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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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gehören die Gottheiten, die man bei Sühnungen anrief, Zeus
Meilichios, Zeus Apotropaios u. A. zum Kreise der Unter-
weltsgötter 1). Ihnen wird, statt des Mörders selbst, ein Opfer-
thier geschlachtet, damit der Zorn sich sänftige, den sie als
Hüter der abgeschiedenen Seelen hegen. Auch den Erinyen

Philops. 15; Schol. Theocr. 2, 36; Tzetz. Lyc. 77. Apotropaischer Sinn
des Erzgetönes auch im Tanz der Kureten u. s. w.). -- Die Sühn-
gebräuche waren vielfach beeinflusst durch fremde Superstition, phrygische,
lydische. Ihre eigentliche Wurzel hatten sie im kretischen Dienst des
(chthonischen) Zeus. Von dort scheinen sie sich, unter Mitwirkung
des delphischen Apollonorakels, über Griechenland verbreitet zu haben.
Daher auch das Opferthier des Zeus khthonios, der Widder, das vor-
nehmste Sühnopfer bildet, sein Fell als Dios kodion die Sühnungsmittel
aufnimmt u. s. w.
1) Ueber den chthonischen Charakter der Sühnegötter s. im All-
gemeinen K. O. Müller, Aesch. Eum. p. 139 ff. Voran steht hier Zeus
meilikhios, der ganz unverkennbar ein khthonios ist. Daher, gleich allen
khthonioi, man ihn als Schlange gestaltet darstellte, so auf den im Piraeus
gefundenen Weihetafeln an Z. meil. (sicher den athenischen, und nicht
irgend einen fremden, mit dem allen Athenern aus dem Diasienfeste wohl-
bekannten Zeus Meilichios identificirten Gott): bull. de corresp. hellen. 7,
507 ff.; C. I. A. 2, 1578 ff. Verbunden mit der chthonischen Hekate auf
einer Weihung aus Larisa: Dii Meilikhio kai Enodia. Bull. 13, 392. Andere
theoi meilikhioi in Lokris mit nächtlichen Opfern verehrt (wie stets die
Unterirdischen): Paus. 10, 38, 8. Dann die apotropaioi: welcher Art diese
sind, lässt sich schon darnach vermuthen, dass sie mit den Todten und
der Hekate zusammen am 30. Monatstag verehrt wurden; s. oben S. 215.
Nach einem bösen Traum opfert man den apotropaioi, der Ge und den
Heroen: Hippocrat. de insomn. II p. 10 K. Ein khthonios wird auch Zeus
apotropaios sein, neben dem freilich eine Athena apotropaia (wie sonst
Apollon apotr.) erscheint (Ins. von Erythrä, Dittenb. Syll. 370, 69. 115):
die Competenzen der Olumpioi und die der khthonioi werden nicht immer
streng getrennt gehalten. -- Alt und erblich war der Dienst der Sühn-
götter in dem attischen Geschlecht der Phytaliden, die einst den Theseus
vom Morde des Skiron u. A. reinigten und entsühnten (agnisantes kai mei-
likhia thusantes): Plut. Thes. 12. Die Götter, denen dieses Geschlecht
opferte, waren khthonioi, Demeter und Zeus Meilichios: Paus. 1, 37, 2. 4.
-- Eine deutliche Unterscheidung zwischen den theoi Olumpioi und den
Göttern, denen man nur einen abwehrenden Cult, apopompas, widmet, und
das sind eben die Sühnegötter (apodiopompeisthai bei Sühnungen; apo-
pompaioi theoi: Apollodor bei Harpocr. s. apopompas), macht Isokrates 5,
117 (apopompe böser Dämonen, im Gegensatz zu epipompe eben solcher:
Anon. de virib. herb. 22. 165. S. Hemsterhus. Lucian. Bipont. II p. 255)

gehören die Gottheiten, die man bei Sühnungen anrief, Zeus
Meilichios, Zeus Apotropaios u. A. zum Kreise der Unter-
weltsgötter 1). Ihnen wird, statt des Mörders selbst, ein Opfer-
thier geschlachtet, damit der Zorn sich sänftige, den sie als
Hüter der abgeschiedenen Seelen hegen. Auch den Erinyen

Philops. 15; Schol. Theocr. 2, 36; Tzetz. Lyc. 77. Apotropaïscher Sinn
des Erzgetönes auch im Tanz der Kureten u. s. w.). — Die Sühn-
gebräuche waren vielfach beeinflusst durch fremde Superstition, phrygische,
lydische. Ihre eigentliche Wurzel hatten sie im kretischen Dienst des
(chthonischen) Zeus. Von dort scheinen sie sich, unter Mitwirkung
des delphischen Apollonorakels, über Griechenland verbreitet zu haben.
