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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Perserkriegen erzählt wird. Bei Marathon sahen viele, wie eine
Erscheinung des Theseus in voller Rüstung den Kämpfern voran
gegen die Barbaren stürmte1). In dem Gemälde des Panainos
(Bruders des Phidias) in der bunten Halle zu Athen trat
unter den Marathonkämpfern ein Heros Echetlos hervor, von
dessen Erscheinung in der Schlacht eine eigene Legende er-
zählt wurde2). In dem Kriege gegen Xerxes wurde Delphi
durch zwei der einheimischen Heroen gegen einen persischen
Streifzug vertheidigt3). Am Morgen vor Beginn der Seeschlacht
bei Salamis beteten die Griechen zu den Göttern, die Heroen
aber riefen sie unmittelbar zu thätlicher Hülfe: den Aias und
Telamon rief man von Salamis herbei, um Aeakos und die
anderen Aeakiden wurde ein Schiff nach Aegina ausgeschickt4).
So wenig waren den Griechen diese Heroengeister nur Symbole
oder grosse Namen; man erwartete ihr körperliches Eingreifen
in der Entscheidungsstunde. Und sie kamen und halfen5): nach
gewonnener Schlacht wurde, wie den Göttern, so auch dem
Heros Aias ein Dreiruderer aus der Kriegsbeute als Dankes-
opfer gewidmet6). Ein Salaminischer Localheros, Kychreus,
war den Griechen zu Hülfe gekommen, in Schlangengestalt,
in welcher die Heroen, wie die Erdgötter, oft erschienen7).

1) Plut. Thes. 35.
2) Paus. 1, 13, 3; 32, 5.
3) Herodot 8, 38. 39.
4) Herodot 8, 64. Man bemerke den Unterschied: euxasthai toisi
theoisi kai epikalesasthai tous Aiakidas summakhous. So heisst es bei
Herodot 5, 75, dass in's Feld den Spartanern beide Tyndariden epikletoi
eiponto. (Die Aegineten schicken die Aeakiden den Thebanern zu Hülfe,
die Thebaner aber, da die Hülfe nichts fruchtete, tous Aiakidas apedidosan.
Herod. 5, 80. 81.)
5) Plut. Themist. 15.
6) Herodot. 8, 121.
7) Kychreus: Paus. 1, 36, 1. Der Heros selbst erscheint als Schlange
(wie z. B. auch Sosipolis in Elis, vor der Schlacht: Paus. 6, 20, 4. 5;
Erichthonios: Paus. 1, 24, 7), wie denn oi palaioi malista ton zoon ton
drakonta tois erosi sunokeiosan (Plut. Cleom. 39). Der Heros selbst ohne
allen Zweifel war die in Eleusis gehaltene Tempelschlange, der Kukhreides
ophis, den nach der rationalisirenden Erzählung des Strabo 9, p. 393/4
Kychreus nur aufgenährt hätte.

Perserkriegen erzählt wird. Bei Marathon sahen viele, wie eine
Erscheinung des Theseus in voller Rüstung den Kämpfern voran
gegen die Barbaren stürmte1). In dem Gemälde des Panainos
(Bruders des Phidias) in der bunten Halle zu Athen trat
unter den Marathonkämpfern ein Heros Echetlos hervor, von
dessen Erscheinung in der Schlacht eine eigene Legende er-
zählt wurde2). In dem Kriege gegen Xerxes wurde Delphi
durch zwei der einheimischen Heroen gegen einen persischen
Streifzug vertheidigt3). Am Morgen vor Beginn der Seeschlacht
bei Salamis beteten die Griechen zu den Göttern, die Heroen
aber riefen sie unmittelbar zu thätlicher Hülfe: den Aias und
Telamon rief man von Salamis herbei, um Aeakos und die
anderen Aeakiden wurde ein Schiff nach Aegina ausgeschickt4).
So wenig waren den Griechen diese Heroengeister nur Symbole
oder grosse Namen; man erwartete ihr körperliches Eingreifen
in der Entscheidungsstunde. Und sie kamen und halfen5): nach
gewonnener Schlacht wurde, wie den Göttern, so auch dem
Heros Aias ein Dreiruderer aus der Kriegsbeute als Dankes-
opfer gewidmet6). Ein Salaminischer Localheros, Kychreus,
war den Griechen zu Hülfe gekommen, in Schlangengestalt,
in welcher die Heroen, wie die Erdgötter, oft erschienen7).

