die Berichte über die Weisen dieser vorphilosophischen Zeit sind, es schimmert doch noch hindurch, dass zur Askese (wie sie in der Nahrungsenthaltung des Abaris und Epimenides deutlich exemplificirt ist 1)) sie ihre Geistesrichtung geführt hatte. Wie weit sie auf diesem Wege vorgeschritten waren, ist freilich nicht zu sagen.
Das asketische Ideal fehlt auch Griechenland nicht. Aber es bleibt, so mächtig es an einzelnen Stellen eingreift, unter Griechen stets ein Fremdes, unter spiritualistischen Schwärmern eingenistet, der allgemein herrschenden Lebensstimmung gegen- über eine Paradoxie, fast eine Ketzerei. Die öffentliche Re- ligion entbehrt nicht aller Keime einer asketischen Moral; aber ihre volle Entwicklung aus einer religiösen Gesammtansicht hat die Askese in Griechenland nur unter Minoritäten gefunden, die sich in geschlossenen Conventikeln theologischer oder philo- sophischer Richtung absonderten. Jene "Weisen", deren Ideal- bilder die Sagen von Abaris, Epimenides u. s. w. darstellen, standen als Einzelne asketischen Idealen nicht fern. Bald regte sich auch der Versuch, auf dem Boden dieser Ideale eine Gemeinde zu gründen.
1) Vgl. noch Plat. Leg. 3, 677 D E. Plut. fac. in o. l. 25.
die Berichte über die Weisen dieser vorphilosophischen Zeit sind, es schimmert doch noch hindurch, dass zur Askese (wie sie in der Nahrungsenthaltung des Abaris und Epimenides deutlich exemplificirt ist 1)) sie ihre Geistesrichtung geführt hatte. Wie weit sie auf diesem Wege vorgeschritten waren, ist freilich nicht zu sagen.
Das asketische Ideal fehlt auch Griechenland nicht. Aber es bleibt, so mächtig es an einzelnen Stellen eingreift, unter Griechen stets ein Fremdes, unter spiritualistischen Schwärmern eingenistet, der allgemein herrschenden Lebensstimmung gegen- über eine Paradoxie, fast eine Ketzerei. Die öffentliche Re- ligion entbehrt nicht aller Keime einer asketischen Moral; aber ihre volle Entwicklung aus einer religiösen Gesammtansicht hat die Askese in Griechenland nur unter Minoritäten gefunden, die sich in geschlossenen Conventikeln theologischer oder philo- sophischer Richtung absonderten. Jene „Weisen“, deren Ideal- bilder die Sagen von Abaris, Epimenides u. s. w. darstellen, standen als Einzelne asketischen Idealen nicht fern. Bald regte sich auch der Versuch, auf dem Boden dieser Ideale eine Gemeinde zu gründen.
1) Vgl. noch Plat. Leg. 3, 677 D E. Plut. fac. in o. l. 25.
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die Berichte über die Weisen dieser vorphilosophischen Zeit
sind, es schimmert doch noch hindurch, dass zur Askese
(wie sie in der Nahrungsenthaltung des Abaris und Epimenides
deutlich exemplificirt ist 1)) sie ihre Geistesrichtung geführt
hatte. Wie weit sie auf diesem Wege vorgeschritten waren,
ist freilich nicht zu sagen.
Das asketische Ideal fehlt auch Griechenland nicht. Aber
es bleibt, so mächtig es an einzelnen Stellen eingreift, unter
Griechen stets ein Fremdes, unter spiritualistischen Schwärmern
eingenistet, der allgemein herrschenden Lebensstimmung gegen-
über eine Paradoxie, fast eine Ketzerei. Die öffentliche Re-
ligion entbehrt nicht aller Keime einer asketischen Moral; aber
ihre volle Entwicklung aus einer religiösen Gesammtansicht hat
die Askese in Griechenland nur unter Minoritäten gefunden,
die sich in geschlossenen Conventikeln theologischer oder philo-
sophischer Richtung absonderten. Jene „Weisen“, deren Ideal-
bilder die Sagen von Abaris, Epimenides u. s. w. darstellen,
standen als Einzelne asketischen Idealen nicht fern. Bald
regte sich auch der Versuch, auf dem Boden dieser Ideale
eine Gemeinde zu gründen.
1) Vgl. noch Plat. Leg. 3, 677 D E. Plut. fac. in o. l. 25.
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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/410>, abgerufen am 22.11.2024.
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