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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Geist mit Geistern verkehrt, so vermag sie auch, von der Zeit-
lichkeit befreit, zu sehen was nur Geisteraugen erkennen, das
zeitlich und örtlich Entfernte. Aus dem enthusiastischen Cult
der thrakischen Dionysosdiener stammt die Begeisterungs-
mantik 1), jene Art der Weissagung, die nicht (wie die Wahr-
sager bei Homer durchweg) auf zufällig eintretende und von
aussen herantretende, mannichfach deutbare Zeichen des Götter-
willens warten muss, sondern sich unmittelbar, im Enthusias-
mus, mit der Götter- und Geisterwelt in Verbindung setzt und
so, in erhöhetem Geisteszustand, die Zukunft schaut und ver-
kündigt. Das gelingt dem Menschen nur in der Ekstasis, im
religiösen Wahnsinn, wenn "der Gott in den Menschen fährt".
Mänaden sind die berufenen Trägerinnen der Begeisterungs-
mantik 2). Es ist gewiss und leicht verständlich, dass der
thrakische Dionysoscult, wie er durchweg eine Veranstaltung
zur Erregung eines gewaltsam überspannten Zustandes der
Menschen war, zum Zweck eines directen Verkehrs mit der
Geisterwelt, so auch die Wahrsagung verzückter, im Wahnsinn
hellsehender Propheten nährte. Bei den Satrern in Thrakien

1) entheoi manteis (Bakiden, Sibyllen) Aristot. probl. 30, 2. theomanteis
Plat. Menon extr. mantike kata to entheon, oper estin entheastikon Plut.
plac. phil. 5, 1, 1.
2) mantis do daimon ode (Dionysos) to gar bakkheusimon kai to maniodes
mantiken pollen ekhei; otan gar o theos eis to som elthe polus, legein to mellon
tous memenotas poiei. Eurip. Bacch. 291 ff. Mit höchster Deutlichkeit und
Bestimmtheit ist hier der innere Zusammenhang der Begeisterungsmantik
mit der "Besessenheit" der ekstatischen Erregung (nicht etwa der Trunken-
heit!) bezeichnet (so verstand den Euripides auch Plutarch, Symp. 7, 10
p. 716 B). Weissagende Maenaden: mainadas thuoskoous Eurip. Bacch. 217. --
oudeis ennous ephaptetai mantikes entheou kai alethous, all e kath upnon ten
tes phroneseos pedetheis dunamin e dia noson e dia tina enthousiasmon
parallaxas. Plat. Tim. 71 E. nosemata mantika e enthousiastika machen die
begeisterten manteis zu solchen: Aristot. 954 a, 35. Solche Mantik ge-
schieht im furor, cum a corpore animus abstractus divino instinctu conci-
tatur
. Cic. de divin. 1 § 66. Berühmtes Beispiel Kassandra, aus welcher
deus inclusus corpore humano, non iam Cassandra loquitur (ibid. § 67).
Die Sibylle, welche mainomeno stomati wahrsagt (Heraklit); die im Zustand
der mania weissagende Pythia zu Delphi. Wahrsagung der korybantisch
Besessenen und "rasenden" Phryger: Arrian bei Eustath. zu Dion. Perieg. 809.

Geist mit Geistern verkehrt, so vermag sie auch, von der Zeit-
lichkeit befreit, zu sehen was nur Geisteraugen erkennen, das
zeitlich und örtlich Entfernte. Aus dem enthusiastischen Cult
der thrakischen Dionysosdiener stammt die Begeisterungs-
mantik 1), jene Art der Weissagung, die nicht (wie die Wahr-
sager bei Homer durchweg) auf zufällig eintretende und von
aussen herantretende, mannichfach deutbare Zeichen des Götter-
willens warten muss, sondern sich unmittelbar, im Enthusias-
mus, mit der Götter- und Geisterwelt in Verbindung setzt und
so, in erhöhetem Geisteszustand, die Zukunft schaut und ver-
kündigt. Das gelingt dem Menschen nur in der Ekstasis, im
religiösen Wahnsinn, wenn „der Gott in den Menschen fährt“.
Mänaden sind die berufenen Trägerinnen der Begeisterungs-
mantik 2). Es ist gewiss und leicht verständlich, dass der
thrakische Dionysoscult, wie er durchweg eine Veranstaltung
zur Erregung eines gewaltsam überspannten Zustandes der
Menschen war, zum Zweck eines directen Verkehrs mit der
Geisterwelt, so auch die Wahrsagung verzückter, im Wahnsinn
hellsehender Propheten nährte. Bei den Satrern in Thrakien

