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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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glaubens" auseinander. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube
verschlingen sich wohl zuletzt an einzelnen Stellen; aber sie
nehmen ihren Ausgang von verschiedenen Punkten und gehen
zumeist gesonderte Wege. Der Unsterblichkeitsgedanke ins-
besondere geht aus von einer begeisterten Anschauung, der die
Seele des Menschen als den ewigen Göttern verwandtschaftlich
nahestehend, ja wesensgleich sich offenbart, und gleichzeitig die
Götter als der Seele gleich, d. h. als freie, des Körperlichen
und Sichtbaren nicht bedürftige Geister (diese Vergeistigung des
Götterglaubens, nicht eigentlich, wie Aristoteles in jenen merk-
würdigen Ausführungen bei Sext. Empir. adv. math. III 20 ff.
annimmt, der Götterglaube überhaupt, hat seinen Ursprung in
dem, was die Seele kath eauten, frei geworden vom Leibe,
in enthousiasmoi und manteiai von ihrer Gottnatur selbst erfährt).
Das führt weit ab von den Vorstellungen, die dem Seelencult
zu Grunde liegen.

Einen Uebelstand, den ich die günstigen Leser (deren die
erste Hälfte des Buches, wie ich dankbar anzuerkennen habe,
eine grosse Zahl gefunden hat) entschuldigend hinzunehmen bitte,
hat die Ausgabe des Buches in zwei Hälften nach sich gezogen.
Die sechzehn Excurse des Anhangs, die in der ersten Hälfte
angekündigt sind, haben, als in der zweiten Häfte der Umfang
des Buches über Vermuthen angewachsen war und das metron
autarkes fast schon überschritten hatte, nicht mehr ausgeführt
werden können. Das Buch vertrug keine weitere Belastung.
Die Excurse werden, soweit sie noch ein selbständiges Interesse
darbieten, an anderer Stelle eine Unterkunft finden. Das Ver-
ständniss des Buches selbst wird durch das Fehlen dieser, als
wahre Abschweifungen gedachten Ausführungen nirgends be-
einträchtigt.

Heidelberg, 1. Nov. 1893.

Erwin Rohde.

glaubens“ auseinander. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube
verschlingen sich wohl zuletzt an einzelnen Stellen; aber sie
nehmen ihren Ausgang von verschiedenen Punkten und gehen
zumeist gesonderte Wege. Der Unsterblichkeitsgedanke ins-
besondere geht aus von einer begeisterten Anschauung, der die
Seele des Menschen als den ewigen Göttern verwandtschaftlich
nahestehend, ja wesensgleich sich offenbart, und gleichzeitig die
Götter als der Seele gleich, d. h. als freie, des Körperlichen
und Sichtbaren nicht bedürftige Geister (diese Vergeistigung des
Götterglaubens, nicht eigentlich, wie Aristoteles in jenen merk-
würdigen Ausführungen bei Sext. Empir. adv. math. III 20 ff.
annimmt, der Götterglaube überhaupt, hat seinen Ursprung in
dem, was die Seele καϑ̕ ἑαυτήν, frei geworden vom Leibe,
in ἐνϑουσιασμοί und μαντεῖαι von ihrer Gottnatur selbst erfährt).
Das führt weit ab von den Vorstellungen, die dem Seelencult
zu Grunde liegen.

Einen Uebelstand, den ich die günstigen Leser (deren die
erste Hälfte des Buches, wie ich dankbar anzuerkennen habe,
eine grosse Zahl gefunden hat) entschuldigend hinzunehmen bitte,
hat die Ausgabe des Buches in zwei Hälften nach sich gezogen.
Die sechzehn Excurse des Anhangs, die in der ersten Hälfte
angekündigt sind, haben, als in der zweiten Häfte der Umfang
des Buches über Vermuthen angewachsen war und das μέτρον
αὔταρκες fast schon überschritten hatte, nicht mehr ausgeführt
werden können. Das Buch vertrug keine weitere Belastung.
Die Excurse werden, soweit sie noch ein selbständiges Interesse
darbieten, an anderer Stelle eine Unterkunft finden. Das Ver-
ständniss des Buches selbst wird durch das Fehlen dieser, als
wahre Abschweifungen gedachten Ausführungen nirgends be-
einträchtigt.

Heidelberg, 1. Nov. 1893.

Erwin Rohde.

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[VI/0014] glaubens“ auseinander. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube verschlingen sich wohl zuletzt an einzelnen Stellen; aber sie nehmen ihren Ausgang von verschiedenen Punkten und gehen zumeist gesonderte Wege. Der Unsterblichkeitsgedanke ins- besondere geht aus von einer begeisterten Anschauung, der die Seele des Menschen als den ewigen Göttern verwandtschaftlich nahestehend, ja wesensgleich sich offenbart, und gleichzeitig die Götter als der Seele gleich, d. h. als freie, des Körperlichen und Sichtbaren nicht bedürftige Geister (diese Vergeistigung des Götterglaubens, nicht eigentlich, wie Aristoteles in jenen merk- würdigen Ausführungen bei Sext. Empir. adv. math. III 20 ff. annimmt, der Götterglaube überhaupt, hat seinen Ursprung in dem, was die Seele καϑ̕ ἑαυτήν, frei geworden vom Leibe, in ἐνϑουσιασμοί und μαντεῖαι von ihrer Gottnatur selbst erfährt). Das führt weit ab von den Vorstellungen, die dem Seelencult zu Grunde liegen. Einen Uebelstand, den ich die günstigen Leser (deren die erste Hälfte des Buches, wie ich dankbar anzuerkennen habe, eine grosse Zahl gefunden hat) entschuldigend hinzunehmen bitte, hat die Ausgabe des Buches in zwei Hälften nach sich gezogen. Die sechzehn Excurse des Anhangs, die in der ersten Hälfte angekündigt sind, haben, als in der zweiten Häfte der Umfang des Buches über Vermuthen angewachsen war und das μέτρον αὔταρκες fast schon überschritten hatte, nicht mehr ausgeführt werden können. Das Buch vertrug keine weitere Belastung. Die Excurse werden, soweit sie noch ein selbständiges Interesse darbieten, an anderer Stelle eine Unterkunft finden. Das Ver- ständniss des Buches selbst wird durch das Fehlen dieser, als wahre Abschweifungen gedachten Ausführungen nirgends be- einträchtigt. Heidelberg, 1. Nov. 1893. Erwin Rohde.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/14>, abgerufen am 23.11.2024.