Daher auch das Opferthier des Ζεὺς χϑόνιος, der Widder, das vor-
nehmste Sühnopfer bildet, sein Fell als Διὸς κώδιον die Sühnungsmittel
aufnimmt u. s. w.
1) Ueber den chthonischen Charakter der Sühnegötter s. im All-
gemeinen K. O. Müller, Aesch. Eum. p. 139 ff. Voran steht hier Ζεὺς
μειλίχιος, der ganz unverkennbar ein χϑόνιος ist. Daher, gleich allen
χϑόνιοι, man ihn als Schlange gestaltet darstellte, so auf den im Piraeus
gefundenen Weihetafeln an Z. μειλ. (sicher den athenischen, und nicht
irgend einen fremden, mit dem allen Athenern aus dem Diasienfeste wohl-
bekannten Zeus Meilichios identificirten Gott): bull. de corresp. hellén. 7,
507 ff.; C. I. A. 2, 1578 ff. Verbunden mit der chthonischen Hekate auf
einer Weihung aus Larisa: Διὶ Μειλιχίῳ καὶ Ἐνοδίᾳ. Bull. 13, 392. Andere
ϑεοὶ μειλίχιοι in Lokris mit nächtlichen Opfern verehrt (wie stets die
Unterirdischen): Paus. 10, 38, 8. Dann die ἀποτρόπαιοι: welcher Art diese
sind, lässt sich schon darnach vermuthen, dass sie mit den Todten und
der Hekate zusammen am 30. Monatstag verehrt wurden; s. oben S. 215.
Nach einem bösen Traum opfert man den ἀποτρόπαιοι, der Ge und den
Heroen: Hippocrat. de insomn. II p. 10 K. Ein χϑόνιος wird auch Ζεὺς
ἀποτρόπαιος sein, neben dem freilich eine Ἀϑηνᾶ ἀποτροπαία (wie sonst
Apollon ἀποτρ.) erscheint (Ins. von Erythrä, Dittenb. Syll. 370, 69. 115):
die Competenzen der Ολύμπιοι und die der χϑόνιοι werden nicht immer
streng getrennt gehalten. — Alt und erblich war der Dienst der Sühn-
götter in dem attischen Geschlecht der Phytaliden, die einst den Theseus
vom Morde des Skiron u. A. reinigten und entsühnten (ἁγνίσαντες καὶ μει-
λίχια ϑύσαντες): Plut. Thes. 12. Die Götter, denen dieses Geschlecht
opferte, waren χϑόνιοι, Demeter und Zeus Meilichios: Paus. 1, 37, 2. 4.