1) Plut. Thes. 35.
2) Paus. 1, 13, 3; 32, 5.
3) Herodot 8, 38. 39.
4) Herodot 8, 64. Man bemerke den Unterschied: εὔξασϑαι τοῖσι
ϑεοῖσι καὶ ἐπικαλέσασϑαι τοὺς Αἰακίδας συμμάχους. So heisst es bei
Herodot 5, 75, dass in’s Feld den Spartanern beide Tyndariden ἐπίκλητοι
εἵποντο. (Die Aegineten schicken die Aeakiden den Thebanern zu Hülfe,
die Thebaner aber, da die Hülfe nichts fruchtete, τοὺς Αἰακίδας ἀπεδίδοσαν.
Herod. 5, 80. 81.)
5) Plut. Themist. 15.
6) Herodot. 8, 121.
7) Kychreus: Paus. 1, 36, 1. Der Heros selbst erscheint als Schlange
(wie z. B. auch Sosipolis in Elis, vor der Schlacht: Paus. 6, 20, 4. 5;
Erichthonios: Paus. 1, 24, 7), wie denn οἱ παλαιοὶ μάλιστα τῶν ζώων τὸν
δράκοντα τοῖς ἥρωσι συνῳκείωσαν (Plut. Cleom. 39). Der Heros selbst ohne
allen Zweifel war die in Eleusis gehaltene Tempelschlange, der Κυχρείδης
ὄφις, den nach der rationalisirenden Erzählung des Strabo 9, p. 393/4
Kychreus nur aufgenährt hätte.
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[183/0199] Perserkriegen erzählt wird. Bei Marathon sahen viele, wie eine Erscheinung des Theseus in voller Rüstung den Kämpfern voran gegen die Barbaren stürmte 1). In dem Gemälde des Panainos (Bruders des Phidias) in der bunten Halle zu Athen trat unter den Marathonkämpfern ein Heros Echetlos hervor, von dessen Erscheinung in der Schlacht eine eigene Legende er- zählt wurde 2). In dem Kriege gegen Xerxes wurde Delphi durch zwei der einheimischen Heroen gegen einen persischen Streifzug vertheidigt 3). Am Morgen vor Beginn der Seeschlacht bei Salamis beteten die Griechen zu den Göttern, die Heroen aber riefen sie unmittelbar zu thätlicher Hülfe: den Aias und Telamon rief man von Salamis herbei, um Aeakos und die anderen Aeakiden wurde ein Schiff nach Aegina ausgeschickt 4). So wenig waren den Griechen diese Heroengeister nur Symbole oder grosse Namen; man erwartete ihr körperliches Eingreifen in der Entscheidungsstunde. Und sie kamen und halfen 5): nach gewonnener Schlacht wurde, wie den Göttern, so auch dem Heros Aias ein Dreiruderer aus der Kriegsbeute als Dankes- opfer gewidmet 6). Ein Salaminischer Localheros, Kychreus, war den Griechen zu Hülfe gekommen, in Schlangengestalt, in welcher die Heroen, wie die Erdgötter, oft erschienen 7). 1) Plut. Thes. 35. 2) Paus. 1, 13, 3; 32, 5. 3) Herodot 8, 38. 39. 4) Herodot 8, 64. Man bemerke den Unterschied: εὔξασϑαι τοῖσι ϑεοῖσι καὶ ἐπικαλέσασϑαι τοὺς Αἰακίδας συμμάχους. So heisst es bei Herodot 5, 75, dass in’s Feld den Spartanern beide Tyndariden ἐπίκλητοι εἵποντο. (Die Aegineten schicken die Aeakiden den Thebanern zu Hülfe, die Thebaner aber, da die Hülfe nichts fruchtete, τοὺς Αἰακίδας ἀπεδίδοσαν. Herod. 5, 80. 81.) 5) Plut. Themist. 15. 6) Herodot. 8, 121. 7) Kychreus: Paus. 1, 36, 1. Der Heros selbst erscheint als Schlange (wie z. B. auch Sosipolis in Elis, vor der Schlacht: Paus. 6, 20, 4. 5; Erichthonios: Paus. 1, 24, 7), wie denn οἱ παλαιοὶ μάλιστα τῶν ζώων τὸν δράκοντα τοῖς ἥρωσι συνῳκείωσαν (Plut. Cleom. 39). Der Heros selbst ohne allen Zweifel war die in Eleusis gehaltene Tempelschlange, der Κυχρείδης ὄφις, den nach der rationalisirenden Erzählung des Strabo 9, p. 393/4 Kychreus nur aufgenährt hätte.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/199>, abgerufen am 21.11.2024.