Hopfengärtner hatte, in einen ordentlichen Garten. Der Anbau der Küchen- und Gartengewächse war sowohl in den berlini- schen Gegenden als in der übrigen Mark, wegen vorhergegangener Verwüstung im drey- ßigjährigen Kriege, in großen Verfall gekom- men, daß an den meisten Baumfrüchten, Kohl und Gemüse fast gänzlicher Mangel war. Ein Beweis, theils, daß dieses Nah- rungsgeschäffte in den ältern Zeiten in diesen Gegenden geblühet, theils aber auch, daß der dreyßigjährige Krieg den nachtheiligsten Ein- fluß auf dieß Geschäffte in Deutschland in vielen Ländern gehabt.
Selbst wenn der Churfürst auf seine Ta- fel dergleichen Früchte, Blumenkohl, Sellerie, oder andere, nöthig hatte, mußten sie mit der Post von Hamburg, Braunschweig, Erfurt und Leipzig verschrieben werden. Der Chur- fürst, welcher in seinen vormaligen Feldzügen und auf den dabey gethanen Reisen dieß- und jen- seits des Rheinstroms im Clevischen, in Holland und den Niederlanden, in diesen Umständen weit bessere Baum- und Küchengärtnerey zu sehen, auch bessere Früchte zu genießen gewohnt war, war bedacht dergleichen in seinen Landen selbst einzuführen. Er war in dieser Zeit ein großer Kenner und Liebhaber von Gärten geworden, und legte sogar selbst Hand an; durch dieses große Beyspiel wurden viele von seinen hohen Bedienten nebst dem Landadel aufgemuntert,
der-
Hopfengaͤrtner hatte, in einen ordentlichen Garten. Der Anbau der Kuͤchen- und Gartengewaͤchſe war ſowohl in den berlini- ſchen Gegenden als in der uͤbrigen Mark, wegen vorhergegangener Verwuͤſtung im drey- ßigjaͤhrigen Kriege, in großen Verfall gekom- men, daß an den meiſten Baumfruͤchten, Kohl und Gemuͤſe faſt gaͤnzlicher Mangel war. Ein Beweis, theils, daß dieſes Nah- rungsgeſchaͤffte in den aͤltern Zeiten in dieſen Gegenden gebluͤhet, theils aber auch, daß der dreyßigjaͤhrige Krieg den nachtheiligſten Ein- fluß auf dieß Geſchaͤffte in Deutſchland in vielen Laͤndern gehabt.
Selbſt wenn der Churfuͤrſt auf ſeine Ta- fel dergleichen Fruͤchte, Blumenkohl, Sellerie, oder andere, noͤthig hatte, mußten ſie mit der Poſt von Hamburg, Braunſchweig, Erfurt und Leipzig verſchrieben werden. Der Chur- fuͤrſt, welcher in ſeinen vormaligen Feldzuͤgen und auf den dabey gethanen Reiſen dieß- und jen- ſeits des Rheinſtroms im Cleviſchen, in Holland und den Niederlanden, in dieſen Umſtaͤnden weit beſſere Baum- und Kuͤchengaͤrtnerey zu ſehen, auch beſſere Fruͤchte zu genießen gewohnt war, war bedacht dergleichen in ſeinen Landen ſelbſt einzufuͤhren. Er war in dieſer Zeit ein großer Kenner und Liebhaber von Gaͤrten geworden, und legte ſogar ſelbſt Hand an; durch dieſes große Beyſpiel wurden viele von ſeinen hohen Bedienten nebſt dem Landadel aufgemuntert,
der-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0042"n="32"/>
Hopfengaͤrtner hatte, in einen ordentlichen<lb/>
Garten. Der Anbau der Kuͤchen- und<lb/>
Gartengewaͤchſe war ſowohl in den berlini-<lb/>ſchen Gegenden als in der uͤbrigen Mark,<lb/>
