Durch diese Mistbeete wußten sie in 8 Ta- gen im Winter Spargel zu ziehen, indem sie ein Beet von warmen langen Pferdemist 4 Schuh hoch und 4 Schuh breit machten, den Mist fest eintraten und begossen, damit er ge- schwind warm wurde. Hierauf nahmen sie Spargelstöcke den sie aus der Erde ausgra- ben ließen, (ein Beweis, daß man damals auch den Spargel schon im freyen Lande ge- bauet,) ließen an der Spargelwurzel eines Schuhes hoch und breit Erde, setzten diesen Spargelstock sammt der Wurzel in ein kupfer- nes Geschirr mit leichter Erde so tief ein, als er vorher im Garten gestanden. Das Geschirr selbst mußte einen Schuh tief und zwey Schuh weit seyn, auch unten am Bo- den viele kleine Löcher haben, damit die Wär- me eindringen könnte. Man setzte hierauf das Geschirr mit dem Spargel in das Mist- beet so tief, als das Geschirr selbst war; mach- te über dasselbige Böden, spannte ein altes Tuch darüber, und auf das Tuch eines Kniees hoch warmen Pferdemist; sobald er irgendwo erkaltete, that man frischen dahin, und er- hielt so seinen Entzweck.
So kannte man auch die Kunst, Stau- den- und Endiviensallat über Winter, durch Einschlagen in Sand, im Keller zu erhalten. Man kannte damals auch schon einige chemi[ - 1 Zeichen fehlt]che Blumenkünste, außer den angeführten aber- gläubischen; die erstern aber verdienen bemerkt
zu
Durch dieſe Miſtbeete wußten ſie in 8 Ta- gen im Winter Spargel zu ziehen, indem ſie ein Beet von warmen langen Pferdemiſt 4 Schuh hoch und 4 Schuh breit machten, den Miſt feſt eintraten und begoſſen, damit er ge- ſchwind warm wurde. Hierauf nahmen ſie Spargelſtoͤcke den ſie aus der Erde ausgra- ben ließen, (ein Beweis, daß man damals auch den Spargel ſchon im freyen Lande ge- bauet,) ließen an der Spargelwurzel eines Schuhes hoch und breit Erde, ſetzten dieſen Spargelſtock ſammt der Wurzel in ein kupfer- nes Geſchirr mit leichter Erde ſo tief ein, als er vorher im Garten geſtanden. Das Geſchirr ſelbſt mußte einen Schuh tief und zwey Schuh weit ſeyn, auch unten am Bo- den viele kleine Loͤcher haben, damit die Waͤr- me eindringen koͤnnte. Man ſetzte hierauf das Geſchirr mit dem Spargel in das Miſt- beet ſo tief, als das Geſchirr ſelbſt war; mach- te uͤber daſſelbige Boͤden, ſpannte ein altes Tuch daruͤber, und auf das Tuch eines Kniees hoch warmen Pferdemiſt; ſobald er irgendwo erkaltete, that man friſchen dahin, und er- hielt ſo ſeinen Entzweck.
So kannte man auch die Kunſt, Stau- den- und Endivienſallat uͤber Winter, durch Einſchlagen in Sand, im Keller zu erhalten. Man kannte damals auch ſchon einige chemi[ – 1 Zeichen fehlt]che Blumenkuͤnſte, außer den angefuͤhrten aber- glaͤubiſchen; die erſtern aber verdienen bemerkt
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Durch dieſe Miſtbeete wußten ſie in 8 Ta-
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Schuh hoch und 4 Schuh breit machten, den
Miſt feſt eintraten und begoſſen, damit er ge-
ſchwind warm wurde. Hierauf nahmen ſie
Spargelſtoͤcke den ſie aus der Erde ausgra-
ben ließen, (ein Beweis, daß man damals
auch den Spargel ſchon im freyen Lande ge-
bauet,) ließen an der Spargelwurzel eines
Schuhes hoch und breit Erde, ſetzten dieſen
Spargelſtock ſammt der Wurzel in ein kupfer-
nes Geſchirr mit leichter Erde ſo tief ein,
als er vorher im Garten geſtanden. Das
Geſchirr ſelbſt mußte einen Schuh tief und
zwey Schuh weit ſeyn, auch unten am Bo-
den viele kleine Loͤcher haben, damit die Waͤr-
me eindringen koͤnnte. Man ſetzte hierauf
das Geſchirr mit dem Spargel in das Miſt-
beet ſo tief, als das Geſchirr ſelbſt war; mach-
te uͤber daſſelbige Boͤden, ſpannte ein altes
Tuch daruͤber, und auf das Tuch eines Kniees
hoch warmen Pferdemiſt; ſobald er irgendwo
erkaltete, that man friſchen dahin, und er-
hielt ſo ſeinen Entzweck.
So kannte man auch die Kunſt, Stau-
den- und Endivienſallat uͤber Winter, durch
Einſchlagen in Sand, im Keller zu erhalten.
Man kannte damals auch ſchon einige chemi_che
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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