— Eine deutliche Unterscheidung zwischen den ϑεοὶ Ὀλύμπιοι und den
Göttern, denen man nur einen abwehrenden Cult, ἀποπομπάς, widmet, und
das sind eben die Sühnegötter (ἀποδιοπομπεῖσϑαι bei Sühnungen; ἀπο-
πομπαῖοι ϑεοί: Apollodor bei Harpocr. s. ἀποπομπάς), macht Isokrates 5,
117 (ἀποπομπή böser Dämonen, im Gegensatz zu ἐπιπομπή eben solcher:
Anon. de virib. herb. 22. 165. S. Hemsterhus. Lucian. Bipont. II p. 255)
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[249/0265] gehören die Gottheiten, die man bei Sühnungen anrief, Zeus Meilichios, Zeus Apotropaios u. A. zum Kreise der Unter- weltsgötter 1). Ihnen wird, statt des Mörders selbst, ein Opfer- thier geschlachtet, damit der Zorn sich sänftige, den sie als Hüter der abgeschiedenen Seelen hegen. Auch den Erinyen 2) 1) Ueber den chthonischen Charakter der Sühnegötter s. im All- gemeinen K. O. Müller, Aesch. Eum. p. 139 ff. Voran steht hier Ζεὺς μειλίχιος, der ganz unverkennbar ein χϑόνιος ist. Daher, gleich allen χϑόνιοι, man ihn als Schlange gestaltet darstellte, so auf den im Piraeus gefundenen Weihetafeln an Z. μειλ. (sicher den athenischen, und nicht irgend einen fremden, mit dem allen Athenern aus dem Diasienfeste wohl- bekannten Zeus Meilichios identificirten Gott): bull. de corresp. hellén. 7, 507 ff.; C. I. A. 2, 1578 ff. Verbunden mit der chthonischen Hekate auf einer Weihung aus Larisa: Διὶ Μειλιχίῳ καὶ Ἐνοδίᾳ. Bull. 13, 392. Andere ϑεοὶ μειλίχιοι in Lokris mit nächtlichen Opfern verehrt (wie stets die Unterirdischen): Paus. 10, 38, 8. Dann die ἀποτρόπαιοι: welcher Art diese sind, lässt sich schon darnach vermuthen, dass sie mit den Todten und der Hekate zusammen am 30. Monatstag verehrt wurden; s. oben S. 215. Nach einem bösen Traum opfert man den ἀποτρόπαιοι, der Ge und den Heroen: Hippocrat. de insomn. II p. 10 K. Ein χϑόνιος wird auch Ζεὺς ἀποτρόπαιος sein, neben dem freilich eine Ἀϑηνᾶ ἀποτροπαία (wie sonst Apollon ἀποτρ.) erscheint (Ins. von Erythrä, Dittenb. Syll. 370, 69. 115): die Competenzen der Ολύμπιοι und die der χϑόνιοι werden nicht immer streng getrennt gehalten. — Alt und erblich war der Dienst der Sühn- götter in dem attischen Geschlecht der Phytaliden, die einst den Theseus vom Morde des Skiron u. A. reinigten und entsühnten (ἁγνίσαντες καὶ μει- λίχια ϑύσαντες): Plut. Thes. 12. Die Götter, denen dieses Geschlecht opferte, waren χϑόνιοι, Demeter und Zeus Meilichios: Paus. 1, 37, 2. 4. — Eine deutliche Unterscheidung zwischen den ϑεοὶ Ὀλύμπιοι und den Göttern, denen man nur einen abwehrenden Cult, ἀποπομπάς, widmet, und das sind eben die Sühnegötter (ἀποδιοπομπεῖσϑαι bei Sühnungen; ἀπο- πομπαῖοι ϑεοί: Apollodor bei Harpocr. s. ἀποπομπάς), macht Isokrates 5, 117 (ἀποπομπή böser Dämonen, im Gegensatz zu ἐπιπομπή eben solcher: Anon. de virib. herb. 22. 165. S. Hemsterhus. Lucian. Bipont. II p. 255) 2) Philops. 15; Schol. Theocr. 2, 36; Tzetz. Lyc. 77. Apotropaïscher Sinn des Erzgetönes auch im Tanz der Kureten u. s. w.). — Die Sühn- gebräuche waren vielfach beeinflusst durch fremde Superstition, phrygische, lydische. Ihre eigentliche Wurzel hatten sie im kretischen Dienst des (chthonischen) Zeus. Von dort scheinen sie sich, unter Mitwirkung des delphischen Apollonorakels, über Griechenland verbreitet zu haben. Daher auch das Opferthier des Ζεὺς χϑόνιος, der Widder, das vor- nehmste Sühnopfer bildet, sein Fell als Διὸς κώδιον die Sühnungsmittel aufnimmt u. s. w.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/265>, abgerufen am 02.06.2024.