wegen vorhergegangener Verwuͤſtung im drey-<lb/>
ßigjaͤhrigen Kriege, in großen Verfall gekom-<lb/>
men, daß an den meiſten Baumfruͤchten,<lb/>
Kohl und Gemuͤſe faſt gaͤnzlicher Mangel<lb/>
war. Ein Beweis, theils, daß dieſes Nah-<lb/>
rungsgeſchaͤffte in den aͤltern Zeiten in dieſen<lb/>
Gegenden gebluͤhet, theils aber auch, daß der<lb/>
dreyßigjaͤhrige Krieg den nachtheiligſten Ein-<lb/>
fluß auf dieß Geſchaͤffte in Deutſchland in<lb/>
vielen Laͤndern gehabt.</p><lb/><p>Selbſt wenn der Churfuͤrſt auf ſeine Ta-<lb/>
fel dergleichen Fruͤchte, Blumenkohl, Sellerie,<lb/>
oder andere, noͤthig hatte, mußten ſie mit der<lb/>
Poſt von Hamburg, Braunſchweig, Erfurt<lb/>
und Leipzig verſchrieben werden. Der Chur-<lb/>
fuͤrſt, welcher in ſeinen vormaligen Feldzuͤgen<lb/>
und auf den dabey gethanen Reiſen dieß- und jen-<lb/>ſeits des Rheinſtroms im Cleviſchen, in Holland<lb/>
und den Niederlanden, in dieſen Umſtaͤnden weit<lb/>
beſſere Baum- und Kuͤchengaͤrtnerey zu ſehen,<lb/>
auch beſſere Fruͤchte zu genießen gewohnt war,<lb/>
war bedacht dergleichen in ſeinen Landen ſelbſt<lb/>
einzufuͤhren. Er war in dieſer Zeit ein großer<lb/>
Kenner und Liebhaber von Gaͤrten geworden,<lb/>
und legte ſogar ſelbſt Hand an; durch dieſes<lb/>
große Beyſpiel wurden viele von ſeinen hohen<lb/>
Bedienten nebſt dem Landadel aufgemuntert,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[32/0042]
Hopfengaͤrtner hatte, in einen ordentlichen
Garten. Der Anbau der Kuͤchen- und
Gartengewaͤchſe war ſowohl in den berlini-
ſchen Gegenden als in der uͤbrigen Mark,
wegen vorhergegangener Verwuͤſtung im drey-
ßigjaͤhrigen Kriege, in großen Verfall gekom-
men, daß an den meiſten Baumfruͤchten,
Kohl und Gemuͤſe faſt gaͤnzlicher Mangel
war. Ein Beweis, theils, daß dieſes Nah-
rungsgeſchaͤffte in den aͤltern Zeiten in dieſen
Gegenden gebluͤhet, theils aber auch, daß der
dreyßigjaͤhrige Krieg den nachtheiligſten Ein-
fluß auf dieß Geſchaͤffte in Deutſchland in
vielen Laͤndern gehabt.
Selbſt wenn der Churfuͤrſt auf ſeine Ta-
fel dergleichen Fruͤchte, Blumenkohl, Sellerie,
oder andere, noͤthig hatte, mußten ſie mit der
Poſt von Hamburg, Braunſchweig, Erfurt
und Leipzig verſchrieben werden. Der Chur-
fuͤrſt, welcher in ſeinen vormaligen Feldzuͤgen
und auf den dabey gethanen Reiſen dieß- und jen-
ſeits des Rheinſtroms im Cleviſchen, in Holland
und den Niederlanden, in dieſen Umſtaͤnden weit
beſſere Baum- und Kuͤchengaͤrtnerey zu ſehen,
auch beſſere Fruͤchte zu genießen gewohnt war,
war bedacht dergleichen in ſeinen Landen ſelbſt
einzufuͤhren. Er war in dieſer Zeit ein großer
Kenner und Liebhaber von Gaͤrten geworden,
und legte ſogar ſelbſt Hand an; durch dieſes
große Beyſpiel wurden viele von ſeinen hohen
Bedienten nebſt dem Landadel aufgemuntert,
der-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/42>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.