1) ἔνϑεοι μάντεις (Bakiden, Sibyllen) Aristot. probl. 30, 2. ϑεομάντεις
Plat. Menon extr. μαντικὴ κατὰ τὸ ἔνϑεον, ὅπερ ἐστὶν ἐνϑεαστικόν Plut.
plac. phil. 5, 1, 1.
2) μάντις δ̕ὁ δαίμων ὅδε (Dionysos) τὸ γὰρ βακχεύσιμον καὶ τὸ μανιῶδες
μαντικὴν πολλὴν ἔχει· ὅταν γὰρ ὁ ϑεὸς εἰς τὸ σῶμ̕ ἔλϑῃ πολύς, λέγειν τὸ μέλλον
τοὺς μεμηνότας ποιεῖ. Eurip. Bacch. 291 ff. Mit höchster Deutlichkeit und
Bestimmtheit ist hier der innere Zusammenhang der Begeisterungsmantik
mit der „Besessenheit“ der ekstatischen Erregung (nicht etwa der Trunken-
heit!) bezeichnet (so verstand den Euripides auch Plutarch, Symp. 7, 10
p. 716 B). Weissagende Maenaden: μαινάδας ϑυοσκόους Eurip. Bacch. 217. —
οὐδεὶς ἔννους ἐφάπτεται μαντικῆς ἐνϑέου καὶ ἀληϑοῦς, ἀλλ̕ ἢ καϑ̕ ὕπνον τὴν
τῆς φρονήσεως πεδηϑεὶς δύναμιν ἢ διὰ νόσον ἢ διά τινα ἐνϑουσιασμὸν
παραλλάξας. Plat. Tim. 71 E. νοσήματα μαντικὰ ἢ ἐνϑουσιαστικά machen die
begeisterten μάντεις zu solchen: Aristot. 954 a, 35. Solche Mantik ge-
schieht im furor, cum a corpore animus abstractus divino instinctu conci-
tatur
. Cic. de divin. 1 § 66. Berühmtes Beispiel Kassandra, aus welcher
deus inclusus corpore humano, non iam Cassandra loquitur (ibid. § 67).
Die Sibylle, welche μαινομένῳ στόματι wahrsagt (Heraklit); die im Zustand
der μανία weissagende Pythia zu Delphi. Wahrsagung der korybantisch
Besessenen und „rasenden“ Phryger: Arrian bei Eustath. zu Dion. Perieg. 809.
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[313/0329] Geist mit Geistern verkehrt, so vermag sie auch, von der Zeit- lichkeit befreit, zu sehen was nur Geisteraugen erkennen, das zeitlich und örtlich Entfernte. Aus dem enthusiastischen Cult der thrakischen Dionysosdiener stammt die Begeisterungs- mantik 1), jene Art der Weissagung, die nicht (wie die Wahr- sager bei Homer durchweg) auf zufällig eintretende und von aussen herantretende, mannichfach deutbare Zeichen des Götter- willens warten muss, sondern sich unmittelbar, im Enthusias- mus, mit der Götter- und Geisterwelt in Verbindung setzt und so, in erhöhetem Geisteszustand, die Zukunft schaut und ver- kündigt. Das gelingt dem Menschen nur in der Ekstasis, im religiösen Wahnsinn, wenn „der Gott in den Menschen fährt“. Mänaden sind die berufenen Trägerinnen der Begeisterungs- mantik 2). Es ist gewiss und leicht verständlich, dass der thrakische Dionysoscult, wie er durchweg eine Veranstaltung zur Erregung eines gewaltsam überspannten Zustandes der Menschen war, zum Zweck eines directen Verkehrs mit der Geisterwelt, so auch die Wahrsagung verzückter, im Wahnsinn hellsehender Propheten nährte. Bei den Satrern in Thrakien 1) ἔνϑεοι μάντεις (Bakiden, Sibyllen) Aristot. probl. 30, 2. ϑεομάντεις Plat. Menon extr. μαντικὴ κατὰ τὸ ἔνϑεον, ὅπερ ἐστὶν ἐνϑεαστικόν Plut. plac. phil. 5, 1, 1. 2) μάντις δ̕ὁ δαίμων ὅδε (Dionysos) τὸ γὰρ βακχεύσιμον καὶ τὸ μανιῶδες μαντικὴν πολλὴν ἔχει· ὅταν γὰρ ὁ ϑεὸς εἰς τὸ σῶμ̕ ἔλϑῃ πολύς, λέγειν τὸ μέλλον τοὺς μεμηνότας ποιεῖ. Eurip. Bacch. 291 ff. Mit höchster Deutlichkeit und Bestimmtheit ist hier der innere Zusammenhang der Begeisterungsmantik mit der „Besessenheit“ der ekstatischen Erregung (nicht etwa der Trunken- heit!) bezeichnet (so verstand den Euripides auch Plutarch, Symp. 7, 10 p. 716 B). Weissagende Maenaden: μαινάδας ϑυοσκόους Eurip. Bacch. 217. — οὐδεὶς ἔννους ἐφάπτεται μαντικῆς ἐνϑέου καὶ ἀληϑοῦς, ἀλλ̕ ἢ καϑ̕ ὕπνον τὴν τῆς φρονήσεως πεδηϑεὶς δύναμιν ἢ διὰ νόσον ἢ διά τινα ἐνϑουσιασμὸν παραλλάξας. Plat. Tim. 71 E. νοσήματα μαντικὰ ἢ ἐνϑουσιαστικά machen die begeisterten μάντεις zu solchen: Aristot. 954 a, 35. Solche Mantik ge- schieht im furor, cum a corpore animus abstractus divino instinctu conci- tatur. Cic. de divin. 1 § 66. Berühmtes Beispiel Kassandra, aus welcher deus inclusus corpore humano, non iam Cassandra loquitur (ibid. § 67). Die Sibylle, welche μαινομένῳ στόματι wahrsagt (Heraklit); die im Zustand der μανία weissagende Pythia zu Delphi. Wahrsagung der korybantisch Besessenen und „rasenden“ Phryger: Arrian bei Eustath. zu Dion. Perieg. 809.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/329>, abgerufen am 22.11.2024.