zu werden. So kannte man schon das Färben der Blumen durch Schwefeln, wie auch ihnen den durch den Schwefel entzogenen Geruch wieder zu geben. Bey den Nelken verfuhr man z. B. al- so: Man ließ Schwefel zergehen, und zog ein grobes leinenes Weißtuch eines Fingers breit durch diesen Schwefel; dieses wurde wie ein Einschlag trocken; man zündete dieses an, hielt die Nelken über den Rauch, und fuhr mit denselbigen hin und her, wodurch sie weiß und gesprengt wurden. Man nahm hierauf Anis, und ein oder zwey ganze Würznägelein, zün- dete sie an und hielt die Nelken darüber, wo- durch sie den guten Geruch, welchen ihnen der Schwefel benommen, wieder bekamen. Eben so verfuhren sie mit den Rosen.
Der Gartengeschmack selbst, in Ansehung der Anlage, war in dem ersten Theile dieses Jahrhunderts aus dem sechzehnten noch mit herüber gekommen. Er war theils ursprüng- lich deutsch, welches vornehmlich von dem niedern Deutschland gilt, zum Theil auch mit niederländisch; in dem obern Deutschland aber war auch viel italiänischer mit einge- mischt. Von dem eigentlichen deutschen da- maligen Gartengeschmacke werden wir unter- richtet in Colers Hausbuche l), welches verbessert im J. 1680 erschien. Man hatte Baum- und Küchen-, aber auch Lustgärten.
Nach
l)l. c. p. 143.
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zu werden. So kannte man ſchon das Faͤrben der Blumen durch Schwefeln, wie auch ihnen den durch den Schwefel entzogenen Geruch wieder zu geben. Bey den Nelken verfuhr man z. B. al- ſo: Man ließ Schwefel zergehen, und zog ein grobes leinenes Weißtuch eines Fingers breit durch dieſen Schwefel; dieſes wurde wie ein Einſchlag trocken; man zuͤndete dieſes an, hielt die Nelken uͤber den Rauch, und fuhr mit denſelbigen hin und her, wodurch ſie weiß und geſprengt wurden. Man nahm hierauf Anis, und ein oder zwey ganze Wuͤrznaͤgelein, zuͤn- dete ſie an und hielt die Nelken daruͤber, wo- durch ſie den guten Geruch, welchen ihnen der Schwefel benommen, wieder bekamen. Eben ſo verfuhren ſie mit den Roſen.
Der Gartengeſchmack ſelbſt, in Anſehung der Anlage, war in dem erſten Theile dieſes Jahrhunderts aus dem ſechzehnten noch mit heruͤber gekommen. Er war theils urſpruͤng- lich deutſch, welches vornehmlich von dem niedern Deutſchland gilt, zum Theil auch mit niederlaͤndiſch; in dem obern Deutſchland aber war auch viel italiaͤniſcher mit einge- miſcht. Von dem eigentlichen deutſchen da- maligen Gartengeſchmacke werden wir unter- richtet in Colers Hausbuche l), welches verbeſſert im J. 1680 erſchien. Man hatte Baum- und Kuͤchen-, aber auch Luſtgaͤrten.
Nach
l)l. c. p. 143.
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zu werden. So kannte man ſchon das Faͤrben der
Blumen durch Schwefeln, wie auch ihnen den
durch den Schwefel entzogenen Geruch wieder
zu geben. Bey den Nelken verfuhr man z. B. al-
ſo: Man ließ Schwefel zergehen, und zog ein
grobes leinenes Weißtuch eines Fingers breit
durch dieſen Schwefel; dieſes wurde wie ein
Einſchlag trocken; man zuͤndete dieſes an, hielt
die Nelken uͤber den Rauch, und fuhr mit
denſelbigen hin und her, wodurch ſie weiß und
geſprengt wurden. Man nahm hierauf Anis,
und ein oder zwey ganze Wuͤrznaͤgelein, zuͤn-
dete ſie an und hielt die Nelken daruͤber, wo-
durch ſie den guten Geruch, welchen ihnen der
Schwefel benommen, wieder bekamen. Eben
ſo verfuhren ſie mit den Roſen.
Der Gartengeſchmack ſelbſt, in Anſehung
der Anlage, war in dem erſten Theile dieſes
Jahrhunderts aus dem ſechzehnten noch mit
heruͤber gekommen. Er war theils urſpruͤng-
lich deutſch, welches vornehmlich von dem
niedern Deutſchland gilt, zum Theil auch mit
niederlaͤndiſch; in dem obern Deutſchland
aber war auch viel italiaͤniſcher mit einge-
miſcht. Von dem eigentlichen deutſchen da-
maligen Gartengeſchmacke werden wir unter-
richtet in Colers Hausbuche l), welches
verbeſſert im J. 1680 erſchien. Man hatte
Baum- und Kuͤchen-, aber auch Luſtgaͤrten.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/47>, abgerufen am 23.11.2024.
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