich die Polizey der
Baumgaͤrten vorzuͤglich an, indem Johann
Georg l. die Baͤume durch nachdruͤckliche Stra-
fen vor Verletzungen ſchuͤtzte, ob gleich nicht
zu laͤugnen iſt, daß bey dem Abhauen der
Hand, welches die Strafe war, die Menſch-
lichkeit bebte. Fuͤr die heßiſchen Lande iſt in
dieſer Geſchichte wichtig eine Verordnung des
Landgraf Ludwigs vom J. 1665 g). Vermoͤ-
ge derſelben mußten die Beamten und Aelte-
ſten des Orts einem jeglichen Unterthan,
nachdem er Platz oder Gaͤrten Obſtbaͤume zu
pflanzen hat, eine gewiſſe Anzahl beſtimmen,
und ihnen bey Strafe auferlegen, daß ſie die-
ſelben noch in dem naͤmlichen Fruͤhlinge mit
kuͤnftigem Herbſt auf ihre Guͤter ſetzen und

pfro-
f) S. Fritſch p. 172. Die wilden Birn- und Ae-
pfelbaͤume, noch derer jungen Staͤmme, ſollen oh-
ne Erlaubniß unſerer Forſtmeiſter und Waldvoig-
te nicht abgehauen werden.
g) Sie findet ſich bey dem Stiſſer in der Foͤrſt-
und Jagdhiſtorie unter den Beylagen n. aaa. ed.
1754.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0039" n="29"/>
Ob&#x017F;tba&#x0364;umen handelt; und ob gleich hier nur<lb/>
von den wilden die Rede i&#x017F;t, &#x017F;o werden &#x017F;ie<lb/>
doch zum Behuf der Baumga&#x0364;rten und des<lb/>
Pfropfens ge&#x017F;chonet <note place="foot" n="f)">S. Frit&#x017F;ch <hi rendition="#aq">p.</hi> 172. Die wilden Birn- und Ae-<lb/>
pfelba&#x0364;ume, noch derer jungen Sta&#x0364;mme, &#x017F;ollen oh-<lb/>
ne Erlaubniß un&#x017F;erer For&#x017F;tmei&#x017F;ter und Waldvoig-<lb/>
te nicht abgehauen werden.</note>. So findet &#x017F;ich in der<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tl. waymari&#x017F;chen For&#x017F;tordnung vom Jahr<lb/>
1646 eine Verordnung, daß die Ob&#x017F;t- und<lb/>
fruchttragenden Ba&#x0364;ume von den Ko&#x0364;hlern ver-<lb/>
&#x017F;chont bleiben &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>In Sach&#x017F;en nahm &#x017F;ich die Polizey der<lb/>
Baumga&#x0364;rten vorzu&#x0364;glich an, indem Johann<lb/>
Georg <hi rendition="#aq">l.</hi> die Ba&#x0364;ume durch nachdru&#x0364;ckliche Stra-<lb/>
fen vor Verletzungen &#x017F;chu&#x0364;tzte, ob gleich nicht<lb/>
zu la&#x0364;ugnen i&#x017F;t, daß bey dem Abhauen der<lb/>
Hand, welches die Strafe war, die Men&#x017F;ch-<lb/>
lichkeit bebte. Fu&#x0364;r die heßi&#x017F;chen Lande i&#x017F;t in<lb/>
die&#x017F;er Ge&#x017F;chichte wichtig eine Verordnung des<lb/>
Landgraf Ludwigs vom J. 1665 <note place="foot" n="g)">Sie findet &#x017F;ich bey dem Sti&#x017F;&#x017F;er in der Fo&#x0364;r&#x017F;t-<lb/>
und Jagdhi&#x017F;torie unter den Beylagen n. aaa. <hi rendition="#aq">ed.</hi><lb/>
1754.</note>. Vermo&#x0364;-<lb/>
ge der&#x017F;elben mußten die Beamten und Aelte-<lb/>
&#x017F;ten des Orts einem jeglichen Unterthan,<lb/>
nachdem er Platz oder Ga&#x0364;rten Ob&#x017F;tba&#x0364;ume zu<lb/>
pflanzen hat, eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl be&#x017F;timmen,<lb/>
und ihnen bey Strafe auferlegen, daß &#x017F;ie die-<lb/>
&#x017F;elben noch in dem na&#x0364;mlichen Fru&#x0364;hlinge mit<lb/>
ku&#x0364;nftigem Herb&#x017F;t auf ihre Gu&#x0364;ter &#x017F;etzen und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pfro-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0039] Obſtbaͤumen handelt; und ob gleich hier nur von den wilden die Rede iſt, ſo werden ſie doch zum Behuf der Baumgaͤrten und des Pfropfens geſchonet f). So findet ſich in der fuͤrſtl. waymariſchen Forſtordnung vom Jahr 1646 eine Verordnung, daß die Obſt- und fruchttragenden Baͤume von den Koͤhlern ver- ſchont bleiben ſollen. In Sachſen nahm ſich die Polizey der Baumgaͤrten vorzuͤglich an, indem Johann Georg l. die Baͤume durch nachdruͤckliche Stra- fen vor Verletzungen ſchuͤtzte, ob gleich nicht zu laͤugnen iſt, daß bey dem Abhauen der Hand, welches die Strafe war, die Menſch- lichkeit bebte. Fuͤr die heßiſchen Lande iſt in dieſer Geſchichte wichtig eine Verordnung des Landgraf Ludwigs vom J. 1665 g). Vermoͤ- ge derſelben mußten die Beamten und Aelte- ſten des Orts einem jeglichen Unterthan, nachdem er Platz oder Gaͤrten Obſtbaͤume zu pflanzen hat, eine gewiſſe Anzahl beſtimmen, und ihnen bey Strafe auferlegen, daß ſie die- ſelben noch in dem naͤmlichen Fruͤhlinge mit kuͤnftigem Herbſt auf ihre Guͤter ſetzen und pfro- f) S. Fritſch p. 172. Die wilden Birn- und Ae- pfelbaͤume, noch derer jungen Staͤmme, ſollen oh- ne Erlaubniß unſerer Forſtmeiſter und Waldvoig- te nicht abgehauen werden. g) Sie findet ſich bey dem Stiſſer in der Foͤrſt- und Jagdhiſtorie unter den Beylagen n. aaa. ed. 1754.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/39
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/39>, abgerufen am 21.11.2024.